Geschäfte mit der Ewigkeit
geschehen konnte. Es ging gegen jede Kultur – aber die menschliche Rasse besaß eben keine Kultur. Sie konnte den Kosmos nach erdähnlichen Planeten durchforschen, sie konnte die Zeit verändern, sie konnte den Tod besiegen und ein ewiges Leben anstreben – aber sie blieb ein armseliges, kleines Geschlecht.
Er mußte einen Weg finden, um diese Menschheit zu besiegen, er mußte Appleton entgegentreten – und wenn er einen Weg gefunden hatte, durfte er sich durch nichts davon abbringen lassen.
Jetzt allerdings mußte er zuerst ein Versteck finden.
Er gestand sich ehrlich ein, daß er nur so lange zum Handeln bereit sein würde, so lange sein Ärger anhielt. Deshalb mußte er es auf alle Fälle vermeiden, sich zu bemitleiden.
Er erreichte eine Kreuzung und zögerte. Welche Straße sollte er gehen? Weit weg hörte er das hohe Surren eines Elektromotors. Vielleicht ein vorbeikommender Wagen.
An den Fluß, dachte er. Dort konnte er am ehesten ein Versteck finden. Vielleicht konnte er etwas schlafen. Und danach mußte er versuchen, sich Essen zu besorgen.
Er zuckte zusammen, als er daran dachte. Das war also ein künftiges Leben – die Suche nach einem Versteck und die ewige Jagd nach Nahrung. In Kürze, wenn der Winter kam, mußte er nach Süden wandern – entlang der großen Küstenstädte, die eigentlich zu einer einzigen Stadt zusammengeschmolzen waren.
Das Licht im Osten wurde stärker. Er mußte sich beeilen. Aber er zögerte immer noch, in Richtung des Flusses zu gehen. Er wollte nicht fliehen – bis auf die Tätowierungen auf seinem Gesicht sah er keinen Grund dazu.
Er starrte unschlüssig die Straße entlang. Vielleicht gab es noch eine andere Möglichkeit. Vielleicht sollte er sich gar nicht verstecken. Es mußte doch einen Ort geben, an dem Gerechtigkeit herrschte. Aber noch während er das dachte, wußte er, daß es Unsinn war. Er hatte die Gerechtigkeit erlebt.
Es war lächerlich. Niemand würde ihn anhören. Sein Verbrechen war ihm ins Gesicht geschrieben. Und er hatte keinerlei Rechte.
Müde wandte er sich in Richtung des Flusses. Wenn er schon floh, dann lieber jetzt, bevor es zu spät wurde.
Eine Stimme drang in sein Ohr. »Daniel Frost?«
Er schnellte herum.
Der Mann, der offenbar im Schatten des Gebäudes gestanden hatte, trat nun auf den Bürgersteig heraus. Es war eine gebeugte, etwas verwachsene Gestalt mit einer großen Mütze und ausgefransten Ärmeln.
»Nein«, sagte Frost unsicher. »Nein ...«
»Es ist schon gut, Mister Frost. Kommen Sie mit mir.«
»Aber Sie wissen nicht, wer ich bin«, sagte Forst. »Sie verstehen nicht.«
»Oh doch«, sagte der Mann mit den ausgefransten Ärmeln. »Wir wissen, daß Sie Hilfe brauchen, und das ist das Wichtigste. Bitte, bleiben Sie dicht hinter mir.«
20
Trotz der Laterne lag der Ort im Dunkel. Die Laterne warf einen winzigen Lichtteich auf den Boden, und die geduckten Gestalten waren einfach dunklere Schatten in einem dunklen Raum.
Frost blieb stehen. Er fühlte die Blicke, die auf ihn gerichtet waren.
Freund oder Feind? fragte er sich. Der Mann, der ihn viele Häuserblocks entlanggeführt hatte, hatte ihn wie ein Freund behandelt. Sie brauchen Hilfe, hatte er gesagt, und das ist das Wichtigste.
Sein Führer trat auf die Gruppe zu, die um die Laterne saß. Frost blieb stehen. Seine Füße schmerzten von dem langen Weg, und er spürte noch immer die Nachwirkungen der Droge.
Er beobachtete, wie sein Führer sich niederkauerte und mit den anderen flüsterte. Wer mochte der Mann sein? Sie befanden sich irgendwo in der Nähe des Flusses, das konnte er riechen. Sie waren bei ihrer Ankunft mehrere Treppen nach unten gegangen. Der Raum schien zu einem Keller zu gehören.
»Mister Frost«, hörte er eine Greisenstimme, »weshalb kommen Sie nicht zu uns? Sie sind wahrscheinlich müde und möchten sich setzen.«
Frost stolperte nach vorn und setzte sich in den Kreis. Seine Augen gewöhnten sich an das Dunkel, und er konnte Gesichter unterscheiden.
»Danke, Sir«, sagte er. »Ich bin etwas erschöpft.«
»Sie hatten auch eine schwere Nacht.«
Frost nickte.
»Leo sagte mir, man hätte Sie gebrandmarkt.«
»Ich gehe, wenn Sie es wollen«, sagte Frost. »Nur lassen Sie mich etwas ausruhen.«
»Das ist nicht nötig«, sagte der Mann. »Sie sind einer von uns. Wir sind alle Verbannte.«
Frost riß den Kopf hoch und starrte den Sprecher an. Er hatte graue Haare und einen grauen Stoppelbart.
»Wir tragen kein Zeichen«, sagte der
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