Gesang des Meeres - Feehan, C: Gesang des Meeres - Turbulent Sea (6 - Joley u. Ilya Prakenskii)
Mädchen zu küssen, und seine Hände über ihre üppigen Brüste glitten. Die Frau riss ihm das Hemd aus der Hose, und ihre Hand legte sich auf seinen Reißverschluss. »Dafür soll ihn der Teufel holen. Ich mag seine Freundin wirklich, und sie hat ein Kind. Ich werde ihr nie wieder in die Augen sehen können.«
Männer waren Hunde – alle Männer. Nicht einem Einzigen konnte man vertrauen. Na ja, vielleicht den Männern ihrer Schwestern, aber nicht denen, auf die Joley reinfiel. Sie fuhr auf die Ungeschliffenen und Gefährlichen ab, und die waren natürlich … »Nein, nicht Hunde, Steve. Hunde mag ich, und sie sind anhänglich. Schlangen ist treffender für das, was Männer sind.«
»Vielleicht solltest du nicht hier sein.«
Sie verabscheute das Mitgefühl in seiner Stimme. Joleys rascher Aufstieg zum Ruhm hatte diese Situation erschaffen, und jetzt war das Leben der Bandmitglieder wenig mehr als Stoff für die Regenbogenpresse. Joley hatte sich bemüht, ihre Jungs von einem exzessiven Lebenswandel abzuhalten, aber das war einfach nicht machbar gewesen, weil alles so leicht zu haben war. Und Männer wie Sergej Nikitin wussten, wie man Ruhm und Beliebtheit dafür nutzte, das zu bekommen, was sie wollten. Man konnte davon ausgehen, dass er die Drogen und die Frauen bereitstellte und sogar die Regenbogenpresse mit Fotos versorgte, wenn das seinen eigenen Zielen dienlich war. Und wenn er jemanden erst einmal in seinen Fängen hatte …
»Männer können schwach sein«, sagte Steve.
Das konnten Frauen auch, mutmaßte Joley. Denn sonst wäre sie jetzt nicht hier und ginge das Risiko ein, ihr Leben zu zerstören. Und wofür? »Das ist nichts weiter als eine faule Ausrede, Steve. Jeder Mensch hat Entscheidungsfreiheit. Und jeder
sollte wissen, was ihm die Menschen in seinem Leben wert sind. Männer sollten mehr Selbstachtung und ausreichend Ehrgefühl besitzen, um die Menschen, die sie lieben, nicht schändlich zu verraten.«
Seine Augen wurden schmaler, und Joley wandte ihren Blick vom Rückspiegel ab. Es war ihr unerträglich, in seinen – und in ihren eigenen – Augen das Wissen zu sehen, dass sie in Wirklichkeit von sich selbst sprach. Wie heuchlerisch es doch war, Denny dafür zu verurteilen, dass er die falsche Entscheidung traf, wenn sie wahrscheinlich aus genau demselben Grund hierhergekommen war. Sie konnte sich nicht einmal dazu durchringen, sich selbst die Wahrheit einzugestehen; sie fand Ausflüchte für sich und tat so, als sei sie hier, um Logan zu helfen, sein Kind zu retten, obwohl der wahre Grund für ihr Erscheinen absolut selbstsüchtig war.
Ihr Körper stand in Flammen, glühte vor Verlangen und war vollständig überreizt. Hypersensibel. Ihre Brustwarzen rieben sich an ihrem Spitzen-BH und sandten gezackte weiß glühende Blitze geradewegs in ihre Lenden. Ihr Körper pulsierte vor Leben, vor Verlangen, vor Wollust … Oh, Mann, und wie sie sich danach verzehrte. Sie fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht, um ihren Ausdruck vor Steve zu verbergen.
Ein Schwarm von viel zu stark geschminkten Teenagern in viel zu enger Kleidung und mit hochhackigen Schuhen, die sie älter wirken lassen sollten, stürmte über den Gehweg, der zur Haustür führte. Sie kicherten lauthals, zupften an ihren Kleidungsstücken und versuchten, sich so zu geben, als gehörten sie dazu. Joley fluchte tonlos vor sich hin, als alte Erinnerungen über sie hereinbrachen. Junge Mädchen, die sich Bandmitgliedern und Roadies aufdrängten. Groupies, die darauf aus waren, mit jemand Berühmtem alles Erdenkliche zu tun. Rauschgift und Alkohol hatten ihre Hemmungen abgetötet.
In den Anfangszeiten hatte sie versucht, das zu unterbinden. Mittlerweile wusste sie, dass sie nichts dagegen tun konnte.
Was andere taten und womit sie leben konnten, war deren Angelegenheit. Die einzige Bedingung, die sie mit Nachdruck durchgesetzt hatte, war die, dass jedes Groupie alt genug sein musste. Die Mädchen sahen nicht so aus, aber Joley wurde schließlich auch älter, und in ihren Augen schienen heutzutage alle wie Dreizehnjährige auszusehen. Vielleicht war sie auch einfach nur genervt. Ihr Manager und erst recht die Bandmitglieder würden niemals gegen dieses eine Tabu verstoßen und damit das Risiko eingehen, alles zu verlieren.
Die Erregung und die Euphorie, die durch den Auftritt hervorgerufen worden waren, legten sich jetzt, und sogar das Feuer, das durch ihre Adern raste, beruhigte sich ein wenig. Sie fühlte sich ausgelaugt. Als
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