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Gesang der Daemmerung

Gesang der Daemmerung

Titel: Gesang der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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leuchtet!«
    »Sie trägt Eolins Amulett um den Hals.«
    »Sie wird Eolins Macht wiederherstellen.«
    »So ist es geweissagt. So wird es kommen.«
    Marian fand dieses Geflüster reichlich verwirrend. Was wollten diese Leute von ihr? Gut, sie war eine Nachkommin der Elbenkönigin – aber war sie denn die einzige? Das konnte eigentlich nicht sein, Eolin hatte ganz sicher viele Nachkommen. Und überhaupt – wozu brauchten diese Leute eine Königin? Es gab doch gar kein Königreich.
    Sie gab ihrer Stute die Sporen, um so schnell wie möglich aus der Nähe dieser Gaffer zu gelangen, und Darion folgte ihr besorgt. Marian trug einen lichtblauen Mantel, den die Elbin Gesira, die ehemals Mrs. Crincle gewesen war, für ihren Schützling genäht hatte, und dazu einen Hut, an dem ein weißer Schleier befestigt war. Marian hatte diese Aufmachung zwar etwas unpassend für die ländliche Umgebung gefunden, aber weil sie Gesira nicht enttäuschen wollte, hatte sie die Sachen doch angelegt. Nun war sie – besonders wegen des flatternden Schleiers – aus allen Richtungen, besonders auch von oben, sehr gut sichtbar.
    »Wo bleibst du denn?«, rief sie fröhlich, sich im Sattel nach Darion umwendend. »Hast du nicht versprochen, immer an meiner Seite zu bleiben?«
    Darions Pferd war ein braver Fuchswallach, der schon ein wenig bequem war und plötzliche Tempoänderungen wenig schätzte. Daher hatte er Mühe, sie einzuholen, und handelte sich noch dazu ihren Spott ein.
    »Wie soll das erst später werden, wenn du mir jetzt schon nicht mehr folgen kannst!«
    »Keine Sorge, ich lasse mir schon etwas einfallen!«, erwiderte er grinsend und fasste ihre Hand, um sie während des Ritts für eine kurze Zeit festzuhalten. »Zur Not werde ich eben fliegen müssen, meine schöne Herrin.«
    Sie lachte, warnte ihn jedoch davor, ihr davonzufliegen, wie er es in der Vergangenheit bereits getan hatte.
    »Wie halten es denn die Nachtschatten mit der Zweisamkeit?«, wollte sie dann wissen.
    »Mit der … Zweisamkeit?«, fragte er verständnislos.
    »Du meine Güte!«, schalt sie ihn und verdrehte die Augen zum Himmel, an dem keine einzige Wolke zu sehen war. »Ich meine, was tun zwei Nachtschatten, wenn sie sich lieben und beieinanderbleiben wollen?«
    Jetzt begriff er und war tief gerührt. Sie wünschte sich eine Hochzeit, wie sie unter Menschen üblich war. Was sollte er antworten? Dass sich noch nie zuvor ein Nachtschatten mit einer Lichtelbin verbunden hatte?
    »Ich bin noch nicht in dieser Lage gewesen«, gestand er. »Aber ich weiß, dass man sich gegenseitige Treue verspricht. Vielleicht fragen wir einmal Mrs. Crincle, wie die Elben in diesem Fall handeln?«
    »Nicht anders als die Menschen. Man heiratet eben«, erklärte Marian kopfnickend.
    Eine kleine Weile ritten sie schweigend nebeneinander her. Darion beobachtete den Himmel und die Kuppen der Hügel, um keine bösen Überraschungen zu erleben, hin und wieder schauten beide zum Bach hinüber. Er führte nur wenig Wasser, doch von den hohen Ufern vom Wind geschützt hatte sich unten im Bachbett schon das erste Grün aus dem Boden gewagt.
    »Wären wir beide Menschen, dann würde ich dich jetzt fragen, ob du meine Ehefrau werden willst«, sagte er leise.
    »Wären wir beide Menschen und du würdest mich fragen, ob ich deine Ehefrau werden will – dann würde ich jetzt mit Ja antworten.«
    Beide blickten einander an, beglückt von diesem Bekenntnis, das zwar ein wenig förmlich und auch überflüssig, zugleich aber ein neuer Beweis ihrer Verbundenheit war. Darion beschloss, einen ersten Vorstoß zu wagen.
    »Würdest du mir dann folgen, wie eine Ehefrau ihrem Mann folgt, Marian?«
    »Ja, das würde ich«, gab sie, ohne zu zögern, zurück.
    »Selbst wenn ich die Absicht hätte, Maygarden zu verlassen?«
    Sie schluckte, und er wusste, dass ihr diese Entscheidung unendlich schwerfallen würde. Sie hing mit ihrer ganzen Seele an diesem Landsitz, auf dem sie ihre Kindheit verbracht hatte.
    »Es täte mir nur um die vielen Angestellten leid«, wandte sie zögernd ein. »Sie hängen doch so an mir … Ach, du weißt ja gar nicht, wie schön es hier im Frühjahr und im Sommer ist! Nein, wirklich, es gibt keinen Grund, Maygarden zu verlassen, Darion …«
    »Und wenn unsere Liebe davon abhinge?«, fragte er ernst.
    »Dann gehe ich mit dir, wohin du willst«, sagte sie leise, und in ihren Elbenaugen erkannte er sein eigenes Bild.
    Es schnitt ihm ins Herz, sie so bekümmert zu sehen, doch er hatte

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