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Geschenke für den Kommissar - Kriminalroman

Geschenke für den Kommissar - Kriminalroman

Titel: Geschenke für den Kommissar - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verlag Vogelfrei
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war sein Verdacht recht vage, welchen Einfluss der Inhalt des Ordners auf die aktuellen Geschehnisse hatte.
    Wilhelm Berwald plagte sich derweil mit seinem schlechten Gewissen. Was war nur mit ihm los? Hatte er nicht immer an das Gute im Menschen geglaubt? Und war er nicht meistens gut damit gefahren? Nur mit seiner Familie – da war er sich mittlerweile nicht mehr ganz so sicher. Seine Gedanken trübten sich ein, doch dann kam ihm eine Idee und sein Gesicht hellte sich wieder auf.
    Ein Bier.
    Handwerker tranken doch gerne ein Bier bei der Arbeit. Da war dieser Kölner ganz bestimmt nicht anders. Er würde ihm – sozusagen als Entschuldigung für seine Verdächtigung – ein schönes kühles Bier anbieten.
    Berwald eilte in die Küche, öffnete den Kühlschrank und nahm eine Flasche aus der Ablage. Anschließend holte er den Öffner aus der Schublade und klemmte ihn zwischen Flasche und Hand.
    Als er wieder in die Diele ging, rutschte ihm die Flasche samt Öffner aus der Hand.
    Als Karlo den Auslöser zum letzten Mal drückte, hörte er das Poltern vor der Tür. Dieses Mal saß der Schreck tiefer. Er hielt automatisch die Luft an und stand starr. Ein leichtes Scharren ertönte, und ein leiser Fluch war zu vernehmen.
    Was zum Teufel trieb Berwald da draußen?
Mit Entsetzen hörte Karlo, wie sich Schritte der Tür näherten.
    Berwald schnitt eine Grimasse, bückte sich und griff nach der Flasche. Glücklicherweise war sie nicht zerbrochen. Dann schaute er sich um. Wohin war denn bloß der blöde Öffner gefallen? Er drückte auf den Lichtschalter. Das Deckenlicht ging an und Berwald suchte den Fußboden ab. Nach kurzem Suchen entdeckte er das kleine silberfarbige Werkzeug. Es lag keine zwei Meter von ihm entfernt an der Wand neben der Wohnzimmertür.
    Wenig später öffnete er die Tür zu seinem Wohnzimmer.
    Karlo stand mit hochrotem Kopf vor der Kommode. Er hielt das Schälchen mit dem Gips in der Hand und rührte verlegen darin herum. Der bizarre Anblick nährte einen Augenblick lang erneut die Zweifel des Vermieters. Ein schneller Blick auf die Kommode ließ ihn sich wieder entspannen. Die Schubladen waren geschlossen, und die Folie hing wie gehabt darüber. Es war wohl alles in Ordnung. Abermals überfiel ihn die Verlegenheit.
    „Ich, äh, ich habe gedacht, Ihr Handwerker trinkt doch gerne ein Bierchen bei der Arbeit?“, stammelte er und hielt Karlo die Flasche hin.
    „Oh, das ist aber nett von Ihnen“, freute sich Karlo und nahm die Flasche in Empfang. Er ließ sich den Öffner reichen und setzte ihn an.
    „Vorsicht, die Flasche ist mir eben im Flur hingefallen.“
    Zu spät.
    Mit einem scharfen Zischen schoss eine Fontäne des Gerstensaftes aus der Flasche, spritzte über die weiße Wand und landete danach prasselnd auf der Folie, die schützend über der Kommode hing. Berwald stand mit offenem Mund dabei und brachte keinen Ton hervor.
    „Da sehen Sie mal, weshalb ich die Folie verwende“, erklärte Karlo trocken. Dann wanderte sein Blick zu den Flecken an der Wand und er zuckte bedauernd mit den Schultern, als er hinzufügte: „Ich denke, wir legen die Wand jetzt doch lieber komplett neu an, was meinen Sie?“
    Berwald nickte stumm und verließ das Zimmer ohne ein weiteres Wort.
    Gegen halb zwei hatte Karlo sein Meisterwerk vollendet. Die Wand strahlte wieder in reinstem Weiß, und die beiden Löcher waren wie weggezaubert. Die winzigen Pünktchen, mit denen Karlo die Lage der Schusskanäle mit einem Bleistift markiert hatte, waren so gut wie unsichtbar.
    Er nahm ein großes Lob seines Vermieters entgegen, rechnete die Kosten der Materialien ab, die er besorgt hatte, und ging nach oben, um sich ein oder zwei Brote zu machen. Er hatte noch nicht viel gegessen und wollte auf jeden Fall vermeiden, beim Treffen mit Gehring in der
Bluesmühle
vor lauter Hunger in die grauenerregenden kulinarischen Fänge Harry Webers zu geraten. Während er in der Küche hantierte, lag Leibach wieder in seinem topmodischen Hausanzug auf dem Sofa. Karlo verspürte keine Lust auf ein Gespräch mit dem Koch, und so nahm er die Brote mit nach unten.
    Um zehn vor vier verließ Karlo sein Zimmer. Als er wenige Augenblicke später auf die Straße trat, sah er Leibach. Sein Mitbewohner betrat gerade das Haus gegenüber und die Haustür begann sich zu schließen. Karlo rannte los. Er bekam die Tür noch zu fassen, bevor sie zufallen konnte, blieb stehen und lauschte ins Treppenhaus. Gerade noch rechtzeitig, um zu hören, wie sich in

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