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Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Trotzki
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Bolschewiki die Staatsmacht behalten resümiert Lenin mit den Worten: "... es wird sich keine Macht auf der Erde finden, die die Bol-schewiki, wenn diese sich nicht einschüchtern lassen und es verstehen, die Macht zu ergreifen, hindern könnte, sie bis zum Siege der sozialistischen Weltrevolution zu halten."
    Der rechte Flügel der Bolschewiki forderte eine Koalition mit den Versöhnlern, wobei er sich darauf berief, die Bolschewiki "allein" würden die Macht nicht halten können. Lenin antwortete ihnen am 1. November, schon nach der Umwälzung: "Man sagt, wir werden die Macht allein nicht halten können, und so weiter. Aber wir sind nicht allein. Vor uns ist das ganze Europa. Wir müssen beginnen." Aus den Dialogen Lenins mit den Rechten tritt besonders klar hervor, daß nicht einer der streitenden Richtungen der Gedanke vom selbständigen Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft in Rußland in den Sinn kam.
    John Reed erzählt, wie auf einem Petrograder Meeting. im Obuchow-Werk, ein Soldat von der rumänischen Front rief: "Wir werden uns mit allen Kräften halten, bis sich die Völker der ganzen Welt erheben und uns helfen." Diese Formel war nicht vom Himmel gefallen und weder von dem namenlosen Soldaten noch von Reed ausgedacht: sie war den Massen von den bolschewistischen Agitatoren eingeimpft. Die Stimme des Soldaten von der rumänischen Front war die Stimme der Partei, die Stimme der Oktoberrevolution.
    "Die Deklaration der Rechte des werktätigen und ausgebeuteten Volkes" - ein programmatischer Staatsakt, im Namen der Sowjetmacht in der Konstituierenden Versammlung eingebracht - verkündete als Aufgabe des neuen Regimes "Errichtung der sozialistischen Gesellschaftsorganisation und des Sieges des Sozialismus in allen Ländern ... Die Sowjetmacht wird fest diesen Weg verfolgen bis zum vollständigen Siege des internationalen Arbeiteraufstandes gegen das Joch des Kapitals." Die Leninsche "Deklaration der Rechte", formell bis auf den heutigen Tag nicht abgeschafft, verwandelte die permanente Revolution in ein Grundgesetz der Sowjetrepublik.
    Würde Rosa Luxemburg, die leidenschaftlich und eifrig vom Gefängnis aus Taten und Worte der Bolschewiki verfolgte, einen Schatten von nationalem Sozialismus verspürt haben, sie hätte sofort Alarm geschlagen: in jenen Tagen kritisierte sie sehr streng - im Kern fehlerhaft - die Politik der Bolschewiki. Aber nein, folgendes schrieb sie über die Generallinie der Partei: "Daß die Bolschewiki ihre Politik gänzlich auf die Weltrevolution des Proletariats stellten, ist gerade das glänzendste Zeugnis ihres politischen Weitblicks und ihrer grundsätzlichen Festigkeit, des kühnen Wurfs ihrer Politik." Gerade jene Ansichten, die Lenin tagaus, tagein entwickelte; die im Zentralorgan der Partei, unter Stalin als Redakteur, gepredigt wurden; die die Reden der großen und kleinen Agitatoren inspirierten; die die Soldaten der entferntesten Frontabschnitte wiederholten; die Rosa Luxemburg als höchstes Zeugnis des politischen Weitblicks der Bolschewiki betrachtete, gerade diese Ansichten verurteilte die Bürokratie der Kommunistischen Internationale im Jahre 1926. "Die Ansichten Trotzkis und seiner Gesinnungsgenossen in der Kernfrage über Charakter und Perspektiven unserer Revolution" - lautet der Beschluß des VII. Plenums der Kommunistischen Internationale -, "haben nichts gemein mit den Ansichten unserer Partei, mit Leninismus." So rechneten die Epigonen des Bolschewismus mit ihrer eigenen Vergangenheit ab.
    Wenn jemand im Jahre 1917 tatsächlich gegen die Theorie der permanenten Revolution kämpfte, so waren es die Kadetten und die Versöhnler. Miljukow und Dan enthüllten "die revolutionären Illusionen des Trotzkismus" als die Hauptursache des Zusammenbruchs der Revolution von 1905. In der Eröffnungsrede auf der Demokratischen Beratung geißelte Tschcheidse das Bestreben, "den Brand des kapitalistischen Krieges zu löschen durch Umwandlung der Revolution in eine sozialistische und internationale". Am 13. Oktober sagte Kerenski im Vorparlament: "Es gibt jetzt keinen gefährlicheren Feind der Revolution, der Demokratie und aller Errungenschaften der Freiheit als jene, die ... unter dem Vorgehen der Vertiefung der Revolution und deren Umwandlung in eine permanente soziale Revolution, die Massen demoralisieren und sie anscheinend schon demoralisiert haben ... " Tschcheidse und Kerenski waren Gegner der permanenten Revolution aus dem gleichen Grunde, aus dem sie Feinde der

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