Geschichte des Westens: Von den Anfängen in der Antike bis zum 20. Jahrhundert (German Edition)
absolutistische Spanien das weltliche und liberale in die Knie zu zwingen versuchte.
Die Entwicklung Portugals in den Jahren 1820 bis 1823 weist manche Ähnlichkeiten mit der Spaniens auf. Durch das Pronunciamiento von Cádiz ermutigt, schritten im August 1820 einige liberalgesinnte Offiziere in Porto zur revolutionären Tat und erzwangen, von den politischen Clubs der großen Städte, den Freimaurerlogen und dem besitzenden Bürgertum unterstützt, den Rücktritt des Oberkommandierenden des Heeres und faktischen Diktators, des britischen Generals Beresford. Im Jahr darauf kehrte, während die Cortes noch an einer Verfassung nach Art der spanischen arbeiteten, König Johann VI. aus seinem «Exil» in Brasilien zurück, wohin er sich Ende 1807 angesichts der spanisch-französischen Besetzung seines Landes mit englischer Hilfe begeben hatte. Im Oktober 1821 legte er den Eid auf die neue Verfassung ab.
Ein paar Tage vor der Verabschiedung der Verfassung, am 7. September 1822, erklärte Brasilien seine Unabhängigkeit von Portugal. Im Oktober wurde der vom König ernannte Regent, Johanns ältester Sohn, als Dom Pedro I. zum Kaiser von Brasilien ausgerufen. Im Jahr darauf gab Spanien erneut das Vorbild für Portugal ab, diesmal in umgekehrter Richtung wie 1820: Die Rückkehr zur absoluten Monarchie im größeren der beiden iberischen Länder war das Signal für die Gegner der Liberalen, in Lissabon den gleichen Schritt zu tun. An der Spitze der Rebellen stand Dom Miguel, der jüngere Sohn des Königs. Johann VI. konnte sich auf ein britisches Kriegsschiff retten und anschließend seine Herrschaft wiederherstellen, einen Bürgerkrieg zwischen den absolutistischen und den konstitutionellen Kräften aber nicht verhindern.
Nach dem Tod Johanns VI. im Jahre 1826 verzichtete Dom Pedro, der Kaiser von Brasilien, zugunsten seiner erst siebenjährigen Tochter Maria II. da Gloria auf den portugiesischen Thron. Daß er seinen Bruder Dom Miguel zum Regenten ernannte, erwies sich bald als verhängnisvoller Fehler. Miguel wertete die Unabhängigkeitserklärung Brasiliens als Hochverrat und bestritt mit diesem Argument das Erbrecht seines älteren Bruders.
Dom Pedro erließ daraufhin im April 1826 von Brasilien aus eine neue Verfassung, die allerdings weniger liberal war als die von 1822 und dem König mehr Rechte einräumte als das vorangegangene Grundgesetz. Die absolutistischen Kräfte ließen sich dadurch aber nicht beeindrucken und riefen im Juli 1828 durch eine von ihnen beherrschte Ständeversammlung Dom Miguel zum König aus. Dieser errichtete ein Regime der brutalen Unterdrückung, zu dessen Merkmalen auch die Hinrichtung liberaler Revolutionäre gehörte. Im April 1831 verzichtete Dom Pedro I. zugunsten seines Sohnes, Dom Pedros II., auf den brasilianischen Kaiserthron und übernahm selbst die Regentschaft für seine Tochter. Nach Europa zurückgekehrt, stellte er sich an die Spitze der konstitutionellen Kräfte und besiegte 1834 mit britischer Hilfe die Truppen Dom Miguels. Dieser mußte das Land verlassen; zur neuen Königin von Portugal wurde die nunmehr fünfzehnjährige Maria II. da Gloria ausgerufen.
Nicht nur in Spanien, sondern auch in Italien gab es nach den Siegen der Alliierten über Napoleon eine bourbonische Restauration: im Königreich beider Sizilien, bestehend aus den früher, seit 1734, in Personalunion verbundenen, von den spanischen Bourbonen beherrschten Königreichen Neapel und Sizilien. Nach der ersten Rückkehr der Bourbonen nach Paris im April 1814 hatte sich Murat, der Schwager des Kaisers, durch vorsichtige Distanzierung von Napoleon zunächst auf dem Thron des 1806 errichteten Königreichs Neapel halten können (Sizilien blieb unter bourbonischer Herrschaft). Gestürzt wurde Murat erst 1815, nachdem er sich während der «Hundert Tage» erneut auf die Seite Napoleons gestellt und die Einigung Italiens zu seinem Programm erhoben hatte, durch eine gemeinsame Aktion Siziliens und Österreichs. Der neue und alte König, der Bourbone Ferdinand I., der seit 1805 nur noch Herrscher über Sizilien gewesen war, ließ Murat standrechtlich erschießen und lehnte sich in der Folgezeit eng an das Österreich Metternichs an.
Die Restaurationspolitik Ferdinands I. war weniger rigoros als die seines Neffen, des spanischen Königs Ferdinand VII. Viele Beamten Murats blieben im Amt und viele Gesetze der napoleonischen Zeit in Kraft. Ferdinands zeitweiliger Polizeiminister, Fürst Canosa, aber, ein typischer
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