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Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Trotzki
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kleinbürgerlicher Bindungen und den Druck der herrschenden Klassen.
    Wären alle Beratungen, Debatten, Privatstreitereien, die in der oberen Schicht der bolschewistischen Partei während des einen Monats Oktober stattfanden, stenographiert worden, die Nachkommen könnten sich überzeugen, durch welch gespannten inneren Kampf an der Spitze der Partei sich die für die Umwälzung nötige Entschlossenheit formte. Das Stenogramm würde gleichzeitig beweisen, wie sehr eine revolutionäre Partei der inneren Demokratie bedarf: der Wille zum Kampf wird nicht auf Vorrat angeschafft und nicht von oben diktiert - er muß jedesmal selbständig erneuert und gestählt werden.
    Indem er sich auf die Behauptung des Autors dieses Buches berief, wonach "als wesentlichstes Instrument der proletarischen Umwälzung die Partei dient", fragte Stalin im Jahre 1924: "Wie konnte unsere Revolution siegen, wenn ihr wesentlichstes Instrument sich als untauglich erwies?" Die Ironie verschleiert nicht die primitive Unwahrhaftigkeit der Erwiderung. Zwischen den Heiligen, wie sie die Kirche schildert, und den Teufeln, wie sie von den Kandidaten für Heiligenposten geschildert werden, befinden sich die lebendigen Menschen: und sie machen die Geschichte. Die hohe Stählung der bolschewistischen Partei hatte sich nicht im Fehlen von Meinungsverschiedenheiten, Schwankungen und sogar Erschütterungen geäußert, sondern darin, daß sie in schwierigster Lage rechtzeitig mit inneren Krisen fertig wurde und sich die Möglichkeit sicherte, in die Ereignisse entscheidend einzugreifen. Und dies eben heißt, daß die Partei als Ganzes ein taugliches Instrument der Revolution war.
    Eine reformistische Partei betrachtet in der Praxis als unerschütterlich die Grundlagen dessen, was zu reformieren sie sich anschickt. Damit allein schon unterwirft sie sich unausweichbar den Ideen und der Moral der herrschenden Klasse. Aufgestiegen auf der Schulter des Proletariats, wurde die Sozialdemokratie nur eine bürgerliche Partei zweiter Sorte. Der Bolschewismus hat den Typ des wahren Revolutionärs geschaffen, der den historischen, mit der bestehenden Gesellschaft nicht zu versöhnenden Zielen die Bedingungen seines persönlichen Daseins, seine Ideen, seine sittlichen Kriterien unterwirft. Die nötige Distanz zur bürgerlichen Ideologie wurde in der Partei durch die wachsame Unversöhnlichkeit, deren Inspirator Lenin war, aufrechterhalten. Er wurde nicht müde, mit der Lanzette zu arbeiten, um jene Bindungen zu zerschneiden, die die kleinbürgerliche Umgebung zwischen Partei und offizieller öffentlicher Meinung schuf Gleichzeitig lehrte Lenin die Partei, sich eine eigene öffentliche Meinung zu formen, die sich auf Gedanken und Gefühle der emporsteigenden Klasse stützt. So schuf sich die bolschewistische Partei durch Auslese und Erziehung in ständigem Kampfe nicht nur ihr politisches, sondern auch ihr moralisches, von der bürgerlichen öffentlichen Meinung unabhängiges und dieser unversöhnlich entgegengesetztes Milieu. Nur dies allein hat den Bolschewiki ermöglicht, die Schwankungen in den eigenen Reihen zu überwinden und durch die Tat jene kühne Entschlossenheit zu entwickeln, ohne die der Oktobersieg nicht möglich gewesen wäre.
    Fußnote von Trotzki
    1. In den im Jahre 1929 veröffentlichten Protokolle des Zentralkomitees aus dem Jahre 1917 ist gesagt, Trotzki habe seine Erklärung im sowjet damit begründet, daß sie "Kamenjew erzwungen worden war". Hier liegt offenbar eine irrige Niederschrift oder eine falsche spätere Redaktion vor. Trotzkis Erklärung brauchte keine besonderen Bedingungen: sie ergab sich aus den Umständen. Durch einen merkwürdigen Zufall war das Moskauer Distriktkomitee, das restlos Lenin unterstützte, am gleichen Tag, am 18., gezwungen, in der Moskauer Parteizeitung eine Erklärung zu veröffentlichen, die Trotzkis Formel fast wörtlich wiedergab: "... Wir sind keine Verschwörerpartei und bestimmen unsere Aktionen nicht im Geheimen. Wenn wir uns entscheiden werden, hervorzutreten, werden wir das in unseren Parteiorganen sagen ... " Anders konnte man die direkten Fragen der Feinde auch nicht beantworten. Wenn aber Trotzkis Erklärung von Kamenjew nicht erzwungen war und nicht erzwungen sein konnte, so war sie durch dessen unwahrhaftige Solidaritätserklärung bewußt kompromittiert, und zwar unter Bedingungen , die es Trotzki unmöglich machten den erforderlichen Punkt auf das i zu setzen.

Kapitel 20: Die Kunst des Aufstandes
    Die

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