Geschenke für den Kommissar - Kriminalroman
weiteren hundert Metern hatte Einser seinen Freund endlich eingeholt.
„Da. Die Hütte. Verfluchter Mist, hoffentlich ist da keiner drin.“
Kuhl stürmte auf das Grundstück und näherte sich dem brennenden Gartenhaus. Das Dach stand schon lichterloh in Flammen, auch die rückseitige Wand hatte Feuer gefangen. Er rüttelte an der Eingangstür. Nichts bewegte sich.
„Abgeschlossen“, schrie Kuhl außer Atem. „Egal! Sehen wir lieber trotzdem nach!“
„Okay, mach Platz!“ Einser stoppte einen knappen Meter vor der Tür, drehte sich zur Seite und versetzte ihr einen heftigen Tritt. Die Tür flog krachend aus den Angeln. Beißender Qualm stieg ihm in die Nase und augenblicklich begann er zu husten. Kuhl war nähergekommen und sah, wie Einser den Feuerlöscher in Betrieb nahm.
„Das wird nicht reichen, Karl. Lass doch einfach ...“ Ein Schreck durchfuhr Kuhl.
„Mann, Karl, da! Da liegt jemand.“ Kuhls Stimme überschlug sich. „Mach weiter mit dem Löscher. Ich zieh ihn raus.“
Kuhl stürzte sich ins Innere der Hütte. Kurz hinter der Tür stoppte ihn glühende Hitze. Einser hatte den Strahl auf die Rückwand der Hütte gelenkt. Vom Dach fielen die ersten glühenden Bretter ins Innere und krachten funkensprühend auf den Boden. Kuhl hielt die Luft an und griff nach den Knöcheln des am Boden liegenden Mannes. Mit Feinheiten konnte er sich hier nicht aufhalten. Nach vorne gebeugt zog er den Mann aus der Hütte.
Einser hatte den leergesprühten Feuerlöscher auf die Seite geworfen und packte den Mann unter den Armen. Gemeinsam schleppten sie ihn aus der Gefahrenzone und legten ihn auf einem Stück Rasen vor der Gartentür ab. Hände und Füße des Mannes waren mit Klebeband umwickelt. Auch sein Mund war mit dem Band verklebt. Einser erkannte ihn zuerst.
„Das ist Karlo“, schrie er erschrocken. „Verdammt, Kuhl, das ist Karlo! Gib mir dein Messer, schnell.“
Kuhl nestelte hastig an seinem Schlüsselbund, an dem ein kleines, aber effektives Multifunktionswerkzeug hing, ein Geburtstagsgeschenk der Motorradfreunde vom letzten Jahr. Es funktionierte eindeutig besser als der Rasenmäher. Kuhl ignorierte Einser und begann, die Fesseln aufzuschneiden. Einser befreite Karlo indessen von seinem Knebel.
„Autsch. Pass doch auf, du tust mir weh.“ Karlo hatte die Augen aufgeschlagen und begann zu husten. Er spuckte aus und sah Einser vorwurfsvoll an. Der wollte gerade etwas erwidern, als sich Karlo mühsam aufrichtete.
„Das war knapp, Leute“, entfuhr es ihm mit krächzender Stimme. „Das war verdammt knapp. Danke.“
„Alles klar mit dir? Bist du verletzt?“ Kuhl schaute Karlo besorgt an.
„Ich glaube nicht. Später hättet ihr aber nicht kommen dürfen.“ Er stützte sich auf dem Rücken liegend mit den Ellenbogen ab und sah seine Retter an. „Wie kommt ihr jetzt überhaupt hierher?“
„Der Rasenmäher“, versetzte Einser erleichtert. „Du kannst froh sein, dass Kuhls Rasenmäher so ein verdammtes Dreckding ist.“
„Ja, klar“, tönte Kuhl sarkastisch, „der Rasenmäher. Ein Geschenk von wahren Freunden, wie sich gerade zeigt.“
Karlo rappelte sich auf. Noch etwas schwankend auf den Beinen stolperte er auf den Weg. Kuhl und Einser standen wie angewurzelt im Garten und schauten ihrem Freund nach. Karlo drehte sich angespannt um.
„Ja los, was ist denn? Lasst uns gehen. Ruft meinetwegen noch die Feuerwehr an und dann nichts wie weg, bevor die mit den Bullen hier auftauchen. Außerdem müssen wir Gehring benachrichtigen. Ich will die Schweine erwischen.“
„Gehring? Was hat der damit zu tun? Ich denke, er hat aufgehört bei unserem Verein? Was ist hier überhaupt los?“ Karl Einser war irritiert, setzte sich aber sofort in Bewegung.
„Ich erkläre euch alles. Aber zuerst brauch ich ein Bier.“
Jetzt setzte sich auch Kuhl in Bewegung. „Er scheint tatsächlich in Ordnung zu sein, was, Karl?“
Etwas später in der Clubhütte hatte Karlo eine halbe Flasche Bier gierig in einem Zug hinuntergestürzt. Die Versuche, ihn von einer eingehenden Untersuchung im Krankenhaus zu überzeugen, waren auf keinen fruchtbaren Boden gefallen. Und Karlo wirkte mit einem Mal hektisch. „Nein“, legte er sich fest. „Ich brauche keinen Arzt. Nicht jetzt. Es geht schon wieder.“ Dann kommandierte er: „Los jetzt, sonst sind die Typen weg. Kuhl, du hast doch auch die Nummer von Gehring? Die haben mir nämlich mein Handy abgenommen. Und jetzt schnell, telefonieren können wir während der
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