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Gesang der Daemmerung

Gesang der Daemmerung

Titel: Gesang der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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kannte die Geheimnisse ihrer Leidenschaft, wusste die kleine rosige Perle zu liebkosen, ihre Brüste mit Küssen zu erregen, bis sie den Rhythmus ihrer Hingabe vor ihm tanzte und immer wieder sehnsuchtsvoll seinen Namen flüsterte. Wenn sie das tat, verging er vor Glückseligkeit, diese Augenblicke hätte er ins Unendliche ausdehnen mögen. Sie liebte ihn, Darion, dessen Namen sie immer wieder rief. Er gehörte ihr, war ihr Diener und ihr Herr, ihr Knecht und ihr Beschützer, er war der Ritter, an dessen Seite sie über die Hügel des Landsitzes ritt, er war der Mann, der ihren nackten Leib in heiße Lust versetzte.
    Aladion, der Abtrünnige, übte sich in Geduld, ohne die Hoffnung ganz aufzugeben. Immer wieder erging er sich in bissigen Bemerkungen, fragte spöttisch, ob Darion beschlossen hätte, bis ans Ende seiner Tage Liebessklave einer schönen Elbin zu bleiben. Wo sein Kampfesmut geblieben wäre? Seine Lust an der Gefahr? Seine Freude am raschen Flug über Meer und Land in Gesellschaft der Kameraden?
    »Welcher Kameraden?«, fragte Darion verständnislos zurück.
    »Schon gut«, lenkte Aladion beleidigt ein. »Ich war der Meinung, so etwas wie dein Bundesgenosse zu sein.«
    »Wenn es gegen Gorian geht – gewiss.«
    »Und du glaubst, er hat unsere Elbentochter schon vergessen? Nachdem er ihre Macht am eigenen Leibe zu spüren bekam?«
    Darion schnaubte verächtlich und behauptete, Gorian wäre nicht mehr der Jüngste, er hätte vermutlich resigniert und pflegte seine morschen Knochen. Er wusste selbst, dass dies nicht sehr wahrscheinlich war, aber immerhin hatte es bisher noch keinen einzigen Angriff von Gorians Seite gegeben.
    »Du hast recht, junger Mann«, gab Aladion mit leiser Ironie zurück. »Gorian ist alt, seine Zeit wird bald abgelaufen sein. Aber gerade dies muss für ihn einen Grund darstellen, sich der Quelle des ewigen Lebens so bald als irgend möglich zu bemächtigen.«
    Aladion sparte nicht mit Ausschmückungen, die beunruhigend, vor allem jedoch leider nicht ganz unwahrscheinlich klangen. Gorian würde sich in diesem Fall nicht darauf beschränken, Herrscher der Nachtschatten zu sein. Schon jetzt hätte er andere Naturwesen unterjocht, die Quellnymphen seien in seiner Hand, auch viele Wassergeister und mehrere Zwergenvölker. Er würde nicht zögern, seine Macht zudem über die Erd- und Berggeister auszudehnen, Flüsse und Seen in seine Gewalt zu bringen und sich schließlich auch die Menschen untertan zu machen.
    »Die Menschen?«, meinte Darion abschätzig. »Was hätte er damit wohl gewonnen?«
    Aladion stieß einen ärgerlichen Seufzer aus und äußerte, dass ihm in seinem langen Leben schon so mancher Bursche begegnet wäre, der zu faul war, sein Hirn zu gebrauchen. Darion aber würde in dieser Hinsicht alle übertreffen.
    An den folgenden Tagen tauchte er im Landhaus nicht auf, und Darion hegte den Verdacht, dass der gute Aladion es leid war, immer nur den lästigen Mahner zu spielen, und stattdessen seiner schönen Freundin Selena einen Besuch abstattete.
    Marian war tief gerührt gewesen, als er ihr von Aladions Freundschaft zu der Quellnixe erzählt hatte. Seine geliebte Elbin hegte eine große Zuneigung zu dem Abtrünnigen, vermutlich würde sie ihm niemals vergessen, dass er sie einmal vor ihrem widerlichen Vormund beschützt hatte. Darion musste zwar zugeben, dass auch er Aladion zu Dank verpflichtet war, doch er kannte dessen hochfliegende Pläne und wusste auch, welche Rolle Marian dabei zugedacht war. Nein, Aladion war nicht weniger machtgierig als Gorian. Es war klug, sich vor allen beiden in Acht zu nehmen.
    Zwei Tage später ritt Darion neben Marian am Bach entlang, wobei er wie immer bemüht war, sich nicht allzu weit von dem schützenden Eichenwald zu entfernen. Es hatten sich inzwischen noch weitere Lichtelben eingefunden, die allesamt in ihrer menschlichen Verkleidung verharrten, möglicherweise deshalb, weil sie sich bisher noch niemals zu ihrer Elbennatur bekannt hatten. Sie waren in kleinen hölzernen Gebäuden nahe des Waldes untergebracht und wirkten selbst aus der Entfernung recht deplatziert, denn die meisten schienen als Beamte, Schulmeister oder Schreiberlinge ihr Brot verdient zu haben. Sie alle starrten Marian mit großen leuchtenden Augen an, und wenn sie an ihnen vorüberritten, sah man ein glückliches Lächeln auf ihren Gesichtern.
    »Die Königin!«, hörte man es flüstern.
    »Da reitet sie vorbei!«
    »Wie schön sie ist! Wie ihr silbernes Haar

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