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Geschenke für den Kommissar - Kriminalroman

Geschenke für den Kommissar - Kriminalroman

Titel: Geschenke für den Kommissar - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verlag Vogelfrei
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ab, behielt aber einen interessierten und aufmerksamen Gesichtsausdruck bei. Als der Vortrag nach gut zwei Minuten geendet hatte, kamen ihm die anderen Bewohner in den Sinn.
    „Und die anderen? Wo sind die jetzt?“
    „Nun, die anderen Herren sind arbeiten. Herr Leibach, Ihr direkter Zimmernachbar, ist neuerdings Koch und ist in einer Gaststätte in Offenbach beschäftigt. Ursprünglich ist er gelernter Zimmermann. Auch ein respektabler Beruf“, tratschte Berwald redselig. „Kann gar nicht verstehen, dass er ihn aufgegeben hat. Na ja“, stellte er dann etwas selbstgefällig fest, „ab und zu konnte ich ihm schon mal einen Job in seinem alten Beruf vermitteln. Auch bei uns in der Firma hat er schon mal Parkett verlegt. Gute Arbeit, muss ich sagen. Aber er musste ja sein Hobby zum Beruf machen. Obwohl, es heißt, er kocht wirklich gut. Ulf Karger ist Feinmechaniker in unserem Betrieb. Ihn werden Sie aber erst in drei Wochen kennenlernen – er macht gerade Urlaub. Spanien, glaube ich. Der dritte, Fred Degant, fährt Taxi. Er ist dadurch sehr unregelmäßig zu Hause. Es wird am besten sein, Sie stellen sich einfach selbst vor.“
    „Und, ja – heißt das, ich kann das Zimmer haben?“ Karlo klang überrascht.
    „Ich sagte es bereits, ich vertraue Herrn Reinfeld.“ Berwald ging auf die Wendeltreppe zu. Auf der obersten Stufe drehte er sich noch einmal zu Karlo um. „Ach ja, Herr Kölner, ich würde dann noch gerne einen Blick auf Ihre Gehaltsabrechnung werfen, damit wir die Höhe Ihrer Miete festlegen können.“
    Karlo erschrak. Gehaltsabrechnung. Sollte es jetzt daran scheitern?
    „Nun, wissen Sie“, berichtete er gepresst, „ich verdiene nicht immer gleich. Herr Reinfeld holt mich je nach Arbeitsanfall in die Firma.“ Karlo überlegte einen Moment. „Sozusagen als freier Mitarbeiter“, erklärte er dann.
    „Das ist überhaupt kein Problem. Solange Sie wirklich arbeiten wollen und das auch tun. Wir machen es so: Sie bezahlen einhundertfünfzig Euro im Monat, sammeln Ihre Abrechnungen, und am Jahresende – oder zu dem Zeitpunkt, an dem Sie wieder ausziehen, wenn das vorher sein sollte – rechnen wir ab. Zehn Prozent von Ihrem Einkommen, mehr nicht. Haben Sie zu viel bezahlt, haben Sie ein Guthaben, haben Sie zu wenig bezahlt, zahlen Sie den Rest nach. Ist das fair?“
    „Das ist mehr als fair“, erwiderte Karlo begeistert. „Und wann kann ich einziehen? Ich muss ein paar Sachen herbringen. Ist nicht allzu viel, aber das Zimmer ist ja auch schon gut ausgestattet. Ach ja, noch etwas: Gibt es auch einen Keller? Ein paar Gegenstände werde ich nicht in der Wohnung brauchen, möchte sie aber irgendwo abstellen.“
    „Das habe ich ganz vergessen. Sie haben einen abschließbaren Verschlag im Keller. Da können Sie auch Getränke lagern, wenn Sie möchten. Im Moment steht da allerdings noch der Name des Herrn Habicht an der Tür, wie an der Wohnung auch. Ich lasse die Schilder aber diese Woche noch austauschen.“
    Berwald unterbrach seine Rede, nestelte zwei Schlüssel von seinem Bund und übergab sie Karlo.
    „Hier! Das ist der Haus- und Zimmerschlüssel. Und der hier mit dem gelben Anhänger ist für den Keller. Dann mal herzlich willkommen!“
    An der Wohnungstür im Erdgeschoss angekommen, gaben sich die beiden Männer noch einmal die Hand.
    „Auf Wiedersehen, Herr Kölner.“
    „Auf Wiedersehen.“
    Als Karlo die Haustür öffnete, hörte er Berwalds Stimme noch einmal.
    „Ach, Herr Kölner?“
    „Ja?“
    „Bitte, lassen Sie sich nicht auch gleich umbringen, passen Sie auf sich auf. Und enttäuschen Sie mich nicht.“
    Unwillkürlich fühlte Karlo, wie eine Gänsehaut über seinen Rücken fuhr.
    „Ich tu mein Bestes, Herr Berwald.“
    Mit gemischten Gefühlen trat er auf die Straße.

Freitag, 22. Juni
Frankfurt-Fechenheim
5
    Karlos Umzug war mit zwei Fuhren erledigt. Sein Feldbett hatte er zusammengeklappt und im Getränkelager des Clubheims in eine Ecke gestellt.
Man weiß ja nie
, war ihm durch den Kopf gefahren. Auch seinen kleinen Radioapparat hatte er im Gartenhaus im Oberräder Fußweg gelassen, das seinen Freunden als Vereinsheim für ihren Motorradclub diente. Der schwarze Kater Diogenes schien etwas geahnt zu haben, wie immer, wenn Karlo wieder einmal der Gartenhütte den Rücken kehrte. Das Vereinsmaskottchen, dessen Name von der Tatsache herrührte, dass er in einem alten Holzfass auf dem Gartengelände hauste, saß beleidigt in der Ecke und schaute Karlo zu. Als Karlo ihm ein

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