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Gesang der Daemmerung

Gesang der Daemmerung

Titel: Gesang der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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akzeptiert«, erklärte er selbstzufrieden. »Die anderen hingegen müssen sich vor den Eichenwäldern in Acht nehmen.«
    Die anderen – das waren jene Bundesgenossen, die Aladion in letzter Zeit anwarb und irgendwo in den Hügeln oder zwischen den Felsen ansiedelte. Diese Aktivitäten bildeten ganz offensichtlich einen Teil seiner Pläne. Vermutlich sammelte er Kämpfer, um irgendwann gegen Gorian zu ziehen. Darion vermutete, dass es sich bei einigen davon um abtrünnige Nachtschatten handelte, viele Krieger sich aber auch aus Erdgeistern, Zwergen oder Wassermännern rekrutierten, die allesamt dem Herrn der Nachtschatten nicht gewogen waren. Auch die Zahl der Lichtelben, die mit ihnen im Landhaus und den dazugehörigen Nebengebäuden lebten, vergrößerte sich beständig.
    Marian hatte schon einmal besorgt gefragt, woher die vielen Angestellten wohl kämen und wovon sie sie alle bezahlen sollte. Tatsächlich machten sich diese Lichtelben in Haus und Hof, in Ställen und Kellern nützlich. Auch der rothaarige George war eifrig bemüht, die Pferde zu striegeln und die Räder der Kutsche zu schmieren. Die Lichtelben waren Marian allesamt wie die Hündchen ergeben, blickten voll seliger Hoffnung auf ihre neue Königin und erfüllten ihr jeden Wunsch, noch bevor sie ihn aussprach. Darion hatte oft Mühe, seine freundliche Miene zu wahren, denn diese naiven Traumlinge fielen ihm fürchterlich auf die Nerven. Man hatte ihm berichtet, dass die Lichtelben in alten Zeiten gewitzte und mutige Krieger hervorgebracht hätten. Sogar vor den kämpfenden Frauen hätte man sich in Acht nehmen müssen, doch davon war bei all diesen armseligen Flüchtlingen nicht viel zu erkennen. Eine Verstärkung für Aladions dubiose »Armee« stellten sie keinesfalls dar, im Gegenteil: Falls es tatsächlich zu einem Kampf kommen sollte, würden diese Gestalten den anderen nur im Wege stehen.
    Im Grunde hatte Aladion nur dann eine Chance gegen die große Armee des Herrn der Nachtschatten, wenn seine Kämpfer zuvor aus der Quelle getrunken hatten, die nur Marians Stimme zum Sprudeln bringen konnte. Aus der Quelle des ewigen Lebens.
    Dachte er sich das so? Darion war sich ziemlich sicher – weshalb sonst hätte Aladion ihn ständig bedrängt, Marian von ihren Eltern zu berichten. Von der Macht, die ihre Vorfahrin einst besessen hatte. Er hoffte darauf, dass sie selbst den Entschluss fassen würde, die Quelle zu suchen.
    Genau das würde Darion nicht zulassen. Marian durfte nicht zum Machtinstrument eines herrschsüchtigen Tyrannen werden – weder Gorian noch Aladion sollten sich ihrer bedienen. Die Quelle des ewigen Lebens gehörte den Lichtelben, und wenn Marian tatsächlich irgendwann nach ihr forschte, dann sollte ihre segensreiche Macht nur ihr und ihrem Volk zukommen.
    Darion sehnte diesen Tag nicht gerade herbei, denn er hatte keine Ahnung, was in diesem Fall aus ihrer Liebe werden würde. Konnte sich die Königin der Elben, die Herrin der Quelle des ewigen Lebens, mit einem Nachtschatten verbinden? Vermutlich nicht. Zum Glück war diese Gefahr ausgesprochen gering, denn niemand, nicht einmal Marian, wusste, an welchem Ort die Quelle sich einst befunden hatte.
    Tage und Nächte vergingen, Schnee und Frost wechselten mit lauen Winden, in den Nächten vernahmen sie den Ruf der Wölfe in den Wäldern, tagsüber scharrten die Amseln im modernden Laub, und die Raben kreisten über den grauen Wiesen. In den Bachbetten gluckste und brauste das Wasser unter dem Eis, Sprünge und weißliche Flecken taten sich auf, und an den Zweigen, die ins Wasser hingen, glitzerten bizarre Eisgespinste.
    Darions Verlangen nach Marians verlockendem Elbenkörper erschöpfte sich niemals, es wurde stärker mit jedem Tag und jeder Nacht, je mehr sie voneinander begriffen, je unbefangener sie miteinander scherzten, desto sehnsüchtiger waren ihre Liebesbegegnungen. Längst war seine schöne Elbin nicht mehr das ahnungslose kleine Mädchen, das damals in der Bibliothek des Pensionats von einem einzigen Kuss berauscht gewesen war. Marian wusste die Leidenschaft ihres Geliebten mit zarten Händen und Lippen zu entfachen, sie ließ sich Zeit dabei, und ihr Einfallsreichtum trieb tausend bunte Blüten. Ihre Finger konnten streicheln und locken, reiben und kitzeln, sie schonten keine Stelle seiner Männlichkeit, bestürmten die prallen Rundungen seines Gemächts mit zärtlichen Herausforderungen, und ihre Küsse ließen ihn verzweifelt vor Lust aufbegehren.
    Doch auch er

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