Geschenke für den Kommissar - Kriminalroman
hatte. Er sollte sich das noch einmal genauer ansehen. Aber wie? Er konnte doch nicht bei seinem Vermieter einbrechen. Zumal das mit den modernen Türen und Schlössern nicht ganz einfach war. Und es würde sofort auffallen. Also musste er sich etwas anderes überlegen. Karlo war froh, dass die Zeit schon Jahre vorbei war, in der er sich auf diese Weise seine Brötchen verdient hatte. Er seufzte. Es war wieder alles ganz schön viel auf einmal. Andererseits – was ging ihn das alles an? Bis auf den Ausrutscher der beiden Polizisten, die ihn bezichtigt hatten, das Phantom zu sein, musste er sich nicht selbst verteidigen. Vielleicht sollte er sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern. Ein wenig Geld verdienen. Oder auch ein wenig mehr. Doch da war das Zerwürfnis mit Jeannette. Und Marianne, die hübsche Sekretärin, die so plötzlich in sein Leben gestolpert war, vereinfachte die Lage nicht gerade. Er hatte zwar endlich mal eine nette Bleibe nur für sich alleine, aber es kam ihm alles so problematisch vor, so unübersichtlich. Irgendwie bekam er keine Struktur in sein Leben.
Er erschrak fast, als er feststellte, dass er schon im Hof von Reinfelds Firma angekommen war. Herberts Auto stand nicht auf seinem Platz. Karlo griff sich den abgezeichneten Lieferschein und ging ins Gebäude. Einen Moment später überreichte er Reinfelds Sekretärin, Frau Altenberg, den Lieferschein. Sie nahm das Dokument und legte es in ihre Tagesablage.
„Der Chef lässt sich entschuldigen. Er musste dringend weg“, ließ sie Karlo dann wissen. „Es kann sein, dass er zwei oder drei Tage unterwegs ist. Es gab irgendwelchen Ärger mit einer Firma in Düsseldorf. Er ruft Sie an, wenn er zurück ist. Es musste leider ganz schnell gehen.“
Karlo ließ die Schultern sinken. Der nächste Tiefschlag. Er brauchte dringend Geld. Frau Altenberg konnte er nicht um einen Vorschuss bitten. Und die Arbeit verschob sich auch wieder. Auf der anderen Seite gewann er jetzt ein wenig Zeit, sich um die Vorkommnisse der letzten Tage zu kümmern. Mit betrübtem Gesicht dankte er der Sekretärin, verabschiedete sich und lief zum Ausgang.
„Halt. Warten Sie noch, Herr Kölner. Herr Reinfeld hat mir noch etwas für Sie gegeben.“
Karlo drehte sich um und sah erstaunt, wie Frau Altenberg mit einem weißen Umschlag winkte. Er ging zurück und nahm das Kuvert neugierig in Empfang. Als er es öffnete, spitzte er die Lippen und sah verblüfft den kleinen Stapel Geldscheine an.
„Wenn Sie mir das bitte quittieren wollen?“
Routiniert zählte er durch. Fünfhundert Euro. Gar nicht schlecht!
Reinfeld weiß, was Frauen wünschen
, dachte er grinsend, nahm sich einen Kugelschreiber und setzte seine Unterschrift auf den Quittungsblock.
Gegen 18.30 Uhr kam Karlos Vermieter nach Hause. Karlo lag mit einem Bier in der Hand auf dem Bett und dachte fieberhaft nach, als er die Wohnungstür unter sich ins Schloss fallen hörte. Da kam ihm die Idee.
Er ließ Berwald zehn Minuten Zeit, dann stand er vor dessen Wohnungstür und klingelte. Die Tür öffnete sich.
„Ach, Sie sind es, Herr Kölner“, klang es ihm kühl entgegen, „kann ich was für Sie tun?“ Ein sonderbarer Unterton lag in Berwalds Stimme. Klang das nach Argwohn? Karlo konnte es nicht deuten. Er schaltete auf unbekümmert und bot freundlich seine Dienste an.
„Herr Berwald, ich wollte Sie eigentlich fragen, nun – Sie möchten die Schusslöcher in Ihrem Wohnzimmer doch nicht in der Wand lassen. Ich könnte sie Ihnen schön zuputzen und wieder Farbe drüberstreichen. Am besten machen wir dann gleich die ganze Wand, dass man keine Anschlüsse sieht. Was meinen Sie?“
Berwald wirkte überrumpelt. Damit hatte er nicht gerechnet. Gut so.
„Tja“, meinte Berwald gedankenverloren, „warum eigentlich nicht? Da muss ich deswegen nicht extra die Maler kommen lassen.“
Urplötzlich blitzte wieder Skepsis auf, und er sah Karlo kritisch an. „Können Sie das denn überhaupt?“
„Ich kann alles“, behauptete Karlo im Brustton der Überzeugung. „Verlassen Sie sich ganz auf mich.“
„Und wann wollten Sie das machen?“
„Ich richte mich da ganz nach Ihnen.“
„Okay. Morgen Vormittag bin ich zu Hause, ich habe meinen privaten Papierkram aufzuarbeiten. Wenn Sie da Zeit hätten?“
„Das passt. Ich würde sagen, ich komme so zwischen zehn und elf vorbei. Da kann ich vorher noch in den Baumarkt fahren und alles kaufen, was ich brauche. Darf ich mir die Wand noch einmal
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