Geschenke für den Kommissar - Kriminalroman
vertraue ihm.“
Alles? Na prima!
Und wieder schien der Alte Gedanken zu lesen.
„Alles, was ich über Sie wissen muss“, relativierte er schnell, bevor er Karlo auffordernd ansah. „Also?“
„Wieso
freigegeben
?“
„Oho“, lachte Berwald, „als ehemaliger Häftling werden Sie da natürlich hellhörig, nicht wahr?“
Als Karlo unwillig das Gesicht verzog, winkte der alte Mann ab.
„Ich will Ihnen nichts vorwerfen, keine Angst. Es geht um Folgendes: Ich möchte straffällig gewordenen Menschen helfen, wieder auf die Füße zu kommen. Vor allem, wenn sie keine richtige Bleibe haben. Denn eine gute Unterkunft und ein stabiles soziales Umfeld sind immens wichtig für den Resozialisierungsprozess.“
Oh Gott – ein Missionar
.
Schon schlug sich ein kleiner Groll gegen seinen Freund Reinfeld Bahn, wurde dann aber durch die Stimme des Alten unterbrochen.
„Sie sind ja nicht verheiratet. Aber doch liiert, oder?“
„Äh, ja, das heißt eigentlich nein. Nicht direkt im Moment“, druckste Karlo. „Das ist ja eigentlich der Grund, warum ich eine Wohnung suche“, gab er dann zu. Dann hakte er noch einmal nach. „Ist denn etwas passiert mit dem Herrn ...“
„Habicht?“
„Ja.“
„Nun, Herr Habicht weilt nicht mehr unter uns“, klang es Karlo pastoral entgegen.
„Das heißt, er ist – ich meine, er wurde ...
„... ermordet? Ja, genau.“
„Und deshalb ist das Zimmer hier frei?“
„So ist es.“
„Was ist denn geschehen?“ Karlo schaute unbehaglich um sich. „Ist er hier im Zimmer ...“
„Aber nein, keine Angst“, kam die beruhigende Antwort. „Hier im Haus ist gar nichts passiert. Herr Habicht wurde irgendwo in der Nähe des Heinrich-Kraft-Parks tot aufgefunden. Und leider werde ich den Eindruck nicht los, dass seine Resozialisierung nicht allzu weit fortgeschritten war. Und dass diese Tatsache zu seinem Ableben erheblich beigetragen hat. Obwohl er zu einiger Hoffnung Anlass gegeben hat. Er hat angefangen, Marathon zu laufen. Oder wenigstens dafür zu trainieren. Und er hat wohl schon länger gemalt. Er war ein richtiger Künstler, wissen Sie. Sehr talentiert. Selbst im Gefängnis hat er sich damit befasst. Was an Bildern hier vorhanden war, hat sein Bruder mitgenommen. Ich hätte Ihnen die Gemälde gerne gezeigt. Sie wären erstaunt gewesen.“ Berwald schaute traurig ins Leere. Karlo konnte damit nicht viel anfangen und wusste nicht, wie er reagieren sollte. Deshalb wechselte er einfach wieder das Thema.
„Und Sie wollen mir sagen, hier wohnen nur ehemalige – wie soll ich sagen – Häftlinge?“
„Genau. Auf den Begriff
ehemalige
setze ich natürlich sehr“, ließ Berwald verlauten und sah Karlo streng an. „Aber kommen Sie, ich zeige Ihnen noch die oberen Räume.“
Er fasste Karlo vertraulich am Arm und zog ihn aus dem Zimmer, hin zu der Wendeltreppe am anderen Ende der Diele. Die Treppe hatte Karlo beim Betreten gar nicht wahrgenommen. Die Stiegen waren ebenfalls aus Holz gefertigt, der Rest dagegen bestand ganz aus Metall.
„Man kann natürlich auch über das Treppenhaus nach oben gelangen“, erläuterte Berwald, während er vor Karlo in den zweiten Stock stapfte. „Wir halten die Tür allerdings immer geschlossen, weil diese Räume hier oben gewissermaßen zu den Zimmern dazugehören.“
Stolz hielt der Alte die Arme ausgebreitet, als Karlo im zweiten Stock angekommen war.
„Das sind die Gemeinschaftsräume“, hörte Karlo und sah sich staunend in einem riesigen Raum um. Er erblickte einen großen Esstisch nebst acht Stühlen. Eine moderne Polsterlandschaft wurde von einem riesigen Fernseher ergänzt, in einer Ecke stand ein kleiner Schreibtisch, darauf ein PC.
„Und hier haben wir das Wichtigste – die Küche.“
Mit Stolz im Blick schob Berwald seinen neuen Mieter hinter die Tür, die er gerade aufgezogen hatte.
Was Karlo hier sah, hätte auch den Ansprüchen seines Freundes Paul Perlig aus Hofbieber in der Rhön genügt. Der passionierte Hobbykoch hatte Karlo nicht nur einmal bewiesen, dass er eigentlich durchaus als Profi durchgehen könnte.
Berwald blickte Karlo ernst an.
„Ich verlange allerdings von meinen Mietern, dass der gute Zustand der Küche erhalten bleibt. Das heißt, dass nach jeder – ich meine wirklich: jeder – Benutzung sauber gemacht wird. Sie dürfen und sollen gerne gemeinsam kochen, das ist billiger und fördert den sozialen Zusammenhalt, der wichtig ist für ein gedeihliches ...“
Blah, blah, blah
. Karlo schaltete
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