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Geschichte der russischen Revolution Bd.1 - Februarrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.1 - Februarrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.1 - Februarrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Trotzki
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unterwegs drei- bis viermal gezwungen gewesen, gegen die sich auflehnenden Soldaten "väterlichen Zwang" anzuwenden. Er ließ sie knien. Die Ortsbehörden erklärten dem "Diktator" gleich nach dessen Ankunft in Zarskoje Selo, daß ein Zusammenstoß der Georgier mit den Truppen die Zarenfamilie gefährden würde. Man hatte einfach Angst um sich und empfahl dem "Exekutor", ohne erst die Truppen auszuladen, die Rückreise anzutreten.
    Der General Iwanow stellte an den anderen "Diktator", Chabalow, zehn Fragen, die ihm präzis beantwortet wurden. Wir führen sie in vollem Wortlaut an, denn sie verdienen es:
    Die Fragen Iwanows und die Antworten Chabalows:
    1. Welche Truppenteile halten Ordnung, und welche erlauben sich Gemeinheiten?
    1.    Unter meinem Befehl stehen im Gebäude der Admiralität vier Kompanien der Garde, fünf Schwadronen und Hundertschaften, zwei Batterien; alle übrigen Truppen sind auf die Seite der Revolutionäre übergegangen oder bleiben nach Übereinkunft mit diesen neutral. Einzelne Soldaten und Banden treiben sich in der Stadt herum und entwaffnen Offiziere.
    2.    Welche Bahnhöfe werden bewacht?
    2.    Alle Bahnhöfe sind in den Händen der Revolutionäre und werden von diesen streng bewacht.
    3.    In welchen Stadtteilen wird die Ordnung aufrechterhalten?
    3.    Die ganze Stadt ist in der Gewalt der Revolutionäre, das Telephon arbeitet nicht, eine Verbindung mit den Stadtteilen gibt es nicht.
    4.    Welche Behörden üben in diesen Stadtteilen die Macht aus?
    4.    Kann ich nicht beantworten.
    5.    Arbeiten sämtliche Ministerien?
    5.    Die Minister sind von den Revolutionären verhaftet.
    6.    Welche Polizeibehörden stehen im Augenblick zu Ihrer Verfügung?
    6.    Keine.
    7.    Welche technischen und wirtschaftlichen Institutionen des Kriegsamtes unterstehen Ihrem Befehl?
    7.    Keine.
    8.    Welche Mengen von Proviant haben Sie zu ihrer Verfügung?
    8.    Ich habe keinen Proviant zu meiner Verfügung. Am 25. Februar war in der Stadt ein Vorrat von 5.600.000 Pud Mehl.
    9.    Sind viele Waffen, Artillerie- und Kriegsvorräte in die Hände der Rebellen gefallen?
    9.    Alle Artilleriewerke sind in den Händen der Revolutionäre.
    10.    Welche Militärbehörden und Stäbe stehen zu Ihrer Verfügung?
    10. Zu meiner Verfügung steht der Chef des Kreisstabes persönlich; mit den übrigen Kreisverwaltungen fehlt die Verbindung.
    Nach einer so unzweideutigen Beleuchtung der Situation war General Iwanow "einverstanden", mit seiner unausgela-denen Staffel zur Station "Dno" zurückzukehren. "Auf diese Weise", schlußfolgert eine der leitenden Personen des Hauptquartiers, General Lukomski, "wurde aus der Kommandierung des Generals Iwanow mit diktatorischen Vollmachten nichts als ein Skandal."
    Übrigens trug der Skandal einen stillen Charakter, er ging unbemerkt in den Wogen der Ereignisse unter. Der Diktator schickte, wie wohl anzunehmen ist, die Lebensmittel an seine Bekannten in Petrograd und hatte eine längere Unterredung mit der Zarin: sie verwies auf ihre selbstaufopfernde Arbeit in den Lazaretten und beklagte sich über die Undankbarkeit der Armee und des Volkes.
    Unterdessen laufen über Mohilew nach Pskow Nachrichten, eine schwärzer als die andere. Die in Petrograd verbliebene persönliche Wache Seiner Majestät, aus der jeder Soldat einzeln der Zarenfamilie mit Namen bekannt und von ihr verhätschelt war, erscheint in der Reichsduma und bittet um Erlaubnis, jene Offiziere zu verhaften, die sich geweigert, am Aufstand teilzunehmen. Der Vizeadmiral Kurosch berichtet, er sehe keine Möglichkeit, Maßnahmen zur Niederschlagung des Aufstandes in Kronstadt zu treffen, denn er könne für keinen einzigen Truppenteil garantieren. Admiral Ne-penin telegraphiert, die Baltische Flotte anerkenne das Provisorische Komitee der Reichsduma. Der Moskauer Oberkommandierende, Mrosowski, berichtet: "Die Mehrzahl der Truppen ist mitsamt der Artillerie zu den Revolutionären übergegangen, in deren Gewalt sich somit die Stadt befindet. Der Stadthauptmann und dessen Gehilfen haben sich aus der Stadthauptmannschaft entfernt." Entfernt bedeutet: sie hatten Reißaus genommen.
    Dem Zaren wurde all dies am Abend des 1. März gemeldet. Bis tief in die Nacht hinein wurde für und wider ein verantwortliches Ministerium geredet. Endlich, um 2 Uhr nachts, gab der Zar die Zustimmung. Seine Umgebung atmete erleichtert auf. Da man es als selbstverständlich ansah, daß

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