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Gesammelte Werke

Gesammelte Werke

Titel: Gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Allan Poe
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ungemein entzückt und lud im Überschwang seiner Freude einen großen Bekanntenkreis für den kommenden Tag zu einem »petit souper«, bei welcher Gelegenheit man das Geschenk des guten alten Herrn Schützenwerth anbrechen wollte. Übrigens ließ er, als er die Einladungen vorbrachte, den »guten alten Herrn Schützenwerth« unerwähnt. Wenn ich mich recht erinnere, so sagte er es keiner Seele, dass er den Château Margaux als Geschenk erhalten hatte. Er forderte lediglich seine Freunde auf, bei ihm einen hervorragend guten Wein von köstlichem Aroma zu trinken, den er vor einigen Monaten in der Stadt bestellt habe und der morgen eintreffen werde. Ich musste mir oft den Kopf zerbrechen, warum »unser Karlchen« nicht sagen wollte, dass er den Wein von seinem alten Freund erhalten hatte, aber ich konnte den Grund für sein Schweigen nie ganz verstehen, wenngleich er ohne Zweifel einen ausgezeichneten und edelmütigen Grund gehabt haben wird.
    Der andere Tag kam, und mit ihm fand sich eine sehr große und höchst würdige Gesellschaft im Haus des Herrn Guterjung ein. Ja, die halbe Stadt war da – auch ich gehörte dazu. Zum großen Leidwesen des Hausherrn aber langte der Château Margaux erst in später Stunde an, als dem üppigen, von »unserem Karlchen« spendierten Mahl von den Gästen bereits ausgiebig Ehre angetan worden war. Immerhin, er traf endlich ein – eine ungeheuer große Kiste voll –, und da sich die Gesellschaft in ausgezeichneter Stimmung befand, wurde allgemein beschlossen, die Kiste auf den Tisch zu stellen und sogleich auszupacken.
    Kaum gesagt, getan. Ich lieh hilfreiche Hand, und im Nu hatten wir die Kiste auf dem Tisch, mitten zwischen den Flaschen und Gläsern, von denen nicht wenige bei diesem Manöver zerbrachen. »Unser Karlchen«, der schon reichlich angeheitert war und einen ganz roten Kopf hatte, nahm nun mit gespielter Feierlichkeit am oberen Ende der Tafel Platz, hieb mit einem Abfüllgefäß wie rasend auf den Tisch und rief die Gesellschaft zur Ordnung, da jetzt »der Schatz zur Auferstehung gebracht werden« solle.
    Nach allerlei lautem Gerede herrschte endlich Schweigen, und wie es in ähnlichen Fällen öfters geschieht, war es auf einmal vollkommen und auffällig still. Als man mich nun ersuchte, den Deckel aufzubrechen, tat ich das selbstredend mit »unendlichem Vergnügen«. Ich setzte einen Meißel an, und als ich ihm mit einem Hammer einige leichte Schläge gegeben hatte, sprang der Deckel heftig auf, und gleichzeitig schnellte, mit dem Gesicht zum Hausherrn gewandt, der zerschmetterte, blutige, halbverweste Leichnam des ermordeten Herrn Schützenwerth selbst in sitzende Stellung empor. Fest und traurig blickte er mit seinen eingefallenen und gebrochenen Augen dem Herrn Guterjung ins Gesicht, sagte langsam, aber klar und bedeutsam: »Du bist der Mann!«, sank dann befriedigt seitwärts aus der Kiste heraus und streckte seine zitternden Glieder über den Tisch.
    Die Szene, die folgte, ist gar nicht zu beschreiben. Alles stürzte wie rasend zu Türen und Fenstern hinaus, und viele der kräftigsten Männer sanken vor Entsetzen glatt in Ohnmacht. Nach dem ersten wilden Entsetzensschrei aber wandten sich aller Augen auf Herrn Guterjung. Wenn ich tausend Jahre lebe, so werde ich nie das tödliche Grauen vergessen, das sich auf seinem eben noch von Stolz und Wein geröteten, jetzt geisterbleichen Antlitz malte. Minutenlang saß er steif da wie ein Marmorbild; seine Augen schienen mit völlig leerem Blick nach innen gerichtet und in Betrachtung seiner eigenen Mörderseele versunken. Dann plötzlich glitt sein Blick heraus zu seiner Umgebung, als er mit jähem Satz aufsprang, Kopf und Schultern schwer auf den Tisch fallen ließ, so dass er den Leichnam berührte, und nun wild und hastend ein ausführliches Geständnis des abscheulichen Verbrechens ablegte, um deswillen Herr Kielfeder gegenwärtig in Haft saß und zum Tode verurteilt war.
    Was er erzählte, war im Wesentlichen dies: Er folgte seinem Opfer bis in die Nähe des Teichs, schoss auf das Pferd mit der Pistole, schlug den Reiter mit dem Pistolengriff nieder, bemächtigte sich seiner Brieftasche und zerrte das Pferd, das er für tot hielt, in die Brombeeren am Weiher. Auf sein eigenes Tier warf er den Leichnam des Herrn Schützenwerth und brachte ihn so an einen tief im Wald versteckten sicheren Ort.
    Wams, Messer, Brieftasche und Kugel hatte er an ihren Fundorten niedergelegt, in der Absicht, sich an Herrn Kielfeder zu

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