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Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Trotzki
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Sitzung des Zentral-Exekutivkomitees Ende Juli 1918. "Die Sache verhält sieh so, daß ... während wir ... aus dem Krieg mit der einen Koalition hinaustraten, (wir) sogleich einen Druck des Imperialismus von der anderen Seite verspürten." Im August, als an der Wolga der Bürgerkrieg unter Teilnahme der Tschechoslowaken entbrannte, sprach Lenin auf einem Meeting in Moskau: "Unsere Revolution trat auf als eine internationale Revolution ... Die proletarischen Massen werden der Sowjetrepublik den Sieg über die Tschechoslowaken sichern und die Möglichkeit schaffen, sich so lange zu halten; bis die sozialistische Weltrevolution ausbrechen wird." Sich halten, bis die Revolution im Westen ausbrechen wird - das ist in alter Weise die Formel der Partei.
    In den gleichen Tagen schrieb Lenin an die amerikanischen Arbeiter: "Wir befinden uns in einer belagerten Festung, solange uns das Heer der sozialistischen Weltrevolution nicht zu Hilfe kommt." Noch kategorischer drückt er sich im November aus: "... Tatsachen der Weltgeschichte beweisen, daß die Umwandlung unserer, der russischen Revolution in eine sozialistische nicht ein Abenteuer, sondern eine Notwendigkeit war, denn eine andere Wahl hat es nicht gegeben: der anglo-französische und der amerikanische Imperialismus werden unvermeidlich Rußlands Unabhängigkeit und Freiheit ersticken, wenn die sozialistische Weltrevolution, der Weltbolschewismus, nicht siegt." In Stalins Sprache: Lenin fühlt offenbar die "innere Kraft unserer Revolution" nicht.
    Der erste Jahrestag der Umwälzung ist vorbei. Die Partei hat Zeit genug gehabt, sich umzusehen. Nichtsdestoweniger erklärt Lenin in seiner Rede auf dem VIII. Parteitag, im März 1919, wiederum: "Wir leben nicht nur in einem Staat, sondern in einem Staatensystem, und das Bestehen einer Sowjetrepublik neben den imperialistischen Staaten für längere Zeit ist undenkbar. Letzten Endes wird entweder das eine oder das andere siegen."
    Am dritten Jahrestag, der mit der Vernichtung der Weißen zusammenfiel, hielt Lenin Rückschau und zog die Verallgemeinerung: "Wenn man uns in jener Nacht (der Nacht der Oktoberumwälzung) gesagt hätte, daß wir nach drei Jahren ... im Besitze dieses unseres Sieges sein werden, - niemand, sogar der eingefleischteste Optimist nicht, hätte das g?-glaubt. Wir wußten damals, daß unser Sieg nur dann ein Sieg sein wird, wenn unsere Sache die ganze Welt erobert, weil wir ja unsere Sache auch begonnen haben ausschließlich mit Berechnung auf die Weltrevolution." Einen unwiderlegbareren Beweis kann man nicht verlangen: Ins Augenblick der Oktoberumwälzung hatte der "eingefleischteste Optimist" nicht nur von einem Aufbau des nationalen Sozialismus nicht geträumt, sondern auch nicht an die Möglichkeit der Verteidigung der Revolution ohne direkte Hilfe von außen geglaubt. "Wir haben unsere Sache ausschließlich mit Berechnung auf die Weltrevolution begonnen." Um in dreijährigen Kämpfen den Sieg über die Unzahl der Feinde zu sichern, hatte weder die Partei noch die Rote Armee die Mythe vom Sozialismus in einem Lande nötig gehabt.
    Die internationale Lage gestaltete sieh günstiger, als man es hatte erwarten können. Die Massen bewiesen eine außerordentliche Aufopferungsfähigkeit im Namen der neuen Ziele. Die Führung hatte die Widersprüche des Imperialismus in der ersten, schwierigsten Periode geschickt ausgenützt. Im Ergebnis hatte die Revolution größere Widerstandskraft gezeigt, als die "eingefleischtesten Optimisten" es geglaubt hatten. Dabei aber bewahrte die Partei in ihrer Gesamtheit die frühere internationale Einstellung.
    "Gäbe es keinen Krieg", erklärte Lenin im Januar 1918, "wir würden die Vereinigung der Kapitalisten der ganzen Welt sehen: einen Zusammenschluß auf dem Boden des Kampfes gegen uns." - "Warum bekamen wir in den Wochen und Monaten ... nach dem Oktober die Möglichkeit, so leicht von Triumph zu Triumph zu schreiten?" fragte er auf dem VII. Parteitag: "Nur deshalb, weil die besondere internationale Konjunktur uns vorübergehend vor dem Imperialismus deckte." Im April sagte Lenin in einer Sitzung des Zentral-Exekutivkomitees: "Wir haben eine Atempause nur deshalb bekommen, weil im Westen die imperialistische Schlächterei noch weiter andauert und im Fernen Osten das imperialistische Wetteifern immer breiter entbrennt; nur das erklärt das Bestehen der Sowjetrepublik."
    Die besondere Fügung der Umstände konnte nicht ewig dauern. "Wir sind jetzt vom Krieg zum Frieden

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