Gesammelte Werke
Umlaufzeit und mit ihr also auch die Hauptachse der Ellipse des Kometen allmählich, aber durchaus regelmäßig kürzer wird. Genau das müsste sich nun ergeben, wenn wir annehmen, dass der Komet den Widerstand einer äußerst dünnen ätherischen Substanz, die seine Bahn durchdringt, zu überwinden hat. Denn es ist klar, dass ein solcher Stoff, der die Schnelligkeit des Kometen verringert, seine zentripetale Kraft vermehren, die zentrifugale aber vermindern muss. Mit anderen Worten, die Anziehungskraft der Sonne würde beständig größere Macht gewinnen und der Komet bei jeder Umdrehung stärker von ihr angezogen werden. Ja, es lässt sich für die fraglichen Veränderungen überhaupt keine andere Erklärung finden.
Also noch einmal: Der wirkliche Durchmesser der Nebelhülle des Kometen verkürzt sich bei Annäherung an die Sonne mit äußerster Schnelligkeit und dehnt sich bei der Wiederentfernung des Kometen mit entsprechender Schnelligkeit wieder aus. War ich nicht, mit Mr. Valz, zu der Annahme berechtigt, dass diese offenbare Verdichtung des Volumens in der Zusammendrängung der vorgenannten ätherischen Substanz ihre Ursache hat, deren Dichtigkeit im Verhältnis zu ihrer Sonnennähe zunimmt? Auch das linsenförmige Phänomen, das man Zodiakallicht nennt, verdient Beachtung. Dieser in den Tropen besonders deutliche Lichtschein, der nicht mit einer meteorischen Strahlung verwechselt werden kann, verbreitet sich vom Horizont schräg nach oben und folgt in der Regel der Richtung des Sonnenäquators. Mir schien es ganz offenbar eine Art verdünnter Atmosphäre zu sein, die sich rings um die Sonne ausbreitet, mindestens bis über die Bahn der Venus hinaus und, nach meiner Annahme, noch unendlich viel weiter. * Ja, ich konnte nicht der Auffassung sein, dass dieses Medium sich auf die Bahn der Ellipse des Kometen oder nur auf den nächsten
Umkreis der Sonne beschränke. Es ist im Gegenteil leicht anzunehmen, dass es die ganze Region unsres Planetensystems durchdringt und sich um die Planeten selbst zu der sogenannten Atmosphäre verdichtet – bei einigen derselben vielleicht durch rein geologische Bedingungen modifiziert; das heißt, in seinen Verhältnissen (oder seiner absoluten Beschaffenheit) modifiziert durch die verflüchtigten Materien der betreffenden Gestirne.
Unter diesem Gesichtspunkt gab es kaum mehr ein Zögern für mich. Überzeugt, dass ich auf meiner Fahrt in eine der unseren wesentlich gleichende Atmosphäre kommen würde, stellte ich fest, dass ich mit Hilfe des sehr geeigneten Apparates des Herrn Grimm gut in der Lage sein würde, diese Atmosphäre zu Atmungszwecken genügend zu verdichten. Das musste das Haupthindernis einer Mondreise beheben. Ich hatte es mich ein schönes Stück Geld und viel Arbeit kosten lassen, den Apparat dem bewussten Zweck anzupassen, und sah vertrauensvoll seiner erfolgreichen Anwendung entgegen, sofern es mir nur gelänge, die Reise innerhalb einer entsprechend kurzen Zeit zu beenden. – Das bringt mich wieder auf die Frage der Geschwindigkeit zurück, mit der die Reise sich möglicherweise ausführen lassen konnte.
Es ist bekannt, dass Ballons im ersten Stadium ihres Aufsteigens nur eine mäßige Geschwindigkeit haben. Nun beruht die Auftriebskraft ganz allein auf der größeren Schwere der atmosphärischen Luft gegenüber dem Gas im Ballon, und auf den ersten Blick scheint es nicht annehmbar, dass die ursprüngliche Geschwindigkeit des Ballons sich beim Steigen durch atmosphärische Schichten von immer schneller abnehmender Dichtigkeit überhaupt noch zu vergrößern vermöchte. Andererseits hatte ich jedoch nie gehört, dass sich jemals bei einer von Luftschiffern erzielten Höhe eine Verminderung in der absoluten Aufstiegsgeschwindigkeit ergeben hätte, obschon das eigentlich der Fall sein müsste, zumindest wegen der Gasausströmung bei schlecht gebauten und nur in üblicher Weise gefirnisten Ballons. Es schien demnach, dass dieses Ausströmen nur gerade die Wirkung hatte, für die zunehmende Schnelligkeit des Ballons bei seinem immer geringer werdenden Abstand vom Gravitationszentrum ein Gegengewicht zu bilden. Ich kam also zu der Schlussfolgerung: Angenommen, ich fand auf meiner Fahrt das vermutete Medium, und angenommen, dass es sich im Wesentlichen als das erwies, was wir atmosphärische Luft nennen, so konnte es verhältnismäßig wenig bedeuten, in was für einer außerordentlichen Verdünnung ich es antraf – das heißt hinsichtlich meiner
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