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Gesammelte Werke 6

Gesammelte Werke 6

Titel: Gesammelte Werke 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkady Strugatsky
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Fenstersims herunterholte, stellte sich allerdings heraus, dass es nur der kleine Hund eines Mitarbeiters gewesen war. Der Mitarbeiter entschuldigte sich, und Roman hielt mir einen höhnischen Vortrag darüber, wie schädlich der Aberglaube sei. Ein schaler Nachgeschmack blieb dennoch zurück. Als Erstes werde ich die Dämonen besprechen, nahm ich mir vor.
    An der Tür zum Vorzimmer des Direktors begegnete ich dem finster dreinschauenden Vitka Kornejew. Er nickte mir mürrisch zu und wollte schon weitergehen, aber ich bekam ihn noch am Ärmel zu fassen.
    »Was ist los?«, fragte der wie immer ungehobelte Vitka und blieb stehen.
    »Ich habe heute Dienst«, teilte ich ihm mit.
    »Schön blöd«, versetzte Vitka.
    »Und du bist grob«, sagte ich zu ihm. »Mit dir will ich in Zukunft nichts mehr zu tun haben.«
    Vitka zupfte am Kragen seines Pullovers und musterte mich interessiert.
    »Wie willst du das denn anstellen?«, fragte er.
    »Das wird mir schon noch einfallen«, erwiderte ich leicht konfus.
    Plötzlich dämmerte es Kornejew. »Warte«, begann er. »Machst du das zum ersten Mal?«
    »Ja.«
    »Verstehe. Und wie gedenkst du vorzugehen?«
    »Wie’s die Instruktion verlangt«, antwortete ich. »Ich werde die Dämonen besprechen, in Sachen Selbstentzündung die Runden gehen und mich dann schlafen legen. Und was hast du vor?«
    »Wir wollen uns treffen«, antwortete Vitka vage. »Bei Verotschka … Was hast du denn da?« Er nahm mir die Liste aus der Hand. »Ah, die toten Seelen …«
    »Ich lasse niemanden rein«, versicherte ich. »Weder tot noch lebendig.«
    »Richtig so«, sagte Vitka. »Goldrichtig. Sieh auch bei mir im Labor mal nach dem Rechten. Dort arbeitet ein Double.«
    »Wessen Double?«
    »Meins natürlich. Wer würde mir schon seins geben? Ich habe ihn eingeschlossen. Hier, nimm den Schlüssel, wenn du schon mal Diensthabender bist.«
    Ich nahm den Schlüssel entgegen.
    »Hör zu, Vitka, bis zehn kann er meinetwegen arbeiten, aber dann muss ich laut Arbeitsgesetzgebung den Strom abschalten.«
    »Na schön, wir werden sehen. Hast du eine Ahnung, wo Edik steckt?«
    »Nein«, sagte ich. »Brauchst gar nicht abzulenken. Um zehn schalte ich überall den Strom ab.«
    »Hab ich vielleicht was dagegen? Mach ruhig das Licht aus. Meinetwegen in der ganzen Stadt.«
    Da ging die Vorzimmertür auf, und Janus Poluektowitsch trat heraus.
    »Aha«, sagte er, als er uns erblickte.
    Ich verbeugte mich ehrerbietig. Seinem Gesicht war anzusehen, dass er meinen Namen vergessen hatte.
    »Bitte«, sagte er und reichte mir die Schlüssel. »Wenn ich nicht irre, sind Sie heute Diensthabender? Übrigens …« Er zögerte. »Habe ich nicht gestern mit Ihnen gesprochen?«
    »Ja«, antwortete ich. »Sie kamen in den Elektroniksaal.«
    Er nickte.
    »Ja, in der Tat. Wir haben uns über die Praktikanten unterhalten …«
    »Nein«, wandte ich respektvoll ein. »Das stimmt nicht ganz. Es ging um unseren Brief an die Zentrale Akademieversorgung. Wegen eines elektronischen Zusatzgeräts.«
    »Ach so«, sagte er. »Na schön, ich wünsche Ihnen einen ruhigen Dienst. Viktor Pawlowitsch, kann ich Sie einen Augenblick sprechen?«
    Er fasste Vitka unter und ging mit ihm den Korridor hinunter, während ich mich ins Vorzimmer begab. Hier schloss ein zweiter Janus Poluektowitsch gerade die Panzerschränke ab. Bei meinem Anblick sagte er: »Aha«, und klapperte weiter mit dem Schlüsselbund. Das war V-Janus – ein wenig konnte ich die beiden schon auseinanderhalten. V-Janus sah etwas jünger aus, war unfreundlich, wortkarg und immer auf Distanz bedacht. Man erzählte sich, dass er viel arbeitete, und Leute, die ihn schon länger kannten, wollten wissen, dass der mittelmäßige Verwaltungsleiter sich langsam, aber sicher in einen hervorragenden Wissenschaftler verwandelte. W-Janus dagegen war immer freundlich und aufmerksam und hatte die merkwürdige Angewohnheit, einen zu fragen: »Habe ich gestern nicht mit Ihnen gesprochen?« Es wurde gemunkelt, dass er in letzter Zeit sehr nachlasse, obwohl er noch immer ein Wissenschaftler von Weltrang war. Dennoch waren V-Janus und W-Janus ein Mensch – etwas, das mir partout nicht in den Kopf wollte. Vielleicht war das Ganze etwas Symbolhaftes, bloß eine Metapher?
    Als V-Janus alles abgeschlossen hatte, händigte er mir einen Teil seiner Schlüssel aus, verabschiedete sich kühl und ging.
    Ich setzte mich an den Tisch des Referenten, legte die Liste vor mich und rief im Elektroniksaal an. Dort meldete

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