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Gesang der Daemmerung

Gesang der Daemmerung

Titel: Gesang der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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längst entschieden, dass eine gemeinsame Flucht die einzige Möglichkeit darstellte, sowohl Gorian als auch Aladion loszuwerden. Irgendwohin, wo die Tage voller Sonne und die Nächte voller Sterne waren. Er besaß die gefärbten Augengläser, konnte sich mit dunkler Kleidung schützen. Wassergeister und Meermänner waren ihre Verbündeten, auch die Gnome und Berggeister waren Gorian nicht wohlgesinnt …
    Ein Schatten zog sich über den Himmel, und Darion fuhr aus seinen Gedanken. Blitzschnell griff er nach den Zügeln von Marians Stute und lenkte seinen Wallach unter die schützenden Eichen, Marians Reittier hinter sich herzerrend.
    »Was ist denn los? Was tust du?«, protestierte sie ärgerlich.
    »Es kommt ein Gewitter, mein Schatz. Besser, wir ziehen uns hierher zurück, sonst werden wir noch nass.«
    »Bist du verrückt? Jedes Kind weiß, dass man bei einem Gewitter auf keinen Fall unter einer Eiche stehen sollte …«
    Er gab sich große Mühe, sie noch tiefer in den Wald zu ziehen, doch ihre Stute, das dumme Vieh, wehrte sich.
    »Das ist kein Gewitter, Darion! Das sind Nebelgeister. Ich kann ihre Kettenhemden sehen, sie tragen Schwerter, wie auch du eines besitzt … Es sind …«
    »Schau nicht hin, Marian!«, bat er.
    Natürlich gehorchte sie nicht. Fasziniert starrte sie auf die heranschwebenden Geister, die den Himmel wie eine düstere Wolke verdunkelten, wogende, quellende Dünste, die sich nur zum Teil schon in Krieger verwandelt hatten, zum anderen Teil noch als wabernde Nebel heranwehten. Ein Mensch hätte diese Himmelserscheinung für eine Gewitterwolke gehalten, doch Marian war eine Elbin …
    »Es sind Nachtschatten«, gestand er. »Keine Ahnung, was sie vorhaben, aber du brauchst dich nicht zu ängstigen. Hier unter den Eichen können sie uns nichts anhaben.«
    Sie gab keine Antwort, beobachtete die dunklen Krieger mit schmalen Augen und sprach mit leiser beruhigender Stimme auf ihre Stute ein. Das Geschwader überflog das Tal, ohne sich länger in ihrer Nähe aufzuhalten, und verschwand hinter den Hügeln.
    »Es sind Gorians Nachtschatten, nicht wahr? Und sie sind auf der Jagd nach mir«, sagte sie dann, ohne Darion anzusehen. »Weshalb lügst du mir vor, dies sei eine Gewitterwolke? Hältst du mich für ein Kind, dem man die Wahrheit verschweigen muss?«
    Er konnte Zorn und Enttäuschung in ihrer Stimme heraushören und begriff, dass der glückselige Schwebezustand, in dem ihre Liebe hatte gedeihen können, von nun an in Gefahr war.
    »Vergib mir, Marian!«, flehte er. »Ich wollte dir den Schrecken ersparen, das war dumm von mir. Aber ich fürchtete ernsthaft, du könntest im Zorn den Bach zum Überlaufen bringen …«
    Sein Scherz kam schlecht an, Marian trieb mit unbeweglicher Miene ihre Stute tiefer ins Dickicht hinein, um auf dem schmalen gewundenen Waldpfad zum Wohnhaus zurückzukommen. Darion folgte ihr wortlos, blickte mit gewohnter Wachsamkeit umher, doch zwischen den knorrigen alten Stämmen war außer einer schlafenden Wildschweinsippe und einigen Rehen nichts Auffälliges zu entdecken.
    Inzwischen war er zu der Erkenntnis gelangt, dass es sich bei dem Nachtschattengeschwader keineswegs um Gorians Kämpfer gehandelt hatte. Es waren die abtrünnigen Burschen gewesen, die Aladion hier in der Umgebung in Höhlen und zwischen den Felsen untergebracht hatte. Er hätte das eigentlich gleich merken müssen, doch es hatte ihn irritiert, dass Aladion selbst nicht unter ihnen war. Vermutlich lag der Alte noch in den weißen Armen seiner Quellnymphe, während seine Leute hier auf Maygarden aus lauter Langeweile Erkundungsflüge unternahmen und dabei die Pferde scheu machten.
    Darion hatte ein ungutes Gefühl, als sie in den Hof ritten und von den Pferden stiegen. Marian hatte recht: In seinem Bemühen, sie zu schützen, hatte er ihr viel zu viele Dinge verschwiegen. Unter anderem auch die Tatsache, dass Aladion in den Felsen eine eigene Armee heranzog. Er musste mit ihr sprechen, bevor es zu spät war – sie sollte seine Entscheidung, Maygarden zu verlassen, begreifen und mittragen. Nur so würden sie beide …
    »Herrin«, sagte der rothaarige George zu Marian, während er ihr den Steigbügel hielt. »Wir haben einen Gast. Einen guten Bekannten. Die Nachtschatten nahmen ihn gefangen, als er sich in einer Reisekutsche dem Landsitz näherte.«
    »Die … Nachtschatten?«
    »Nun … sie sind auch mir noch unheimlich, aber ihre Wachsamkeit ist lobenswert, Herrin. Sogar dann, wenn ihr Herr Aladion

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