Geschenke aus dem Paradies
erwidern, dass es unmöglich sei, einen Hamburger zu essen, ohne dass dessen Inhalt sich überall breit machte, als ihr auffiel, dass Simon seinen bereits zur Hälfte verspeist hatte, und kein Tropfen davon war irgendwo anders gelandet als in seinem Mund. »Soll ich dein Taschentuch für dich waschen?«
»Nein, danke. Ich möchte nicht, dass es rosa wird.«
Ein wenig gekränkt, aber entschlossen, sich nichts anmerken zu lassen, stopfte Nel Simon das Taschentuch wieder in die Tasche. »Nochmal danke, dass du mich vor dem Hungertod bewahrt hast, Simon.« Mit diesen Worten schob sie sich den Rest ihres Hamburgers in den Mund.
»Ich könnte es wieder tun. Hast du Lust, mit mir auszugehen? In der Nähe hat ein neues Restaurant aufgemacht, und ich habe gehört, dass es wirklich gut sein soll.«
Nel kaute hastig zu Ende. »Klingt verlockend, aber ich werde wohl todmüde sein. Ich denke, ich fläze mich einfach vor den Fernseher. Wenn ich hier fertig bin, muss ich noch meine Weihnachtskarten im Dorf verteilen. Das dauert eine Ewigkeit.« Die Sitzung erwähnte sie lieber nicht. Simon würde sie nur begleiten wollen und alles noch komplizierter machen.
»Du könntest einfach eine Briefmarke draufkleben.«
»Ich weiß, aber es ist eine gute Gelegenheit, mit den Leuten zu reden. Ich habe immer so viel um die Ohren, wenn wir die Stände aufbauen, dass einfach keine Zeit zum Plaudern bleibt. Sie haben bestimmt Fragen, was die Veränderungen betrifft, die wir durchführen müssen, um unser Niveau zu heben und zu einem offiziell anerkannten Markt zu werden.«
»Das wird eine Menge Arbeit nach sich ziehen. Ist es das wirklich wert?«
Nel holte tief Luft und schluckte ihren Ärger herunter. »Es gibt Zuschüsse, die wir beantragen können, und Websites, auf denen wir Reklame machen könnten. Als offiziell anerkannter Bauernmarkt würden wir viel mehr Publicity bekommen und damit mehr Besucher. Wenn ich der Gemeindeverwaltung einen richtigen Plan vorlege, meint Fenella, und den Leuten klar mache, dass alle sich an die Regeln halten werden, dass sie geeichte Waagen haben werden und solche Dinge, dann bekommen wir vielleicht die Zustimmung für unser Projekt. Je mehr Verkaufsstände wir haben, umso mehr Miete bekommt das Hospiz.«
»Nur weil Fenella bei der Gemeinde arbeitet, heißt das noch lange nicht, dass sie alles weiß«, erwiderte Simon verschnupft. Es gefiel ihm nicht, dass Nel außer ihm noch andere Informationsquellen hatte. »Und wollen wir wirklich noch mehr Verkehr hier im Ort?«
»Der Markt soll am Anfang nur einmal im Monat stattfinden!«
»Damit dürfte er sich kaum selbst tragen.«
»Oh Simon, verbreite nicht immer so viel Optimismus. Das ist so anstrengend!«
Simon lachte als Antwort auf ihre Meckerei. »Meiner Meinung nach wird diese Aufstockung des Marktes zu einem anerkannten Bauernmarkt einfach nur viel Arbeit mit sich bringen und keine nennenswerten Einkünfte. Jetzt, da deine Kinder praktisch das Haus verlassen haben, könntest du dir einen richtigen Job suchen.«
Nel wollte keinen richtigen Job. Marcs Versicherung hatte ihnen genug ausbezahlt, um gut zu Rande zu kommen, und Nel tat lieber Dinge, die sie interessierten, statt um eine Karriere zu kämpfen. Da sie dieses Gespräch schon viele Male geführt hatten und dies nicht der geeignete Zeitpunkt war, es ein weiteres Mal zu tun, lächelte sie nur.
Simon sah sie ungehalten an, verärgert darüber, dass es ihm nicht gelang, Nel dazu zu bewegen, Geld zu verdienen. »Und du hättest deine Weihnachtskarten einfach mitnehmen und sie gleich hier verteilen können.«
Tatsächlich hatte Nel genau das vorgehabt, aber als sie noch vor Sonnenaufgang aus dem Haus gestürzt war, hatte sie so viel im Kopf gehabt, dass sie die Post auf dem Tisch im Flur liegen gelassen hatte. »Ich habe doch gesagt, dass ich mit den Leuten reden muss. Und die Organisation des Marktes wird zwar eine Menge Arbeit nach sich ziehen, aber wir tun es für einen guten Zweck, und obendrein haben wir vielleicht viel Spaß dabei.« Sie runzelte die Stirn, als der Gedanke an eine Baulandausweisung für die Paradise Fields in ihr aufstieg. Das Land gehörte doch sicher dem Hospiz! Harry hatte das Ganze wahrscheinlich falsch verstanden. Er war viel verträumter als die beiden anderen. »Aber wie gesagt, ich möchte mit den Leuten reden.«
»Du lebst für Klatsch und Tratsch«, sagte Simon.
»Stimmt, stimmt vollkommen!«, pflichtete Nel ihm bei. »Welchen besseren Sinn könnte das Leben
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