Gesang des Meeres - Feehan, C: Gesang des Meeres - Turbulent Sea (6 - Joley u. Ilya Prakenskii)
dort der Teufel los. Logan hat sich mit Jerry auf den Weg gemacht.«
Joley seufzte. Es lag doch auf der Hand, dass Gloria Jerry St. Ives, den Manager der Band, anrufen würde. Und da sie fast so durchgeknallt wie ihre Tochter war, würde sie es dabei nicht belassen. Logan hatte ihr für Notfälle die Nummer von Joleys Handy gegeben. Joley würde sich augenblicklich eine neue Nummer zulegen. »Dann kann ich nur hoffen, dass er einen Anwalt ins Krankenhaus bestellt hat.« Sie hätte also überhaupt nicht herzukommen brauchen. Jetzt hatte sie nicht mal mehr einen Vorwand dafür, dass sie hier war. »Mach dich auf die
Suche nach den Mädchen, Brian, und sieh zu, dass sie von hier verschwinden.«
»Du kannst dich darauf verlassen«, versicherte ihr Brian und entfernte sich schleunigst in die Richtung, in die sie gedeutet hatte. Joley machte einen Schritt nach vorn, um ihm zu folgen, doch eine Tür der Limousine wurde aufgerissen und versperrte ihr den Weg. Sie warf ihrem Fahrer einen Blick zu, in dem helle Panik stand, bevor sie sich fasste und den Mann, der in der hinteren Wagentür auftauchte, mit einem Blick bedachte, in dem reinste, abgrundtiefe Verachtung lag.
»So, so, wen haben wir denn da? Wenn das nicht Nikitins neuester Spielkamerad ist. RJ, der Reverend. Oder sollte ich besser der Triebtäter sagen? Ich dachte, Sie seien mittlerweile im Gefängnis.«
Ihr Herz schlug zu schnell, so schnell, dass sie fürchtete, sie könnte einen Herzinfarkt bekommen. Sie wollte nicht zurückweichen oder Furcht zeigen, aber als seine Leibwächter um ihn herum ihre Stellung bezogen, brachte sie ihre Füße unauffällig in eine bessere Abwehrhaltung. Sie zog sich eine Spur auf die Fußballen hoch, legte einen Arm in einer lässigen Pose entspannt um ihre Taille und hielt die andere Hand unter ihr Kinn, damit sie einsatzbereit war, um Schläge abzufangen. Der größte Leibwächter war der aggressivste. Er hatte sie vor einigen Wochen schon einmal angegriffen, und sie behielt ihn wachsam im Auge.
RJ sah sie finster an. Ihr fiel auf, dass er nachprüfte, ob er von seinen Männern umgeben war. Seine Finger ballten sich zu Fäusten und abgrundtiefer Hass ließ die Luft zwischen ihnen flimmern. Sie hatte den Reverend im landesweiten Fernsehen bloßgestellt, indem sie ihn dazu gebracht hatte, in einer Live-Übertragung zu behaupten, er könnte Joley zähmen und von ihrer unbändigen Art kurieren, indem er sie festband, sie auspeitschte und Sex mit ihr hatte, um ihre Dämonen zu vertreiben. Anschließend hatten die Medien den Clip wochenlang
endlos oft wieder eingeblendet, und RJ hatte das eindeutig ebenso wenig vergessen wie sie.
»Joley Drake. Hure des Teufels. Mit Ihnen möchte ich schon lange reden.«
Sie zog eine Augenbraue hoch. »Reden? Ich bezweifle, dass Sie ein Gespräch im Sinn haben. Es sei denn, um den Klang Ihrer eigenen Stimme zu hören. Sie sind hier, weil Sie Jagd auf Frauen machen, Sie und Ihr kleines Wolfsrudel. Versuchen Sie also gar nicht erst, mir mit Ihrer bescheuerten Masche zu kommen, Sie wollten Seelen retten. Heben Sie sich das für jemand anderen auf, der nicht weiß, was für ein kranker Perverser Sie sind.«
Der größere Leibwächter baute sich so dicht vor ihr auf, dass sie sein Eau de Cologne riechen konnte. Es erschien ihr absurd, dass er einen würzigen und angenehmen Duft aufgetragen hatte. »Du Miststück.«
Joley verdrehte die Augen. »Können Sie sich nicht mal was Originelleres einfallen lassen?«
»So, Paul«, sagte RJ mit beschwichtigender Stimme. »Ich möchte mich tatsächlich mit Ms Drake unterhalten. Sie braucht unser Mitgefühl und unsere Anteilnahme. Sie haben Recht, Joley, ich bin nun mal ein Mann, und mein Körper verrät mich oft, aber ich versuche, die Schwächen des Fleisches zu überwinden.« Er breitete seine Arme zu einer Geste aus, die das Haus umfasste. »In diesem Haushalt kommt es zu Ausschweifungen. Verruchtheit und Laster sind an der Tagesordnung, und ich gedenke jenen zu helfen, die auf mich hören.«
»Glauben Ihnen die Leute tatsächlich? Sie sind hier, um an Sex und an Drogen zu kommen, und sonst gar nichts. Wenigstens lügen alle anderen in dem Punkt nicht.«
»Sind Sie deshalb hier?«
Die Frage überrumpelte sie, und sie zuckte innerlich zusammen, doch ihr berühmtes Lächeln verrutschte nicht. Dem Rest der Welt konnte sie vielleicht vormachen, sie sei hergekommen, um eine gute Tat zu vollbringen, aber sie selbst wusste es
besser, und diese Frage war der
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