Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geschäfte mit der Ewigkeit

Geschäfte mit der Ewigkeit

Titel: Geschäfte mit der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D. Simak
Vom Netzwerk:
mit Ihnen streiten«, sagte Frost. »Ein anderes Mal vielleicht. Aber jetzt nicht. Verstehen Sie mich recht, ich bin dankbar und ...«
    »Hätte jemand außer uns Ihnen im Augenblick der Not die Hand entgegengestreckt?« fragte der Alte.
    Frost schüttelte den Kopf. »Nein, das glaube ich nicht.«
    »Aber wir haben es getan. Wir, die Demütigen. Wir, die wahren Gläubigen.«
    »Zugegeben«, sagte Frost.
    »Und fragen Sie sich nicht, warum wir es getan haben?«
    »Bis jetzt ist mir der Gedanke noch nicht gekommen.«
    »Uns ist der Mensch nicht viel wert«, erklärte der Alte. »Aber wir kümmern uns um seine Seele. In alten Schriften werden die Menschen nicht pro Kopf, sondern nach Seelen gezählt. Das mag Ihnen komisch und lächerlich erscheinen, aber es beweist, wie nahe die Menschen damals Gott waren. Sie kümmerten sich schon im Diesseits um ihn.«
    Die Tür ging auf, und wieder fiel ein Lichtstreifen in den Raum. Eine alte, verrunzelte Frau kam auf die Laterne zu. Sie trug eine Schale und einen halben Laib Brot, die sie dem Alten reichte.
    »Danke, Mary«, sagte der Mann, und die Frau zog sich wieder zurück.
    »Essen«, sagte der Alte und stellte die Schale vor Frost ab. Dann gab er ihm das Brot.
    »Vielen Dank.« Frost nahm den Löffel und kostete die Flüssigkeit. Es war eine schwache, wässerige Suppe.
    »Wie ich höre, werden die Menschen in ein paar Jahren nicht einmal sterben müssen, um präpariert zu werden. Sobald das Ewigkeits-Zentrum die Einzelheiten ausgearbeitet hat, kann man die Leute einfach so unsterblich machen. Sie bleiben jung und leben weiter, und es gibt keinen Tod mehr.«
    »Das wird noch eine Zeitlang dauern«, schränkte Frost ein.
    »Aber es kommt.«
    »Wahrscheinlich«, meinte Frost. »Es wäre auch Unsinn, die Leute alt werden und sterben zu lassen, wenn man ihnen die Unsterblichkeit in der Blüte ihrer Jahre geben kann.«
    »Oh, eitler Wahn«, ereiferte sich der Alte. »Oh, Schmach und Schande.«
    Frost gab keine Antwort. Er wußte nicht, was er hätte sagen sollen. So aß er einfach weiter.
    Der Mann stupste ihn in den Arm. »Noch eines, Sohn. Glaubst du an Gott?«
    Langsam ließ Frost den Löffel in die Schale gleiten. »Wollen Sie darauf wirklich eine Antwort?« fragte er.
    »Ja. Und eine ehrliche Antwort.«
    »Die Antwort ist einfach«, sagte Frost. »Ich weiß es nicht. Wenn ich an Gott denke, dann keinesfalls an einen weißhaarigen alten Herrn, an die holzgeschnitzte Figur mit gütigem Blick und langem Haar. Aber an ein höheres Wesen glaube ich. Denn es muß eine Kraft geben, die das Universum beherrscht. Das Universum ist einfach zu geordnet. Sie können die Atome oder die Sternsysteme betrachten, immer erscheint es als selbstverständlich, daß eine höhere Ordnung existiert, eine gütige Macht, die alles im rechten Gleis hält.«
    »Ordnung!« fauchte der Mann. »Sie reden nur von Ordnung. Nicht von Heiligkeit oder Göttlichkeit ...«
    »Tut mir leid«, sagte Frost. »Sie wollten eine ehrliche Antwort haben. Ich kann Ihnen versichern, daß ich viel für Ihre Art von Glauben gäbe, für den blinden, zweifelsfreien Glauben. Aber selbst dann würde ich mich fragen, ob der Glaube allein genügt.«
    »Glaube ist alles, was der Mensch besitzt«, erklärte ihm der Alte ruhig.
    »Sie machen eine Tugend aus dem Glauben«, sagte Frost. »Eine Tugend der Ahnungslosigkeit ...«
    »Wenn wir mehr wüßten, gäbe es keinen Glauben«, erwiderte der Mann überzeugt. »Und wir brauchen den Glauben.«
    Irgendwo rief jemand, und man hörte das Näherkommen von schnellen Schritten.
    Der Alte sprang auf. Er warf dabei die Suppenschale um.
    »Polypen!« rief jemand. Alles befand sich in Aufruhr. Jemand hob die Laterne und blies sie aus. Der Raum war in Dunkel getaucht.
    Auch Frost war aufgesprungen. Er machte einen Schritt, und jemand rannte mit ihm zusammen. Er stolperte zurück. Und dann spürte er, wie der Boden unter ihm mit einem leisen Knirschen und Krachen nachgab. Er fiel nach unten. Offenbar hatte der verfaulte Boden bei dem Sturz nachgegeben. Instinktiv griff er nach einer Stütze, aber das Brettende, das er erwischte, brach mit ihm in die Tiefe.
    Er landete in einer übelriechenden, dicklichen Brühe. Langsam erhob er sich. Es war sehr dunkel und stank entsetzlich.
    Über sich hörte er schnelle, polternde Schritte und leise Stimmen. Die Schritte entfernten sich.
    Und dann drosch jemand gegen die Tür. Ärgerliche Flüche wurden laut. Über die Planken, durch die er nach unten gefallen

Weitere Kostenlose Bücher