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Gesang der Daemmerung

Gesang der Daemmerung

Titel: Gesang der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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um sich dann über ihn lustig zu machen? Boshaft genug waren sie, um so etwas zustande zu bringen.
    »Was schwatzt ihr da? Wie sollten diese unfähigen Wesen, die sich Lichtelben nennen, die Nachtschatten in ihre Schranken verweisen?«
    »Ach, schau an – jetzt auf einmal interessiert es ihn!«
    »Wieso sollten wir dir das erzählen, da du uns sowieso nichts glaubst?«
    »Wieso sollten wir dir sagen, wo sich das Elbenbuch befindet?«
    »Und dass du es Marian bringen musst.«
    »Weil sie sonst sterben wird.«
    »Nur das Elbenbuch kann sie und ihr Volk retten. Aber wir konnten es ihr nicht bringen, es ist zu gefährlich.«
    »Nur ein kühner Flieger und Schwimmer wie du könnte es schaffen.«
    Das klang tatsächlich ziemlich verwirrend, aber eines war Darion vollkommen klar: Sie wussten, wo Marian sich befand. Und es schien eine Möglichkeit zu geben, zu ihr zu gelangen.
    »Das Meer hat in jahrtausendelangem Kommen und Gehen viele Löcher in den schwarzen Fels gewaschen. Eine dieser dunklen feuchten Grotten ist ihr Gefängnis.«
    Darion kannte diese Höhlungen nur zu gut, hatte selbst als Gefangener darin geschmachtet, doch befand sich sein Gefängnis damals hoch oben am Berg, weit über der Brandung. Wenn er den Windbräuten glauben konnte, dann steckte Marian in einer Grotte dicht über dem Meeresspiegel, in einer dieser Höhlungen, in die das steigende Meerwasser gurgelnd und zischend eindrang, um sie bei Flut fast ganz auszufüllen.
    »Du musst ihr das Buch bringen, Darion! Es liegt unter den Wurzeln der großen Lebensesche.«
    Er wollte nichts davon wissen. Marian steckte in einer dieser verfluchten Grotten, und wenn die Flut höher als gewöhnlich stieg, konnte sie ertrinken. Es war keine Zeit zu verlieren.
    »Nur ruhig, schöner Held! Wir zeigen dir die Grotte und auch das Buch. Alles, was du willst, zeigen wir dir. Aber nur unter einer Bedingung.«
    Da war sie, die Tücke der Windbräute! Wie sanft und leise sie auf einmal reden konnten, geradezu schmeichlerisch umstrichen sie ihn! Er ahnte Übles und überlegte insgeheim schon, dass er die Grotte wohl auch ohne ihre Hilfe finden würde.
    »Wir wollen Gorian!«
    Er begriff nicht.
    »Wir wollen ihn für uns, verstehst du, Darion! Wenn Marian ihn besiegt hat, dann soll sie ihn uns überlassen.«
    »Wir treiben ihn über den Ozean und reißen ihn in Fetzen!«
    Darion versprach ihnen alles, was sie wollten. Die Windbräute waren schon seltsam skurrile Weiber, aber das hatte er ja immer gewusst.
    Als sie nur kurze Zeit später die felsige Halbinsel anflogen, in deren Mitte sich Gorians Palast befand, begriff er, weshalb die Windbräute nicht in die Grotte gelangen konnten. Der Eingang zu der Höhlengrotte lag unter der Wasseroberfläche und war so schmal, dass nur ein Fisch hindurchschlüpfen konnte. Es war aussichtslos, Marian vom Meer aus zu befreien. Diese Hoffnung konnte er getrost begraben.
    »Das wird ein Fest!«, kreischten die Windbräute und tanzten wilde Reigen über der tosenden Brandung. »Die Möwen und Albatrosse sollen nach ihm picken, die Seehunde nach ihm schnappen! Und die Wassergeister bekommen, was von ihm übrig bleibt …«

Kapitel 28
    Marian hatte es so gewollt: sich stolz verweigern, wie Eolin es getan hatte. Dem Tyrannen die Stirn bieten. Lächelnd in den Tod gehen.
    War Königin Eolin lächelnd in den Tod gegangen? Marian zog fröstelnd den Mantel um ihre Schultern, es half jedoch wenig, da das Kleidungsstück bereits völlig durchweicht war. Eine kleine Laterne beleuchtete einen Teil der Grotte – nicht um ihr Los zu erleichtern, sondern um ihr die Gefahr deutlicher vor Augen zu führen. Man sah glatte Stufen, die das Meer im Fels ausgewaschen hatte. Die oberste Stufe – so hatten die Nachtschattenkrieger ihr höhnisch mitgeteilt – wäre schon seit einigen Monaten nicht mehr vom Meer überspült worden. Dort wäre sie bei Flut vor dem Ertrinken sicher – vorerst. In wenigen Tagen würden jedoch die Frühjahrsstürme einsetzen, dann schossen die aufgewühlten Wasser mit Macht in die Grotte und füllten sie ganz und gar aus.
    Marian hatte Haltung bewahrt. Die hochnäsigen Krieger sollten nicht sehen, wie bang ihr zumute war! Gewiss – Gorian hatte nicht vor, sie zu töten, er brauchte sie. Er wollte ihr Furcht einflößen. Den Tod vor Augen führen. Und ihr immer wieder sein Angebot unterbreiten. Wie angenehm konnte das Leben sein, wenn sie sich ihm unterwarf! Keine Finsternis, keine Kälte und Nässe, nicht das beständige, immer

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