Geschenke aus dem Paradies
haben? Und da kommt jemand, der Mistelzweige braucht. He, Adrian! Kauf ein paar Zweige für deine Frau. Dieser große hier würde sich wunderbar in eurer Halle ausmachen.«
»Wir haben selbst Mistelzweige auf dem Hof, Nel.« Adrian Stewart bewirtschaftete einige Meilen außerhalb der Stadt einen Hof. Nel kannte ihn, weil sie früher im Catering-Unternehmen seiner Frau gearbeitet hatte.
»Das glaube ich gern, aber ich wette, ihr lasst sie einfach an den Bäumen. Mistelzweige nutzen nichts, wenn man sie nicht ins Haus holt. Mitten auf einer Weide voller Kuhfladen wird wohl kaum jemand einen Kuss bekommen wollen.«
Adrian lachte und schob die Hand in seine Tasche. »Wie viel willst du mir denn dafür abknöpfen?«
»Entscheide selbst, was die Zweige wert sind. Hier ist ein besonders schönes Exemplar. Sagen wir, ein Pfund. Es ist für eine gute Sache.«
»Ich dachte, du hättest gesagt, Sam bekäme das Geld«, meinte Simon.
»Sam ist eine gute Sache. Vielen Dank, Adrian. Grüß Karen von mir. Ich komme später noch mit meiner Weihnachtskarte bei euch vorbei.«
Adrian küsste Nel auf die Wange. »Das wird sie sicher freuen. Als ich sie das letzte Mal gesehen habe, kämpfte sie gerade mit einem Weihnachtskranz.«
»Oh, dabei will ich ihr gerne helfen! Wenn es für den Markt ein nächstes Jahr gibt, mache ich vielleicht selbst welche. Es macht so viel Spaß.«
Adrian griff nach seinem Mistelzweig. »Dir vielleicht. Jetzt muss ich dieses Ding in den Supermarkt mitschleppen.«
Nel nahm ihm das Bündel wieder ab. »Ich bringe euch die Zweige mit der Karte zusammen rüber.«
»Wenn du nicht so viel Zeit damit vergeuden würdest, anderen Leuten gefällig zu sein, hättest du mehr Zeit, um mit mir auszugehen«, sagte Simon, der für Nels Fähigkeit, so freundlich zu allen Menschen zu sein, nie richtiges Verständnis aufbringen konnte.
»Ich gehe schrecklich gern mit dir aus, Simon. Das weißt du doch.« Sie holte tief Luft. »Hör mal, warum kommst du nicht heute Abend einfach zu mir? Ich koche uns etwas – oder noch besser, ich kaufe uns eine Portion Fisch und Pommes frites –, und wir können ein Video ausleihen. Und eine Flasche Wein trinken.« Diese Einladung kostete sie eine gewisse Überwindung. Die Vorstellung, einen Abend lang einfach »herumzuhängen«, überstieg Simons Begriffe, und Nel hatte immer noch das Gefühl, dass sie das Haus vor seinen Besuchen aufräumen müsste. Trotzdem, mit ein wenig Glück würde die Sitzung nicht allzu lange dauern, sodass ihr noch genug Zeit zum Aufräumen blieb.
»Darfst du bei deiner Diät denn überhaupt Fisch und Pommes frites essen, Nel?«
»Es ist Weihnachten! Oder jedenfalls fast. Willst du nun kommen oder nicht?«
»Eigentlich habe ich selbst noch Verschiedenes zu erledigen. Ich führe dich stattdessen Sonntag zum Mittagessen aus.«
»Wunderbar. Lass uns bitte irgendwohin gehen, wo das Essen nicht zu fett ist.«
»Du hast doch gesagt, es sei Weihnachten.«
»Das stimmt, und gleichzeitig stimmt es auch nicht«, meinte Nel und fragte sich, ob Simon die Sache mit dem Abnehmen je verstehen würde oder ob das Ganze sein Vorstellungsvermögen ebenso überstieg wie das gemütliche Nichtstun am Abend. Da er selbst ausgesprochen fit war und alles essen konnte, was er wollte, glaubte er, die Leute hätten nur deshalb Gewichtsprobleme, weil sie sich voll stopften. Nur wer selbst darunter zu leiden hatte, konnte begreifen, dass die Dinge komplizierter lagen. In diesem Moment sah sie jemanden, den sie kannte, vom Käsestand kommen, wo man neben anderen Produkten einen einheimischen Käse kaufen konnte, der liebevoll ›Toms alte Socken‹ genannt wurde. Sie rief den Mann zu sich.
»Hallo, Ted! Hast du schon deinen obligatorischen Mistelzweig gekauft? Komm schon, kauf deinen Mistelzweig bei mir.«
»Hey, Nel. Na, dann gib mir schon einen. Meine bessere Hälfte wird sich freuen. Der Markt ist gut gelungen, wie?«
»Großartig. Aber nächstes Jahr, wenn wir ganz offiziell sind, dürfte es noch besser werden.«
»Dann wissen wir also nicht, was aus dem alten Grundstück wird?« Er zeigte auf das riesige, von vielen Anbauten umgebene Haus direkt gegenüber dem Markt. »Ich meine, Sir Geralds Erbe und seine Frau könnten vielleicht etwas dagegen haben, einen Markt quasi mitten in ihrem Garten stattfinden zu lassen.«
»Das ist nicht ihr Garten, und es gibt keinen Grund, warum sie Einwände haben sollten. Der Markt ist seit eh und je etwas Schönes, das vielen Menschen
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