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Geschichte des Westens

Geschichte des Westens

Titel: Geschichte des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich August Winkler
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Positionen in Bosnien und der Herzegowina festigen und wieder in Montenegro Fuß fassen, von wo sie nach der Schlacht an der Sutjeska hatte zurückweichen müssen. Sie erhielt dadurch die Chance, doch noch als Siegerin aus dem jugoslawischen Bürger- und Befreiungskrieg hervorzugehen und sich als die erfolgreichste Widerstandsgruppe des Zweiten Weltkriegs in die Annalen der Geschichte einzuschreiben. Der Stern der Tschetniks sank währenddessen immer tiefer. Es half ihnen auch nichts, daß ihr Führer Mihajlovic seit Januar 1941 die ihm vom Monarchen im Exil verliehenen stolzen Titel Kriegsminister, Kommandant der Jugoslawischen Armee in der Heimat und Divisionsgeneral führte. Als am 12. September 1944 König Peter II. auf Churchills Drängen von London aus alle «Serben, Kroaten und Slowenen» aufrief, sich der «nationalen Befreiungsarmee unter Führung von Marschall Tito» anzuschließen, waren die Würfel gefallen: Wenn Jugoslawien nach der Befreiung von den Deutschen wiedererstand, würde es von den Kommunisten geführt werden und sich damit radikal vom einstigen Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen unterscheiden.
    Wie im ehemaligen Jugoslawien, so war auch im teils italienisch, teils deutsch besetzten Griechenland der Widerstand gegen die Besatzungsmächte in ein kommunistisch geführtes und ein antikommunistisches Lager gespalten: Der Nationalen Befreiungsfront (EAM), einer Volksfrontorganisation, und ihrem militärischen Arm, der Nationalen Befreiungsarmee (ELAS), stand die sehr viel kleinere bürgerlich-republikanische Nationale Demokratische Vereinigung (EDES) gegenüber. Erst nach massivem britischen Drängen kam es im November 1941 zu einer gemeinsamen Aktion der Rivalen, der Sprengung des Eisenbahnviadukts über den Gorgopotamos, einer für das Deutsche Afrikakorps wichtigen Nachschub- und Versorgungsverbindung. Danach bedurfte es noch großzügiger britischer Goldzahlungen, um die ELAS im Juli 1943 zu einer geregelten Kooperation mit der EDES zu bewegen. Das Zusammenspiel war jedoch nur von kurzer Dauer: Nach der Kapitulation Italiens zwei Monate später entwaffnete die ELAS die italienische Pinerolo-Division und nahm mit den erbeuteten Waffen sogleich denKampf gegen Verbände der EDES auf, die auf dem Epirus operierten. Die Zusammenstöße waren nicht mehr und nicht weniger als ein Vorspiel zum griechischen Bürgerkrieg, der 1946 voll ausbrach und erst im Oktober 1949 beendet werden konnte.
    Der Kampf um die Befreiung Griechenlands richtete sich seit dem Herbst 1943 nur noch gegen eine Besatzungsmacht, die deutsche, und die von ihr eingesetzte griechische Regierung in Athen. Die Deutschen beschränkten sich zunehmend auf die Verteidigung der großen Städte und der wichtigsten Verkehrsverbindungen. Zum Hauptmerkmal ihrer Herrschaft wurden brutale Vergeltungsmaßnahmen gegen die Zivilbevölkerung, wann immer ihnen Aktionen der Partisanen dazu einen Anlaß lieferten. Zwischen Dezember 1943 und Juli 1944 wurde die Bevölkerung ganzer Ortschaften exekutiert, so in Kalavrita am 13. Oktober 1943, in Distono am 16. Juli 1944 und in Klissura am 29. Juli 1944. Insgesamt wurden zwischen März 1943 und Oktober 1944 21.255 Griechen von den Besatzungsmächten getötet und etwa 20.000 ins Gefängnis geworfen.
    Mit eiserner Konsequenz betrieben die Deutschen die «Entjudung» des besetzten Landes: Gegen den folgenlosen Protest des Ministerpräsidenten Konstantinos Logothetopoulos wurden im Frühjahr 1943 45.000 bis 50.000 Juden aus Saloniki nach Auschwitz und Treblinka deportiert, wo die meisten sofort den Weg in die Gaskammern antreten mußten. Es folgten die Verhaftung und der Abtransport der Juden aus Athen und der Ägäis. Von etwa 70.000 Juden, die 1940 in Griechenland gelebt hatten, befanden sich im August 1944 nach dem Abzug der Deutschen noch etwas über 10.000 im Land. Einige wenige waren in Länder des Nahen Ostens entkommen. Von den deportierten Juden überlebten etwa 2000 die Shoah.
    Im Februar 1944 vereinbarten EAM und ELAS auf der einen, die EDES auf der anderen Seite, einen Waffenstillstand auf der Grundlage des Status quo. Die Position der kommunistisch geführten Partisanenbewegung war inzwischen so stark, daß der linksliberale Georgios Papandreou, der seit April 1944 an der Spitze der in Kairo residierenden Exilregierung stand, der EAM sechs Ministerposten in seinem Koalitionskabinett anbot. Erst auf das Drängen einer sowjetischen Militärmission und nachdem König

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