Geschäfte mit der Ewigkeit
scheine in einem Gerichtssaal zu sein.«
»Das stimmt genau«, sagte die andere Stimme.
»Aber weshalb sollte ich denn ...«
»Wenn Sie eine Sekunde den Mund halten könnten, würde Seine Ehren es Ihnen sagen«, erklärte der andere.
Als er es gesagt hatte, kicherte er höhnisch, und das Kichern lief auf schmutzigen, kleinen Füßen durch den ganzen Raum.
»Gerichtsdiener«, sagte das Gesicht, das über der Bank hing, »so etwas will ich von Ihnen nicht mehr hören. Der Mann ist unglücklich, aber das ist kein Grund für Sie, sich über ihn lustig zu machen.«
Der andere Mann schwieg.
Frost kämpfte sich hoch und klammerte sich an den Stuhl, um aufrecht stehen zu können.
»Ich weiß nicht, was hier vorgeht«, sagte er. »Und ich habe ein Recht, es zu erfahren ...«
Eine Geisterhand winkte neben dem Geistergesicht und unterbrach ihn.
»Sie haben das Recht«, sagte das Gesicht. »Und wenn Sie zuhören wollen, werde ich Sie informieren.«
Zwei Hände zogen ihn hoch und hielten ihn aufrecht. Langsam machte sich Frost aus dem Griff frei und hielt sich an der Stuhllehne fest.
»Es geht schon«, sagte er zu dem Mann hinter sich.
Die Hände ließen ihn los, und er stand allein da, nur vom Stuhl gestützt.
»Daniel Frost«, sagte der Richter, »ich werde mich kurz fassen.
Man hat Sie eingefangen und vor Gericht gebracht. Die Verhandlung fand statt, während Sie unter dem Einfluß von Drogen standen. Man hat Sie für schuldig befunden und den Urteilsspruch bereits durchgeführt, wie es dem Gesetz entspricht.«
»Aber das ist lächerlich«, rief Frost. »Was habe ich denn getan? Worauf lautete die Anklage?«
»Auf Verrat«, sagte der Richter.
»Verrat. Euer Ehren, Sie sind wahnsinnig. Wie könnte ich ...«
»Nicht Hochverrat. Verrat an der Menschheit.«
Frost stand steif da. Seine Hände umkrampften das Holz des Stuhles so stark, daß es schmerzte. Eine wilde Furcht stieg in ihm hoch. Worte fielen ihm ein, aber er sagte sie nicht. Er preßte die Lippen zusammen.
Denn eine winzige Ecke seines Gehirns flüsterte ihm zu, daß es jetzt keinen Sinn hatte, Gefühlen nachzugeben. Vielleicht hatte er schon mehr gesagt, als gut war.
»Euer Ehren«, brachte er schließlich hervor. »Das fechte ich an. Es gibt kein Gesetz gegen ...«
»Oh doch«, unterbrach ihn der Richter. »Denken Sie nach. Es muß ein Gesetz gegen Leute geben, die die Verlängerung des menschlichen Lebens sabotieren wollen. Ich kann Ihnen den Artikel ...«
Frost schüttelte den Kopf. »Das ist unnötig, obwohl ich ihn noch nie gehört habe. Aber selbst in diesem Fall habe ich keinen Verrat begangen. Ich habe für die Verlängerung des menschlichen Lebens gearbeitet. Ich bin im Ewigkeits-Zentrum beschäftigt ...«
»Unter dem Einfluß der Drogen haben Sie gestanden, daß Sie mit mehreren Verlegern in Verbindung standen und Ihre Position dazu ausnutzten, aus eigensüchtigen Motiven dem Plan entgegenzuarbeiten.«
»Das ist eine Lüge!« rief Frost. »So war es nicht.«
»Es muß so gewesen sein. Sie haben es selbst zugegeben. Sie haben gegen sich ausgesagt. Sie würden keine Lügen gegen sich vorbringen, die Ihnen schaden könnten.«
»Eine Gerichtsverhandlung!« sagte Frost bitter. »Mitten in der Nacht. Auf der Straße abgefangen und hierher geschleppt. Keine Verhaftung. Kein Anwalt. Und vermutlich auch keine Berufungsmöglichkeit.«
»Sie haben recht«, sagte der Richter. »Keine Berufung. Nach dem Gesetz sind Verhandlungen unter Drogen endgültig. Es ist schließlich die größte Gerechtigkeit, die einem Angeklagten widerfahren kann.«
»Gerechtigkeit!«
»Mister Frost«, sagte der Richter, »ich hatte Geduld mit Ihnen. In Anbetracht Ihrer hohen Stellung beim Ewigkeits-Zentrum habe ich Ihren Bemerkungen mehr Platz eingeräumt, als sonst üblich ist. Ich kann Ihnen versichern, daß die Verhandlung vorschriftsmäßig durchgeführt wurde, daß Sie schuldig gesprochen wurden und daß der Schuldspruch bereits ausgeführt wurde. Ich lese Ihnen nun das Urteil vor.«
Eine Geisterhand griff in die Dunkelheit, holte eine Brille aus der Tasche und setzte sie auf das Geistergesicht. Die Hand nahm ein Papierbündel auf, und die Papiere raschelten.
»Daniel Frost«, las der Richter von den Papieren ab, »Sie sind nach einem gültigen Prozeß für schuldig befunden worden, Verrat an der Menschheit geübt zu haben, indem Sie willentlich und wissentlich die Verwaltungsfunktionen und -vorgänge behindern wollten, die darauf abzielen, nicht nur allen
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