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Geschäfte mit der Ewigkeit

Geschäfte mit der Ewigkeit

Titel: Geschäfte mit der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D. Simak
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lebenden Menschen, sondern auch den Toten die Unsterblichkeit zu bringen.
    Das Gericht beschließt im Einklang mit dem gültigen Strafgesetz, daß Sie, Daniel Frost, aus der menschlichen Gemeinschaft verbannt und für immer ...«
    »Nein!« schrie Frost. »Nein, das kann man mir nicht antun! Ich habe nicht ...«
    »Gerichtsdiener!« dröhnte der Richter.
    Eine Hand kam aus dem Dunkel, und die Finger gruben sich in Frosts Schulter.
    »Sie halten den Mund«, sagte der Gerichtsdiener zischend, »und hören zu, was Seine Ehren sagt.«
    »... und für immer daran gehindert werden sollen, Verbindung irgendwelcher Art mit einem Mitglied dieser Gemeinschaft aufzunehmen. Jedes Mitglied der menschlichen Rasse wird nach den bestehenden Gesetzen bestraft, wenn es seinerseits Verbindung mit Ihnen aufnimmt. Fernerhin fällt Ihre gesamte persönliche Habe, bis auf die Kleider, die Sie am Leibe tragen, dem Staat zu. Sie verlieren sämtliche Rechte bis auf das letzte Recht, Ihren Körper präparieren zu lassen.
    Und damit alle Menschen in Ihnen einen Verbannten erkennen und sich von Ihnen fernhalten, werden Ihnen die roten Kreise auf Stirn und Wangen tätowiert.«
    Der Richter legte die Papiere vor sich hin und nahm die Brille ab.
    »Ich muß noch eines hinzufügen«, sagte er. »Das Gericht war so gnädig, die Tätowierung bereits durchzuführen, während Sie unter Drogeneinfluß standen. Es ist ein ziemlich schmerzhafter Vorgang, und das Gericht möchte Ihnen keine unnötige Demütigung auferlegen.
    Nun noch eine Warnung. Das Gericht weiß, daß man durch gewisse Mittel die Tätowierungen verbergen oder gar entfernen kann. Lassen Sie sich unter keinen Umständen dazu verleiten. Die Strafe darauf ist der Verlust des einzigen Rechts, das Sie noch besitzen.«
    Er sah Frost düster an. »Haben Sie verstanden?«
    »Ja«, murmelte Frost. »Ich habe verstanden.«
    Der Richter griff nach seinem Hammer und schlug damit auf den Tisch. In dem leeren Saal hallte der Schlag dumpf wider.
    »Die Verhandlung ist abgeschlossen«, sagte er. »Gerichtsdiener, begleiten Sie den Verurteilten hinaus.«

 
18
     
    In der Nacht wehte der Sturm das Kreuz wieder um.

 
19
     
    Das schwache Licht im Osten zeigte an, daß die Dämmerung nicht mehr weit war.
    Daniel Frost stand unsicher auf der Straße, immer noch betäubt von der Wucht der Ereignisse im Gerichtssaal, immer noch unter dem Einfluß der Droge. Er war erfüllt von einer seltsamen Mischung aus Verzweiflung, Ärger, Furcht und Selbstmitleid.
    Er wußte, daß etwas nicht stimmte – er konnte nicht wegen dieser Sache verurteilt werden. Und nicht zu dieser Stunde, allein, in einem Saal, in dem sich nur Richter und Gerichtsdiener befanden. Wenn es überhaupt ein echter Richter gewesen war.
    Eine abgekartete Sache, dachte er. Der lange Arm von Marcus Appleton. In dem Papier mußte etwas stehen, das Appleton auf alle Fälle verbergen wollte – egal, mit welchen Mitteln.
    Aber er konnte im Augenblick – und wahrscheinlich auch später – nichts dagegen tun. Niemand würde auf ihn hören. Niemand konnte es wagen, ihm zuzuhören. Es gab keine Berufung, hatte das Geistergesicht gesagt. Und das stimmte. Es gab einfach keine Berufung.
    Ann Harrison, dachte er.
    Hatte ihr Besuch das alles ausgelöst?
    Und hatte er etwas über sie gesagt? Hatte er gesagt, daß sie das Papier besaß?
    Wenn er unter dem Einfluß der Drogen verhört worden war, hatte er sie zweifellos mit hineingezogen. Aber wahrscheinlich hatte man ihn gar nicht befragt, denn das ganze Gericht war eine Farce gewesen.
    Er stand zitternd in der Nacht, und die Dämmerung zog herauf, während Fragen und Zweifel in seinem Gehirn wühlten.
    Kein Mitglied der menschlichen Rasse mehr.
    Nur ein Klumpen Protoplasma, den man auf die Straße geworfen hatte – ohne Besitz und ohne Hoffnung.
    Mit einem einzigen Recht – dem Recht aller Menschen zu sterben.
    »Ich werde es nicht tun, Marcus«, sagte Daniel Frost vor sich hin. Er sagte es sich und der Nacht und der Welt und Marcus Appleton.
    Er drehte sich um und ging schwerfällig die Straße hinunter. Denn er mußte verschwinden, bevor es Tag wurde. Er mußte sich vor dem Spott und der Wut und der Grausamkeit verstecken, die man ihm entgegenschleudern würde, sobald man ihn sah. Denn jetzt war er ein Feind der Welt. Jede Hand durfte sich gegen ihn heben, und er hatte außer der Dunkelheit keinen Schutz.
    In ihm wuchs die Wut und erstickte das Selbstmitleid. Es war eine kalte Wut, daß so etwas einfach

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