Geschichte des Westens
entstammten zwar derselben Partei, waren aber sehr viel gemäßigter als Ramadier und Frossard. Wilde Streiks wurden fortan mit Polizeigewalt beendet, Fabrikbesetzungen nicht mehr geduldet. Die CGT protestierte, SFIO und PCF verlangten den Rücktritt Daladiers, aber die Regierung konnte sich weiterhin auf eine Mehrheit der Parteien der Mitte und der Rechten stützen.
Vor einer außerparlamentarischen Mobilisierung der Arbeitermassen aber schreckten Sozialisten und Kommunisten wegen der angespannten internationalen Lage zurück. Frankreich erlebte infolgedessen eine Phase der innenpolitischen Stabilisierung von rechts. Sie erleichterte es der Regierung Daladier, gegenüber dem nationalsozialistischen Deutschland eine Außenpolitik zu betreiben, die um nahezu jeden Preis auf friedliche Verständigung setzte.[ 10 ]
Kampfplatz der Extreme:
Der Spanische Bürgerkrieg 1936–1939
Am Nachmittag des 17. Juli 1936 begann mit einem Militärputsch in Melilla, einer zum spanischen Protektorat Marokko gehörenden Exklave, einige Stunden früher als geplant der Spanische Bürgerkrieg. Ausgelöst wurde die Aktion wider Willen durch republikloyale Sicherheitskräfte, die bei dem Versuch, die Verschwörergruppe zu verhaften, scheiterten, weil eine zu Hilfe gerufene Einheit der spanischen Fremdenlegion zu den Putschisten überlief. Die rebellierenden Offiziere brachten die Küstenfestung Melilla binnen weniger Stunden unter ihre Kontrolle. Das nationale Zentrum des «pronunciamiento» um General Emilio Mola gab daraufhin das Signal zum Losschlagen auf breiter Front. Nach Melilla fielen Tetuán, der Sitz des Hochkommissars für Spanisch-Marokko, und Ceuta in die Hände der Putschisten. Ein britischer Neo-Tory, der Publizist und Verleger Douglas Jerrold, hatte in den Tagen zuvor durch die Entsendung eines kleinen Flugzeuges auf die Kanarischen Inseln, nach Las Palmas, dafür Sorge getragen, daß ein nach Teneriffa verbannter Mitverschwörer, General Francisco Franco y Bahamonde, der den Oberbefehl über die Afrikaarmee übernehmen sollte, am 18. Juli nach Tetuán gelangen konnte. Noch von Las Palmas aus hatte Franco über den Rundfunk die Divisionskommandeure und Flottenchefs aufgerufen, die Erhebung zu unterstützen.
Auf dem spanischen Festland schlossen sich seit dem 18. Juli zahlreiche Garnisonen den Putschisten an. General Gonzalo Queipo de Llano y de Serra hatte den Auftrag, von Sevilla aus das unruhige Andalusien auf die Seite der «nationalen» Kräfte zu ziehen. In Sevilla, Córdoba und Cádiz gelang das nach teilweise heftigen Kämpfen mit loyalen Truppeneinheiten und streikenden Arbeitern. In Granada, wo der Kommandierende General Miguel Campins zwei Tage lang zögerte, ehe auch er sich Queipo unterstellte, wurde Artillerie gegen das Arbeiterviertel Albaicín eingesetzt. Zu den Opfern auf der republikanischen Seite gehörte der Dichter Federico García Lorca, der Verfasser des Dramas «Bluthochzeit», der am Morgen des 18. August erschossen wurde. General Campins bezahlte sein Zögern mit dem Tod: Auf Betreiben Queipos wurde er vor ein Kriegsgericht gestellt, zum Tode verurteilt und gegen den Widerspruch Francos exekutiert.
Erfolgreich war die Erhebung der nationalistischen Militärs im Sommer 1936 außer in Marokko und kleineren Teilen von Andalusien in Galicien, Navarra, Leon, auf der Insel Mallorca, in den überwiegend agrarischen Gegenden Altkastiliens, so um Burgos und Valladolid, in Oviedo und Saragossa. Republikanisch blieben der gesamte Osten Spaniens mit Katalonien, Valencia, Murcia, ein großer Teil des Nordens mit dem Baskenland, Santander und Asturien, im Süden Neukaledonien, Extremadura und Teile von Andalusien. Die Republik behielt damit die Kontrolle über die größeren Städte und die wirtschaftlich am stärksten entwickelten Regionen, nämlich Katalonien und das Baskenland, sowie Madrid, insgesamt über etwa zwei Drittel des spanischen Territoriums. Von den 17 höchsten Generälen beteiligten sich nur vier am Aufstand, von allen Chefs einer Militärregion nur einer, der von Saragossa; von den über 15.000 Offizieren bewahrten aber lediglich 3500 der Republik die Treue. In der Marine neigten die Offiziere den Rebellen, die Matrosen und Unteroffiziere hingegen der Republik zu. Insgesamt verfügten die Republikaner über Truppen mit einer Stärke von 112.000, die Nationalisten von 98.500 Mann. Einen stärkeren Rückhalt in der Bevölkerung hatten die Aufständischen zunächst nur in Navarra und den
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