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Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Trotzki
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sich dagegen. Die Schlinge am Hals des Februarregimes zog sich zu einem festen Knoten zusammen. Im Laufe des Tages wurde bekannt, daß die geheimen Urheber der Prozession "auf Ersuchen des Oberbefehlshabers des Bezirkes" die Demonstration aufgegeben hatten. Dieser ernste moralische Erfolg, der die Stärke des Druckes der Garnisonberatung am besten ermessen ließ, ga-stattete, bestimmt damit zu rechnen, daß die Feinde überhaupt nicht wagen würden, morgen die Köpfe auf die Straße hinauszustecken.
    Das Militärische Revolutionskomitee wählt in den Bezirksstab drei Kommissare: Sadowski, Mechonoschin und Lasimir. Befehle des Kommandierenden können nur Kraft erhalten, wenn sie durch die Unterschrift einer dieser drei Personen bestätigt sind. Auf einen Telephonanruf aus dem Smolny entsendet der Stab ein Automobil für die Delegation: die Gebräuche der Doppelherrschaft bleiben noch in Kraft. Doch aller Erwartung zuwider bedeutete das Entgegenkommen des Stabes nicht die Bereitschaft zu Zugeständnissen.
    Nach Anhören der von Sadowski abgegebenen Erklärung antwortete Polkownikow, daß er keinerlei Kommissare anerkenne und der Vormundschaft nicht bedürfe. Auf die Anspielung der Delegation, der Stab riskiere auf diesem Wege, dem Widerstand seitens der Truppen zu begegnen, erwiderte Polkownikow trocken, die Garnison sei in seinen Händen und ihre Unterordnung gesichert. "Seine Festigkeit war aufrichtig", schreibt in seinen Erinnerungen Mechonoschin, "nichts Falsches verspürte man." Für die Rückkehr in das Smolny erhielten die Delegierten das Staatsautomobil bereits nicht mehr.
    Die außerordentliche Beratung, zu der Trotzki und Swerdlow geholt wurden, faßte den Beschluß: den Bruch mit dem Stab als vollzogene Tatsache zu betrachten und ihn zum Ausgangspunkt für die weitere Offensive zu machen. Erste Vorbedingung des Erfolges: die Bezirke müssen über alle Etappen und Episoden des Kampfes unterrichtet sein. Der Gegner darf die Massen nicht plötzlich überraschen können. Durch die Bezirkssowjets und Parteikomitees werden Informationen in alle Stadtteile gesandt. Die Regimenter unverzüglich von dem Vorgefallenen in Kenntnis gesetzt. Es wird erneut beschlossen: nur jenen Befehlen ist nachzukommen, die von den Kommissaren bestätigt sind; auf Wachposten sind nur die zuverlässigsten Soldaten zu schicken.
    Aber auch der Stab beschloß, Maßnahmen zu ergreifen. Offenbar angestiftet von seinen versöhnlerischen Ratgebern, rief Polkownikow für 1 Uhr mittags seine eigene Garnisonberatung ein, unter Beteiligung von Vertretern des ZentralExekutivkomitees. Dem Gegner zuvorkommend, veranstaltete das Militärische Revolutionskomitee um 11 Uhr eine außerordentliche Beratung der Regimentskomitees, die den Beschluß faßte, dem Bruch mit dem Stabe Form zu verleihen. Der sofort entworfene Appell an die Truppen Petrograds und Umgebung redete die Sprache einer Kriegserklärung. "Indem er mit der organisierten Garnison der Hauptstadt brach, wird der Stab offenes Werkzeug der konterrevolutionären Kräfte." Das Militärische Revolutionskomitee lehnt die Verantwortung für die Handlungen des Stabes ab und übernimmt, indem es sich an die Spitze der Garnison stellt, "den Schutz der revolutionären Ordnung gegen konterrevolutionäre Anschläge".
    Das war ein entschlossener Schritt auf dem Wege zum Aufstande. Oder aber vielleicht nur der fällige Konflikt in der konfliktreichen Mechanik der Doppelherrschaft? So nämlich versuchte, zum eigenen Troste, das Vorgefallene der Stab auszulegen, der sich mit Vertretern jener Truppenteile beriet, die die Einladungen des Militärischen Revolutionskomitees nicht rechtzeitig erhalten hatten. Eine vom Smolny abgeordnete Delegation unter Führung des bolschewistischen Fähnrichs Daschkewitsch meldete dem Stab kurz die Entscheidung der Garnisonberatung. Die wenigen Vertreter der Truppenteile bekräftigten dem Sowjet ihre Treue und gingen unter Verzicht auf Beschlußfassung auseinander. "Nach einem kurzen Meinungsaustausch", berichtete später aufgrund von Angaben des Stabes die Presse, "wurden keine bestimmten Beschlüsse angenommen; es wurde als notwendig erklärt, erst die Lösung des Konfliktes zwischen ZentralExekutivkomitee und Petrograder Sowjet abzuwarten." Seine Entthronung schilderte der Stab als einen Streit zwischen zwei Sowjetinstanzen darüber, wer von ihnen seine Tätigkeit zu kontrollieren habe. Die Politik der freiwilligen Blindheit hatte den Vorzug, daß sie von der Notwendigkeit

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