Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geschenke für den Kommissar - Kriminalroman

Geschenke für den Kommissar - Kriminalroman

Titel: Geschenke für den Kommissar - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verlag Vogelfrei
Vom Netzwerk:
Entschuldigungsaktion zu beschwichtigen. Als sich das Glas so leer präsentierte wie der Fundus seiner Ideen, beschloss er mit fliegenden Fahnen und flatternden Nerven, die Örtlichkeit zu wechseln.
    Nach der Bezahlung seines Cappuccino nebst Sambuca bei der netten Bedienung des Eiscafés hatte Karlos Weg ihn ein paar hundert Meter weiter ins
Knöpfchen
in der Pfortenstraße geführt, wo er sich zwecks Beruhigung seiner Nerven drei dunkle Biere einverleibte. Als auch dort keine tiefergehende Eingebung erfolgte, war er schließlich in der
Bluesmühle
gestrandet. Wirt Manni Weber hatte ihm drei große Guinness und einen Jameson verkauft. Anschließend fühlte sich Karlo stark genug, Jeannette auch ohne große Ideenplanung gegenüberzutreten. Er würde einfach improvisieren, das war schon immer seine Stärke gewesen. Es würde schon gutgehen.
    Das sagte er sich jedenfalls, als er seinen Finger auf den Klingelknopf neben dem Namen
Jeannette Müller
legte.
    Es ging nicht gut.
    Gunter Brause, der Buchhändler, hatte mit seiner eigentlich spaßig gemeinten Prognose bezüglich der Kampftauglichkeit eines schweren Buches nicht übertrieben. Jeannette hatte sich das Buch noch mit misstrauischem Blick in die Hand drücken lassen. Doch nach dem dritten, mit schwerer Zunge dilettantisch vorgetragenen Satz der Entschuldigung war sie völlig ausgerastet. Jeannette hatte die Plastiktüte mitsamt dem schweren Wälzer als Waffe zweckentfremdet. Der Schlag hatte den reuigen Sünder mit voller Wucht an der Schläfe erwischt.
    Als Jeannette dann zu einem zweiten Hieb ausholte, hatte Karlo unverzüglich den Rückzug angetreten. Der gewichtige Band war nur um Haaresbreite an seinem Kopf vorbeigezischt. Jeannette hatte in ihrer Wut nicht gut genug gezielt.
    Es war Karlo gelungen, das literarische Wurfgeschoss zu bergen, die Treppe unfallfrei hinabzueilen und das Haus unter dem wüsten Geschimpfe seiner nun wohl wieder einmal ehemaligen Freundin zu verlassen.
    In diesem extrem ungeeigneten Moment meldete sich sein Handy. Als Karlo die Nummer Herbert Reinfelds erkannte, nahm er unwillig ab.
    „Kein guter Moment, Herbert. Was gibt’s denn?“, lallte er außer Atem.
    „Mensch, du bist ja völlig besoffen“, klang es lapidar zurück. „Jetzt nimm dich zusammen und hör mal bitte gut zu. Morgen um neun Uhr kannst du dir die Wohnung ansehen. Ich habe dir einen Termin bei Herrn Berwald gemacht. Jetzt hau dich besser aufs Ohr und schlaf deinen Rausch aus. Und sei pünktlich, sonst kannst du die Unterkunft vergessen. Kannst du dir das bis morgen behalten?“
    „Logo. Denkst du, ich bin verkalkt?“
    „Nein. Aber betrunken.“
    „Kein Problem. Das geht schon wieder weg. Überhaupt – wo ist das denn? Du musst mir noch die Adresse geben.“
    Reinfeld nannte dem ziemlich angeschlagenen Karlo die Anschrift. Anschließend fragte er noch einmal argwöhnisch nach: „Kriegst du das auch wirklich hin?“
    „Klar, Herbert.“
    „Sicher?“
    „Sicher. Und, Herbert …“
    „Ja?“
    „Danke.“

Donnerstag, 21. Juni
Frankfurt-Fechenheim
4
    Karlo war pünktlich. Eine Minute vor neun stand er vor dem ziemlich betagten Haus in der Baumertstraße und klingelte. Er verharrte kurz, dann trat er einen Schritt zurück, lenkte seinen Blick nach oben und ließ ihn über die Außenfassade schweifen. Dabei schob er die Unterlippe vor und wiegte gleichzeitig mit skeptischem Blick den Kopf hin und her. Der Verputz der Hausfront hatte weiß Gott schon bessere Zeiten gesehen. Vor langer Zeit mit vermutlich weißer Farbe versehen, war er über die Jahre aschgrau geworden und bröselte nun an vielen Stellen ab. An einigen handtellergroßen Stellen lagen die darunter befindlichen Backsteine frei, und der Mörtel bröckelte aus den Fugen. Hier war dringend eine Renovierung erforderlich, erkannte Karlo stirnrunzelnd. Im ersten Stock war vor einem der vier Fenster ein Rollladen heruntergelassen. Der immerhin machte einen hervorragenden Eindruck und schien brandneu und vor allem nicht ganz billig zu sein. Eine Stimme riss ihn aus seiner Betrachtung.
    „Hallo? Wer ist da?“
    „Herr Berwald? Mein Name ist Kölner. Ich komme wegen der Wohnung. Herr Reinfeld hatte mich angekündigt.“
    Der Türöffner summte.
    „Kommen Sie rein.“
    Karlo drückte die Tür auf, betrat das Treppenhaus und pfiff anerkennend durch die Zähne. Der Kontrast zur Außenfassade war enorm. Hier drinnen war alles neu gemacht, es roch nach Farbe und frischem Holz. Er erklomm die Stufen zum

Weitere Kostenlose Bücher