Geschichte des Westens
der republikanischeSenator Gerald P. Nye aus North Dakota, auf einer Veranstaltung des America First Committee in Kansas City, er würde sich nicht wundern, wenn die Geschichte den Nachweis erbringen sollte, daß seit der republikanischen Convention in Philadelphia «eine Verschwörung stattfand mit dem Ziel, dem amerikanischen Volk die Chance zu verwehren, seinen Willen zum Ausdruck zu bringen».
Eine der ersten außenpolitischen Entscheidungen, die Roosevelt nach der Wahl traf, war die, dem nahezu bankrotten Großbritannien Waffen und Kriegsmaterial zu liefern, für die es nicht bezahlen mußte. In einer Pressekonferenz vom 17. Dezember 1940 erläuterte der Präsident sein Vorhaben mit einem anschaulichen Vergleich: «Wenn es bei meinem Nachbarn brennt, dann werde ich ihm selbstverständlich meinen Gartenschlauch leihen und nicht zu ihm sagen: ‹Herr Nachbar, der Schlauch hat 15 Dollar gekostet, sie müssen mir jetzt die 15 Dollar zahlen. Ich will nicht die 15 Dollar – ich will meinen Gartenschlauch zurück, wenn Sie das Feuer gelöscht haben.›» Zwölf Tage später begründete Roosevelt in einer vielbeachteten, vom Rundfunk ausgestrahlten «Kaminplauderei» (fireside chat) das Prinzip des beabsichtigten «lend-lease» damit, daß Amerika das «Arsenal der Demokratie» sein müsse. Am 11. März 1941 verabschiedete der Kongreß das Verleih- und Pachtgesetz (Lend-Lease Act), das die Empfänger lediglich verpflichtete, amerikanische Schiffe, Panzer, Flugzeuge, die ihnen «geliehen» wurden, nach dem Krieg den USA zurückzugeben. Von «Neutralität» der Vereinigten Staaten konnte spätestens jetzt nicht mehr die Rede sein. Wirtschaftlich gesehen, befand sich Amerika bereits im Frühjahr 1940 im Krieg mit den Achsenmächten, und wirtschaftlicher Natur war ein wesentliches Motiv der amerikanischen Politik: das Interesse an der langfristigen Sicherung Europas als Absatzmarkt der amerikanischen Industrie und als Anlageplatz für amerikanisches Kapital.
Die grundsätzliche Begründung der neuen, offen interventionistischen Politik der USA lieferte der Präsident in seiner «State of the Union»-Rede vor dem Kongreß am 6. Januar 1941. Infolge der Offensive der «Aggressornationen» sei die Zukunft aller amerikanischen Republiken in ernsthafter Gefahr, erklärte Roosevelt. Er versprach allen Demokratien wirtschaftliche und militärische Hilfe bei der Verteidigung der Freiheit. Die Welt, die Amerika sicher machen wollte, müsse auf vier Freiheiten gegründet sein: die Freiheit der Rede und derMeinungsäußerung, die Freiheit eines jeden Menschen, Gott auf seine Weise zu verehren, die Freiheit von Not (freedom from want) und die Freiheit von Furcht (freedom from fear). «Das ist nicht die Vision eines entfernten Jahrtausends. Es ist die feste Grundlage für eine Welt, die in unserer Zeit und in unserer Generation erreichbar ist. Diese Welt ist die eigentliche Antithese zur sogenannten neuen Ordnung der Tyrannei, die die Diktatoren mit Bombengewalt zu schaffen suchen … Freiheit bedeutet die Geltung der Menschenrechte überall … Für dieses Vorhaben kann es kein anderes Ziel geben als den Sieg.»
Gegenüber Japan stellte Außenminister Cordell Hull im April 1941 «vier Prinzipien» auf, die das Kaiserreich erfüllen müsse, bevor die USA in die von der Regierung Konoe gewünschten Verhandlungen eintreten könnten: Japan müsse die Souveränität und die territoriale Integrität aller Staaten wahren, dürfe sich nicht in die Angelegenheiten anderer Staaten einmischen, müsse die Gleichheit aller Nationen, besonders hinsichtlich ihrer Handelschancen, anerkennen und keine gewaltsame Veränderung des Status quo im Pazifik vornehmen. Im Juni 1941 folgte, wenn auch verklausuliert, die weitere Forderung, den Dreimächtepakt als tot zu betrachten. Es verstand sich von selbst, daß Japan zu einer derart radikalen Abkehr von seiner Expansionspolitik nicht bereit war. Die Möglichkeit eines Krieges an zwei Fronten, einer europäischen und einer pazifischen, war für die Vereinigten Staaten im ersten Halbjahr 1941 deutlich näher gerückt.[ 5 ]
Die Macht, die Roosevelt mit allen Mitteln «short of war», also unterhalb der Schwelle des offenen Krieges, zu stützen entschlossen war, fühlte sich durch die amerikanische Hilfe in ihrem Durchhaltewillen gestärkt. Solange Churchill an der Spitze der britischen Regierung stand, durfte Hitler nicht mit dem rechnen, worauf er nach dem Sieg im «Blitzkrieg» gegen Frankreich
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