Gesammelte Werke
dieses Kaninchens au-chat.
»Dieses was?«
»Dieses Kaninchens au-chat.«
»Ach, nein, danke – ich habe mir’s überlegt. Ich will mir doch lieber etwas Schinken nehmen.«
Man weiß doch nie, was man von diesen Provinzlern vorgesetzt bekommt, dachte ich bei mir selber. Ich mag nichts von ihrem Kaninchen au-chat und ebenso wenig von ihrem Katzen-Kaninchen.
»Und dann«, nahm am unteren Ende der Tafel ein leichenblasser Mensch den Faden der Unterhaltung wieder auf, »und dann hatten wir neben anderen Tollheiten auch einen Patienten, der eigensinnig dabei blieb, er sei ein Kordova-Käse, und der mit einem Messer in der Hand herumlief und die anderen bat, eine schöne Scheibe aus der Mitte seines Beins zu versuchen.«
»Er war unbedingt ein großer Narr«, fiel irgendeiner ein, »immerhin aber nicht zu vergleichen mit einem gewissen Jemand, den wir alle kennen – mit Ausnahme dieses fremden Herrn natürlich. Ich meine den Mann, der sich für eine Sektflasche hielt und immer knallte und sprudelte, nämlich so …«
Hier steckte der Sprecher höchst unziemlich den Daumen in den Mund, klemmte ihn gegen die rechte Backe und machte damit ein knallendes Geräusch, ähnlich dem eines springenden Pfropfens, dann ließ er die Zunge zwischen den Zähnen vibrieren, was einen zischenden, sprudelnden Laut hervorbrachte, wie eine aufschäumende Sektflasche.
Ich sah, dass dies Benehmen Herrn Maillard nicht sehr gefiel; er sagte aber nichts, und die Unterhaltung wurde durch ein kümmerliches Männchen mit einer großen Perücke weitergeführt.
»Da war auch ein Dummkopf«, sagte er, »der hielt sich für einen Frosch; dem er übrigens gar nicht so unähnlich war. Ich wollte. Sie hätten ihn sehen können, Herr«, wandte sich der Sprecher an mich, »es hätte Sie wirklich erquickt, zu sehen, wie natürlich er sich benahm. Herr, wenn der Mensch kein Frosch war, so kann ich nur sagen, dass es zu bedauern ist, dass er keiner war. Sein Gequake – so: kroax … kroax! – war das schönste von der Welt – b-Moll! Und wenn er ein oder zwei Glas Wein getrunken hatte und dann die Ellbogen auf den Tisch stützte – so – und den Mund aufriss – so – und mit den Augen rollte – so – und ganz schnell mit den Lidern zwinkerte – so – nun, mein Herr, ich stehe dafür ein. Sie wären ganz Bewunderung für diesen Mann gewesen.«
»Ich zweifle nicht daran«, sagte ich.
»Und dann«, sagte jemand anders, »dann war da Petit Gaillard, der sich für eine Prise Schnupftabak hielt und ganz verzweifelt war, weil er sich nicht selbst zwischen Daumen und Zeigefinger nehmen konnte.«
»Und da war auch Jules Desoulières, wirklich ein eigenartiger Geist, der den verrückten Gedanken hatte, ein Kürbis zu sein. Er verfolgte den Koch mit dem Anliegen, einen Pudding aus ihm zu machen – was der Koch entrüstet ablehnte. Ich meinesteils zweifle keineswegs, dass ein Kürbispudding à la Desoulières ein vorzügliches Gericht gewesen wäre!«
»Sie setzen mich in Erstaunen!«, sagte ich; und ich blickte fragend auf Herrn Maillard.
»Ha, ha, ha!«, lachte dieser. »He, he, he! – Hi, hi, hi! – Ho, ho, ho! – Hu, hu, hu! – Sehr gut, sehr gut! Sie dürfen nicht erstaunt sein, mon ami! Unser Freund hier ist ein Witzbold – ein Spaßmacher – Sie dürfen ihn nicht wörtlich nehmen.«
»Und dann«, sagte ein anderer aus dem Kreise, »hatten wir Bouffon le Grand – in seiner Weise auch ein sehr origineller Mensch. Er war aus unglücklicher Liebe verrückt geworden und bildete sich nun ein, zwei Köpfe zu haben. Einen davon hielt er für den Kopf des Cicero; der andere war zusammengesetzt: von der Stirn bis zum Mund Demosthenes und vom Mund bis zum Kinn Lord Brougham. Vielleicht irrte er sich, aber er hätte Sie davon überzeugt, dass er im Recht sei; denn er war ein Mann von großer Rednergabe. Er hatte eine Leidenschaft für das Reden und stellte sich gern zur Schau. Er sprang zum Beispiel auf den Speisetisch – so – und …«
Hier legte einer, der an seiner Seite saß, ihm die Hand auf die Schulter und flüsterte ihm etwas ins Ohr, worauf er ganz plötzlich schwieg und in seinen Stuhl zurücksank.
»Ferner«, sagte der, der geflüstert hatte, »war da Boullard, der Kreisel. Ich sage Kreisel, weil er die seltsame, aber gar nicht so unvernünftige Grille hatte, in einen Kreisel verwandelt worden zu sein. Sie hätten gebrüllt vor Lachen, wenn Sie ihm zugesehen hätten. Er drehte sich wohl eine Stunde lang auf einem Bein, in
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