Geschenke für den Kommissar - Kriminalroman
improvisieren. Ein Versuch ist es wert. Vier Schüsse, haben Sie gesagt?“
Reichard nickte. Karlo ging zur Tür.
Schönhals bekam einen erneuten Hustenanfall.
Reichard bedeutete den Uniformierten, Karlo gewähren zu lassen. Neben dem Türrahmen blieb Karlo stehen.
„He, Leibach. Hier ist Karlo. Wie du siehst, halte ich einiges aus. Mach also keinen Scheiß und gib auf.“ Mit dem Rücken zur Wand drückte er die Tür mit der linken Hand ein kleines Stück weiter auf.
Schönhals hustete noch immer.
Die zwei aufeinanderfolgenden Schüsse stoppten Schönhals’ Hustenanfälle abrupt. Er blaffte Karlo unwirsch an. „Was machen Sie da? Sind Sie verrückt geworden?“
Reichard huschte zu seinem neuen Chef zurück. „Er kennt einen von den Typen. Den mit der Pistole. Lassen Sie Kölner mit ihm reden. Vielleicht kann er was erreichen.“
„Aber nur reden“, stellte Schönhals klar. „Und bleiben Sie weg von der Tür!“
„Alles klar.“ Karlo gab sich verständnisvoll. Dann hob er die Stimme an. „Leibach, hörst du mich? Ich komm jetzt rein zu dir. Lass uns reden.“
Karlo ignorierte den bösen Blick und das Gefuchtel des Hauptkommissars und stieß die Tür vollends auf. Zwei weitere Schüsse waren die Folge und klatschten in die gegenüberliegende Wand.
Karlo stieß sich kräftig ab und sprang in den Flur der Wohnung. Mit zwei Sprüngen war er im Wohnzimmer. Schnell erfasste er die Situation. Auf der linken Seite des Zimmers saß Kirchner auf einem Sofa und starrte ihn mit großen Augen an. Auf dem Boden in der rechten Ecke kauerte die junge Frau mit angsterfülltem Gesicht.
Ein weiterer Sprung brachte ihn in die Reichweite des völlig überraschten Leibach. Der hob die Hand mit der Waffe und versuchte, sie Karlo über den Schädel zu schlagen. Karlo drehte sich gedankenschnell weg und der Hieb ging ins Leere. „Schieß doch, du Idiot, mach ihn kalt“, forderte Kirchner mit irrer Stimme.
„Waffe runter!“
Im selben Moment, als Karlos Faust auf Leibachs Nase krachte, waren die Uniformierten in der Wohnzimmertür erschienen. Sie sahen erleichert zu, wie Leibach zusammensackte und dabei die Beretta fallenließ. Karlo bückte sich, griff sich die Pistole und steckte sie in den Hosenbund. Dann hielt er Leibach, der mühsam versuchte, sich wieder aufzurappeln, den Arm hin. Leibach griff nach Karlos Arm und ließ sich hochziehen. Als er wieder auf den Beinen stand, traf ihn Karlos Rechte genau aufs Kinn. Leibach taumelte zwei Schritte rückwärts, prallte gegen die Wand und rutschte langsam, mit erstauntem Blick, zu Boden.
„Das war für das Feuerchen, du Mistkerl.“
Die Uniformierten stürmten ins Zimmer, auch Reichard und Schönhals betraten die Wohnung.
Schönhals schäumte vor Wut. „Das hätte böse ausgehen können“, wies er Karlo zurecht. „Was hat Sie da bloß geritten, Sie Vollidiot?“
Aufgebracht blitzte er Karlo an. Die lebensbedrohliche Krankheit war für’s Erste vergessen.
„Haben Sie nicht mitgezählt?“, dozierte Karlo. „Achtmal hat er geschossen. Da ist nichts mehr drin“, erklärte er den staunenden Kriminalbeamten.
Er zog die Waffe aus dem Hosenbund, richtete sie auf die Zimmerdecke, sprach mit überlegenem Ton: „Da, sehen Sie selbst“ – und drückte ab.
Der Schuss ließ alle Anwesenden zusammenfahren. Staub wirbelte durchs Zimmer und einige Putzbröckchen regneten zu Boden. Alle Anwesenden starrten Karlo an, als wäre er ein Gespenst.
„Oh!“
Das war alles, was Karlo herausbrachte. Verlegen drückte er Hauptkommissar Schönhals die Waffe in die Hand und ließ sich erschöpft auf einen freien Sessel sinken.
„Wenn man das Magazin einer achtschüssigen Pistole herausnimmt und befüllt, danach wieder in die Waffe einsetzt und diese dann durchlädt, gleitet ein Geschoss aus dem Magazin ins Patronenlager. Sie ist nun schussbereit. Nimmt man dann das Magazin wieder heraus, kann man logischerweise eine Patrone nachfüllen. Schließlich schiebt man das Magazin wieder zurück und hat – oh Wunder der Technik – neun Schuss zur Verfügung. Kölner, Sie sind ein Idiot!“
Reichard war neben Karlo getreten und hatte ihm mühsam beherrscht Nachhilfe erteilt. Karlo fuhr sich erschöpft mit der Hand übers Gesicht. Dann wurde ihm übel.
Beim Verlassen der Wohnung hatte Karlo den Schock überwunden. Er blieb vor der Flurgarderobe stehen, griff sich die rote Lederjacke und klemmte sie unter den Arm.
„Was machen Sie denn da, Kölner?“ Das klang nun wütend und
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