Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geschäfte mit der Ewigkeit

Geschäfte mit der Ewigkeit

Titel: Geschäfte mit der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D. Simak
Vom Netzwerk:
gewesen, hatten ihn fast in der Falle, und irgendwo mußte er das Zeug verstecken. Außerdem würde kein Mensch vermuten, daß sich an dieser Stelle ein Schatz befand. Denn die Inseln hier waren wenig mehr als Sandbänke, mit Weidengestrüpp bewachsen. Sie konnten jahrelang existieren oder in einer Nacht verschwinden, denn der Fluß war launisch und änderte ständig seine Strömung.
    Hicklin wußte, daß es vielleicht eine sinnlose Jagd war, aber es stand viel auf dem Spiel, und er verlor höchstens ein Jahr dabei. Ein Jahr gegen – grob gerechnet – eine Million Dollar.
    Jade, dachte er. Wie kann man ausgerechnet so etwas stehlen!
    Denn als es gestohlen wurde, bestand wenig Aussicht, es loszuwerden. Es waren einmalige Museumsstücke, die jeder als gestohlenes Gut erkennen würde.
    Aber vielleicht hatte Steven Furneß die Dinger nie verkaufen wollen. Es gab Fälle, in denen ein Mensch so von der Schönheit eines Gegenstands gefesselt wurde, daß er ihn unbedingt besitzen wollte. Vielleicht hatte er auch den anderen Besuchern des Museums den Anblick der Kostbarkeiten nicht gegönnt.
    Fast hätte er es geschafft. Wenn ihn nicht in einem Hinterwäldlerlokal ein Kind erkannt hätte, das sein Bild in der Zeitung gesehen hatte, so wäre alles glatt gegangen – damals, vor fast zweihundert Jahren. Und im gewissen Sinne hatte er es auch geschafft. Denn nach verschiedenen zwielichtigen Jobs in Spelunken von New Orleans war er als weißhaariger Alter eines natürlichen Todes gestorben.
    Hicklin saß mit ausgestreckten Beinen da und sog langsam an seiner Pfeife. Licht und Schatten von den Flammen tanzten auf seinem Gesicht.
    Tiefste Wildnis, dachte er. Das ganze Farmland wieder zu Wildnis geworden. Denn das Land hatte seine ursprüngliche Bedeutung verloren. Es galt nur noch als Lebensraum für eine Bevölkerung, die jetzt in engen Löchern zusammengedrängt in den Großstädten hauste – tierhaft anspruchslos. Die ganze Ostküste – ein Meer von Menschen, die sich aneinanderpreßten. Chikago, die riesige Stadt des Mittelwestens, die sich bis zur Grünen Bucht in den Norden hinzog und weit um das Ostufer des Sees herumreichte. Und die verschiedenen anderen Ballungszentren – nichts als große Menscheninseln.
    Und er war nun hier. Er hatte sich abgesetzt, als einer von wenigen. Obwohl er von den gleichen Motiven und der gleichen Gier wie die anderen angetrieben wurde. Mit einem einzigen Unterschied – er war ein Spieler, und sie schufteten im Schweiße ihres Angesichts.
    Ein Spiel, dachte er. Er konnte Pech haben. Aber der auf dem Totenbett geschriebene Brief und die unbeholfen gezeichnete Karte hatten trotz ihres romantischen Fluidums etwas Echtes an sich. Und seine Nachforschungen hatten die Tatsachen über Steven Furneß' letzte Tage hervorgebracht. Es gab keinerlei Zweifel, daß er im Jahre 1972 aus dem Museum, das ihn beschäftigte, eine Jadesammlung gestohlen hatte, die ein Vermögen wert war.
    Irgendwo auf einer der Inseln dieser Flußstrecke lag das Vermögen nun vergraben – erlesene Schnitzarbeiten in einem alten Metallkoffer.
    »... weil ich nicht möchte, daß sie für immer verloren sind, schreibe ich nun die Tatsachen nieder und hoffe, daß der Leser in der Lage ist, sie durch meine Beschreibung zu finden ...«
    Ein Brief, an das Museum gerichtet, aus dem die Jadesammlung gestohlen war, aber ein Brief, der nie aufgegeben wurde – vielleicht, weil er nicht mehr dazukam, vielleicht, weil ihn niemand für ihn zur Post trug, vielleicht, weil er keine Briefmarke mehr hatte. Ein Brief, der zusammen mit anderen armseligen Besitztümern in einem alten Koffer ruhte – ein ähnlicher Koffer vielleicht wie der, in dem die Jadesammlung steckte.
    Und wo war der Koffer überall gelegen, seit der alte Mann gestorben war? Auf welchem seltsamen Weg war er schließlich in die Versteigerungshalle gekommen, in der er an einem regnerischen Nachmittag zusammen mit anderem Gerümpel feilgeboten wurde? Weshalb hatte nie jemand nach seinem Inhalt gesehen? Oder hatte ihn jemand geöffnet und das alte Zeug für wertlos gehalten?
    Ein verregneter Nachmittag, an dem man nichts anderes tun konnte, als Schutz vor der Nässe zu suchen. Und der verrückte, unlogische Kleine-Jungen-Impuls, der ihn dazu trieb, fünfundzwanzig Cents für den Koffer zu bieten. Keiner hatte mitgeboten. Hicklin erinnerte sich, daß er einen Augenblick daran gedacht hatte, ihn unauffällig an einer Straßenecke abzustellen und zu verschwinden, so als hätte er

Weitere Kostenlose Bücher