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Geschenke für den Kommissar - Kriminalroman

Geschenke für den Kommissar - Kriminalroman

Titel: Geschenke für den Kommissar - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verlag Vogelfrei
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extrem gereizt. Reichard fuchtelte unmotiviert mit den Armen. Er schien die Nase gestrichen voll zu haben. „Kommen Sie endlich. Und lassen Sie die verdammte Jacke hängen.“
    „Die Jacke gehört mir. Ich erkläre es Ihnen später. Herr Gehring kann Ihnen das bestätigen.“
    „Macht doch alle, was ihr wollt. Aber raus jetzt aus der Wohnung! Alle zusammen!“ Reichards Kopf war puterrot geworden. Er schien kurz davor zu platzen. Am Aufzug stand Gehring. Er kicherte leise und schämte sich gleichzeitig ein wenig dafür.
    Er sah, wie Schönhals sich Harald Reichard von hinten näherte und an den Schultern fasste. Der Kommissar wirbelte erschrocken herum. Mühsam hielt er den ziemlich bösen Kommentar zurück, der mit Macht aus ihm herausbrechen wollte. Schönhals ließ sich nicht beirren.
    „War es das, was Sie meinten? Als Sie mir über Herrn Kölner erzählt haben?“
    „Ja!“, brüllte Reichard seinen neuen Chef an und alle Dämme brachen. „
Das
war es. Und nun fangen Sie gefälligst wieder an zu husten, Sie selbstmitleidiger Hypochonder.“
    Georg Gehring ging auf den sprachlosen Schönhals zu und zog ihn zur Seite. „Nehmen Sie ihm das nicht übel, Herr Schönhals, bitte. Das war jetzt alles ein bisschen viel. Ich kenne ihn – er meint es nicht so.“
    Karlo, der zwei Schritte entfernt stand, warf die rote Lederjacke lässig über die Schulter und ergänzte: „Der beißt nicht. Der will bloß spielen.“
    Gehring wirkte mittlerweile etwas verlegen. „Ach ja“, wandte er sich an Schönhals, „wir wurden uns noch gar nicht vorgestellt. Entschuldigen Sie bitte. Ich bin Ihr Vorgänger, Gehring ist meine Name.“
    „Hab ich mir schon gedacht“, knurrte Reichards neuer Chef. Die Verzweiflung in seinem Gesicht indes schien echt. In seinen Augen bemerkte man tiefe Verständnislosigkeit. „Herr Gehring, ich bin jetzt über fünfundzwanzig Jahre bei der Polizei“, offenbarte er leise mit leicht bebender Stimme. Dabei hielt er Georg Gehring mit beiden Händen an den Schultern fest. „Ich habe schon einiges erlebt. Das hier war jedoch die Krönung. Aber vielleicht habe ich einfach nur nicht verstanden, was das hier sein soll.“ Nun wurde er wieder lauter.
    Viel lauter.
    „Ein Test? Ein Videospiel? Oder ein Kriminalistik-Praxislehrgang zum Thema
Leichtsinn muss sich wieder lohnen?“
    Auf der Straße vor dem Haus hatte er sich gefangen. „Sie halten sich bitte zur Verfügung“, bellte er Karlo noch an, bevor er sich mit versteinerter Miene abwandte und zu seinem Dienstwagen ging.
    „Keine Angst. Ich bin nie weit weg“, rief ihm Karlo hinterher. Eine leichte Ironie war nicht zu überhören.
    Kommissar Reichard stand in der Nähe und nickte düster. „Genau das ist unser Problem“, murmelte er.
    Karlos Gesicht begann zu glühen. „Also bitte, meine Herren, ein wenig Dankbarkeit wäre nicht schlecht. Schließlich würden euch immer noch die Kugeln um die Ohren fliegen, wenn ich nicht gehandelt hätte.“
    Inzwischen war Georg Gehring nähergetreten. Er legte seinem ehemaligen Kollegen die Hand auf die Schulter. „Ist ja alles gut gegangen. Und immerhin könnte es sein, dass sich jetzt noch ein anderer Fall aufklärt, oder?“
    „Sie meinen, es könnte sich herausstellen, dass Leibachs Waffe dieselbe ist, mit der Habicht erschossen wurde? Und auch der Anschlag auf Berwald verübt wurde? Daran habe ich auch schon gedacht. Wenn das so ist, werden wir es morgen wissen.“ Ein Fünkchen Hoffnung war in seinen müden Augen zu sehen.

Freitag, 29. Juni
Fechenheim
13
    Er hatte es nicht einmal mehr unter die Dusche geschafft. In voller Montur war er auf sein Bett gefallen, der folgende Schlaf war einer Ohnmacht gleichgekommen.
    Um zehn Uhr wurde Karlo von seinem Telefon geweckt. Reinfeld meldete sich zurück und bat ihn, am Montag früh zur Arbeit zu kommen. Automatisch sagte Karlo zu, noch halb schlafend. Sein Kopf schien fast zu platzen. Der beißende Rauchgeruch nahm ihm fast den Atem.
    Er setzte sich auf, schälte sich nach und nach aus den stinkenden Klamotten und ließ sie neben dem Bett liegen. Dann stand er zwanzig Minuten unter der heißen Dusche. Mit frischen Klamotten am Leib und drei Tassen Kaffee intus spürte er wieder etwas Ähnliches wie Leben in sich.
    Wie sollte es nun weitergehen? Das Phantom war endlich gefasst. Und er könnte sich einen Großteil der Aufklärungsarbeit ans Revers heften. Hoffnung keimte in ihm auf. Würde Jeannette ihm nun endlich verzeihen?
    Die Lederjacke wollte er ihr

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