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Geschichte des Westens

Geschichte des Westens

Titel: Geschichte des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich August Winkler
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konservativen Teilen Altkastiliens.
    Dem Lager der Rebellen gehörten außer den putschistischen Militärs die Karlisten oder monarchistischen Traditionalisten an, die gute Beziehungen zu General Mola unterhielten, und die Anhänger von José Antonio Primo de Rivera, dem charismatischen Führer der Falange Española de las JONS (Juntas de Ofensiva Nacional Sindicalista), die von allen politischen Gruppierungen Spaniens den italienischen Faschisten und den deutschen Nationalsozialisten am nächsten stand. Außer im Baskenland stellte sich die katholische Kirche überall auf die Seite der Aufständischen; der einzige Bischof, der dies nicht tat, war der von Vitoria, zu dessen Diözese die baskischen Gebiete gehörten. Es gab jedoch auch in «Nationalspanien» Geistliche und Mönche, die bei den Militärs Einspruch gegen die willkürlichen Hinrichtungen wirklicher oder vermeintlicher Widersacher einlegten. Der «jefe» der katholisch-konservativen Oppositionspartei Confederación Española des Derechos Autónomas (CEDA), José Maria Gil Robles y Quiñones, war nach der Ermordung des monarchistischen Politikers José Calvo Sotelo in der Nacht vom 12. Juni zum 13. Juni nach Nordspanien geflüchtet, dann nach Frankreich und von dort, nach seiner Ausweisungdurch die Regierung Blum, nach Portugal emigriert. Vom Exil aus unterstützte er die Nationalisten und übertrug General Mola das Parteivermögen der CEDA.
    Die Regierung der Republik war, als Ergebnis der Wahlen vom 16. Februar 1936, ein Kabinett der Volksfront (Frente Popolar). An ihrer Spitze stand, seit der erste Regierungschef der Linken, Manuel Azaña, am 16. Mai zum Staatspräsidenten gewählt worden war, der Linksrepublikaner Santiago Casares Quiroga. Die stärkste Partei, der Partido Socialista Obrero Español (PSOE) unter Largo Caballero, hatte bereits im Wahlkampf angekündigt, daß sie nach einem Sieg keine Minister stellen werde, und hielt sich anschließend an diese Aussage. Nach dem Militärputsch bildete José Giral von der Izquierda Republicana am Abend des 18. Juli ein neues, ebenfalls rein bürgerliches Kabinett. Es beschloß sofort die Volksbewaffnung. Am frühen Morgen des 19. Juli wurden die beiden größten Gewerkschaften, die sozialistische Unión General de Trabajadores (UGT) und die anarchistische beziehungsweise anarchosyndikalistische Confederación Nacional de Trabajadores (CNT), vom Kriegsministerium mit Waffen beliefert. In den Arbeitervierteln Madrids und in vielen anderen Städten ertönte daraufhin überall der Ruf, den die bekannteste Politikerin der Kommunisten, Dolores Ibárruri («La Pasionaria»), am späten Abend des Vortages über den Rundfunk ausgegeben hatte: «No pasarán!» (Sie werden nicht durchkommen!). Die Macht lag seit dem 19. Juli in Madrid nicht mehr bei der Regierung, sondern bei den Gewerkschaften – und letztlich auf der Straße.
    In der Nacht vom 19. zum 20. Juli gingen in der Hauptstadt etwa fünfzig Kirchen in Flammen auf. Heftige, für die Verteidiger der Republik erfolgreiche Kämpfe gab es am 20. Juli um die Festung und an der Punta del Sol. Zahlreiche Putschisten wurden nach der Eroberung der Festung umgebracht; von den Offizieren, die an der Punta del Sol gekämpft hatten, entkamen viele nach Toledo und Guadalajara, wo die Rebellion gesiegt hatte. In Barcelona hatte Lluis Companys, der Präsident der Generalitat, der Regionalregierung von Katalonien, die Volksbewaffnung abgelehnt. Die CNT stürmte daraufhin mehrere Waffenlager und übernahm damit die Führung der republikanischen Kräfte. Auf ihre Seite stellte sich auch, was in Spanien damals selten geschah, die Guardia Civil. Am Abend des 20. Juli war, ebenso wie in Madrid, auch in Barcelona der Aufstand niedergeschlagen.
    Wie viele Menschen in der Frühphase des Aufstands bei Massenhinrichtungen und Massakern umkamen, ist unsicher. Franco ließ sich Begnadigungsgesuche grundsätzlich erst nach vollzogener Hinrichtung vorlegen; Ausnahmen gab es bei journalistischen Sympathisanten der Linken aus dem Ausland wie Arthur Koestler, der Anfang Februar 1937 als Berichterstatter der liberalen britischen «News Chronicle» die Eroberung von Malaga miterlebt hatte, ohne rechtliches Gehör zum Tode verurteilt wurde und ein Vierteljahr in einem nationalspanischen Gefängnis verbringen mußte. Die Gesamtzahl der Opfer von politisch motivierten Morden im nationalistischen Spanien zwischen 1936 und 1939 ist unbekannt. Belegt sind nach neueren Forschungen

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