Geschenke für den Kommissar - Kriminalroman
Neue. Hab schon von dir gehört.“ Der Blick des Dunkelhaarigen fiel auf den Bierkasten. „Ah, haste ein paar Schoppen zum Einstand mitgebracht. Guter Mann.“
Er ging auf den Kasten zu, zog zwei Flaschen heraus und öffnete sie mit den Zähnen. Karlo verzog das Gesicht, als der Kerl ihm eine Flasche vor die Nase hielt.
„Ich bin der Ingo. Ingo Leibach. Dann mal willkommen zuhause. Und vor allem: Prost!“
Ingo, oh Gott.
Der zimmernde Koch aus Offenbach
.
Karlo hoffte, dass er nicht schon irgendwann aus Versehen in dem Restaurant gegessen hatte, in dem dieser Schmierlappen den Kochlöffel schwang. Er spülte das aufkommende Unwohlsein mit einem kräftigen Schluck Köstritzer runter. Als ihm einfiel, wie Leibach die Flasche mit seinen ungeputzten Zähnen geknackt hatte, schnürte es ihm den Hals zu. Er setzte die Flasche ab und wischte verstohlen mit dem Ärmel über die Öffnung.
„Ich bin Karlo Kölner“, presste er dann hervor und stieß mit seiner Flasche vorsichtig an die des Jogginghosenträgers. „Hab jetzt das Zimmer von Herrn Habicht. Tut mir leid, was da passiert ist.“ Karlo trank ein paar Schlucke, dann grub er nach. „Sag mal, Ingo, weiß man eigentlich schon, was da los war?“
Leibachs Augen verengten sich. „Ganz schön neugierig, was? Aber ich weiß nichts. Die Bullen waren auch schon hier und haben uns Löcher in den Bauch gefragt. Von uns hat keiner was damit zu tun. Aber es ist ja klar, dass die uns verdächtigen. Eins sag ich dir, und merk dir das gut: Mit Mord hat keiner was von uns zu tun.“ Er schickte Karlo einen durchdringenden Blick. „Sag mal, weswegen hast du eigentlich gesessen?“
„Ganz schön neugierig, was?“, grinste Karlo zurück, dann fuhr er fort: „Nichts, weswegen du dir die hübschen hellblauen Hosen vollmachen müsstest.“
Wut schoss Leibach in die Augen, und Karlo wiegelte schnell ab. Er brauchte jetzt keinen Streit. Nicht am ersten Tag in der neuen Wohnung. „War nur ein Spaß.“ Er fasste seinen Mitbewohner kumpelhaft an die Schulter. „Lass mich erst einmal richtig ankommen. Später können wir uns gerne näher vorstellen. Ach,“ unterbrach er sich schnell um das Thema zu wechseln, „wo sind denn eigentlich die anderen Mieter?“
„Wir haben hier alle ’nen Job. Die arbeiten noch. Freddy fährt Taxi. Und Ulf, der hat’s gut. Streckt seine Wampe in die Sonne.“ Als Karlo nicht reagierte, setzte er hinzu: „Ferien, Urlaub, verstehst du?“
Er zog rasselnd Luft ein, schmierte sich mit dem Handrücken einen Tropfen von der Nase und wischte die Hand an seinem Unterhemd ab. Dann leckte er sich ausgiebig die Oberlippe.
Guten Appetit, Herr Koch!
Karlo trat angewidert die Flucht an. „Ich geh mich dann mal ein bisschen einrichten. Bin den ersten Tag hier, gerade eben hab ich meine Sachen hergefahren. Wir können ja am Wochenende zusammen ein Bierchen trinken und uns richtig bekannt machen. Bin schon auf die anderen gespannt“, log Karlo. Er griff sich noch eine zweite Flasche Köstritzer, bevor er die Wendeltreppe nach unten verschwand.
Berwald hatte Wort gehalten. Ein neues Schild mit Karlos Namen prangte an der Tür. Karlo betrat sein Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Er stellte seine Bierflaschen auf das Tischchen, warf sich auf einen der beiden Sessel und lehnte sich zurück. Dann griff er sich die angebrochene Flasche und leerte sie langsam mit kleinen Schlucken.
Sein Streit mit Jeannette kam ihm wieder in den Sinn. War es das jetzt wirklich gewesen? Die Geschichte mit dem Zimmermädchen empfand er mittlerweile als einen bösen Fehler. Obwohl eigentlich gar nichts passiert war. Und gerade Jeannette war in der Vergangenheit auch kein Kind von Traurigkeit gewesen, sie saß gewissermaßen mit im Glashaus. Doch das zählte jetzt scheinbar nicht.
Versteh einer die Frauen
, dachte Karlo betrübt.
Er atmete tief durch und öffnete die zweite Flasche. Plötzlich vernahm er auf dem Flur Schritte. Die Tür zum Treppenhaus wurde geöffnet und fiel kurz darauf wieder ins Schloss. Leibach schien noch einmal das Haus zu verlassen.
Karlo massierte sich den Bauch. Die Trennung von Jeannette schlug ihm langsam auf den Magen. Er war verwirrt, fühlte sich ohnmächtig, ein Gefühl, das er normalerweise nicht kannte.
Mit einem tiefen Seufzer ging er zum Fenster und öffnete es. Er sog die Luft kräftig ein, stützte sich mit beiden Händen auf dem Fenstersims ab und schaute nach unten, wo seine MZ am Straßenrand parkte. Kopfschüttelnd drehte er
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