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Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Trotzki
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Lenins Formel. Die Entfernung zwischen den äußersten Flügeln des Zentralkomitees in der Frage der Weltrevolution ist die Entfernung zwischen Wochen und Monaten.
    Während er auf dem VII. Parteitag, im März 1918, die Unterzeichnung des Brester Friedens verteidigte, sagte Lenin: "Es ist eine absolute Wahrheit, daß wir ohne die deutsche Revolution verloren sind. Verloren vielleicht nicht in Petrograd oder Moskau, aber in Wladiwostok oder einem anderen fernen Platz, wohin wir gezwungen sein werden uns zurückzuziehen ..., auf jeden Fall sind wir unter allen denkbaren Varianten, kommt die deutsche Revolution nicht, verloren." Doch es handelt sich nicht nur um Deutschland. "Der internationale Imperialismus, der ... eine gigantische reale Macht darstellt kann in keinem Fall und unter keinen Bedingungen die Nachbarschaft einer Sowjetrepublik dulden ... Der Konflikt erscheint hier unvermeidlich. Hier liegt ... das größte historische Problem. .. die Notwendigkeit, die internationale Revolution hervorzurufen." In einem angenommenen Geheimbeschluß heißt es: "Der Parteitag sieht die zuverlässigste Garantie für die Festigung der sozialistischen Revolution, die in Rußland gesiegt hat, nur in der Umwandlung dieser Revolution in eine internationale Arbeiterrevolution."
    Einige Tage später sagte Lenin auf dem Sowjetkongreß: "Der Weltimperialismus kann neben sich einen siegreichen Vormarsch der sozialen Revolution nicht dulden." Am 23. April sprach er in der Sitzung des Moskauer Sowjets: "Unsere Rückständigkeit hat uns vorwärtsgestoßen, doch wir sind verloren, wenn wir nicht imstande sein werden, uns so lange zu halten, bis wir kraftvolle Hilfe seitens der aufständischen Arbeiter der anderen Länder bekommen." "... Man muß sich (vor dem Imperialismus) zurückziehen, sei es auch bis zum Ural", schreibt er im Mai 1918, "denn dies ist die einzige Gewinnchance für die Periode des Heranreifens der Revolution im Westen ..."
    Lenin legte sich klar Rechenschaft darüber ab, daß das Hinausziehen der Verhandlungen in Brest die Friedensbedingungen verschlechtere. Aber er stellte die internationalen revolutionären Aufgaben über die "nationalen". Am 28. Juni
    1918, auf der Moskauer Gewerkschaftskonferenz, sagte Lenin trotz den episodischen Meinungsverschiedenheiten mit Trotzki in der Frage der Unterzeichnung des Friedens: "Als es zu den Brester Verhandlungen kam, wurden da nicht die Enthüllungen des Gen. Trotzki der ganzen Welt sichtbar, und hat nicht diese Politik dazu geführt, daß in einem feindlichen Lande ... während des Krieges eine gewaltige revolutionäre Bewegung entstand?" ... Eine Woche später kehrt er in dem Bericht des Rates der Volkskommissare vor dem fünften Sowjetkongreß zu dieser Frage zurück: "Wir haben unsere Pflicht vor allen Völkern erfüllt ... durch unsere Brester Delegation mit dem Gen. Trotzki an der Spitze ..." Ein Jahr später erinnerte Lenin: "In der Epoche des Brester Friedens ... hat die Sowjetmacht die Weltdiktatur des Proletariats und die Weltrevolution über alle nationalen Opfer gestellt, so schwer sie auch waren."
    "Welchen Sinn", fragte Stalin, als die Zeit die ohnehin nicht übermäßig deutlichen Ideenabgrenzungen in seinem Gedächtnis verwischt hatte, "kann Trotzkis Erklärung haben, das revolutionäre Rußland werde sich angesichts eines konservativen Europa nicht halten können? Doch nur den einen Sinn: Trotzki fühlt die innere Macht unserer Revolution nicht."
    In Wirklichkeit war die gesamte Partei einmütig der Überzeugung, "angesichts eines konservativen Europa" würde sich die Sowjetrepublik nicht halten können. Doch war das nur die Kehrseite der Überzeugung, daß ein konservatives Europa sich nicht würde halten können angesichts eines revolutionären Rußland. In der negativen Form kam der unerschütterliche Glaube an die internationale Kraft der russischen Revolution zum Ausdruck. Und im Kern hatte die Partei sich nicht geirrt. Vollständig hat das konservative Europa sich jedenfalls nicht halten können. Sogar die von der Sozialdemokratie verratene deutsche Revolution erwies sieh als stark genug, um Ludendorff und Hoffmann die Krallen zu beschneiden: ohne diese Operation aber wäre der Sowjetrepublik kaum der Untergang erspart geblieben.
    Doch auch nach dem Zusammenbruch des deutschen Militarismus hatte sich die allgemeine Einschätzung der internationalen Lage nicht verändert. "Unsere Bemühungen führen unvermeidlich zur Weltrevolution ...", sagte Lenin in der

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