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Geschichte des Westens

Geschichte des Westens

Titel: Geschichte des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich August Winkler
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Georg II. versprochen hatte, sich einem Plebiszit der griechischen Bevölkerung zu unterwerfen, ließ sich die kommunistische Führung im August auf einen Eintritt in die RegierungPapandreou ein. Am 24. September 1944 unterstellten sich alle Partisanengruppen, an der Spitze ELAS und EDES, im Abkommen von Caserta der Exilregierung, die ihrerseits das Kommando über die kämpfenden Einheiten dem Oberbefehlshaber der britischen Streitkräfte in Griechenland übertrug. Um dieselbe Zeit begannen die Deutschen, ihre Truppen aus der Ägäis und aus Griechenland abzuziehen, was es der ELAS gestattete, ihre Herrschaft über große Teile des Landes auszuweiten. In Athen und einigen anderen großen Städten rückten anschließend britische und Regierungstruppen ein. Am 27. Oktober, fünf Tage nach dem Abzug der Wehrmacht, schlug die Regierung Papandreou ihren Sitz in der Hauptstadt auf.
    Fünf Wochen später, am 1. Dezember 1944, erklärte die EAM ihren Austritt aus der Regierung. Kurz darauf begann, ausgelöst durch Schüsse der Polizei auf meist unbewaffnete Demonstranten, ein kommunistischer Aufstand in Athen, der erst endete, nachdem sich die EAM Mitte Januar 1945 mit den Briten auf einen Waffenstillstand und dann am 12. Februar mit der Regierung auf eine Art Friedensvertrag verständigt hatte. Der Bürgerkrieg schien noch einmal abgewendet, doch tatsächlich wurde Anfang 1945 kaum mehr erreicht als eine Kampfpause.
    Wie in Griechenland war auch in Belgien die deutsche Präsenz bis 1944 eine ganz überwiegend militärische. Dem deutschen Militärbefehlshaber General Alexander von Falkenhausen stand als Verwaltungschef der Regierungspräsident Eggert Reeder zur Seite, der während seiner ganzen Amtszeit Mühe hatte, den Anspruch der SS auf die Kontrolle über den Militärapparat abzuwehren. Am 13. Juli 1944 wurde Falkenhausen, der in enger Verbindung zur militärischen und konservativen Opposition gegen Hitler stand, seines Dienstes enthoben; am 29. Juli, neun Tage nach dem gescheiterten Anschlag auf Hitler, wurde er verhaftet. An die Stelle der Militärverwaltung trat eine Zivilverwaltung unter dem Kölner Gauleiter Josef Grohé. Da Grohé Reeder als Verwaltungschef beibehielt, ja zu seinem Stellvertreter ernannte, und dieser sich der von Himmler angestrebten forcierten Verdeutschung Flanderns widersetzte, dauerten die Friktionen mit der SS an.
    Sympathien für eine enge Zusammenarbeit mit den Deutschen gab es bei den rechtsradikalen flämischen Nationalisten vom VlaamschNationaal Verbond, in dem 1941 auch der Verbond van Dietsche Nationaal-Solidaristen aufging, und den wallonischen Rexisten um Léon Dégrelle – Gruppierungen, aus deren Anhängern sich die Freiwilligen der flämischen und wallonischen Legionen der Waffen-SS rekrutierten. Dazu kam, für die Deutschen überraschend, eine zur Kollaboration bereite Richtung der belgischen Sozialisten um den international bekannten Sozialpsychologen Hendrik de Man, der seit 1939 an der Spitze des Parti Ouvrier Belge stand. Der erklärte Planwirtschaftler sah in der belgischen Kapitulation eine Niederlage der parlamentarischen Demokratie und des plutokratischen Kapitalismus, die es im Sinne seiner Auffassung von Sozialismus zu nutzen galt. Im Sommer 1940 löste er die Sozialistische Partei auf und gründete eine der Deutschen Arbeitsfront nachempfundene Einheitsgewerkschaft: die Unie van Hand- en Geestesarbeiders (Union des Travailleurs manuels et intellectuels), die mit den Deutschen zusammenarbeitete, aber kaum Anhänger zu gewinnen vermochte, so daß die deutsche Seite bald das Interesse an der neuen Organisation verlor.
    Den Kollaborateuren im weiteren Sinn war auch König Leopold III. zuzurechnen, der sich im Unterschied zur Regierung Hubert Pierlot nicht ins Exil begeben hatte, sondern in Belgien verblieben war, wo er nach der Unterzeichnung der Kapitulationsurkunde in Schloß Laeken unter Hausarrest gestellt wurde. Daß er eine gewisse Nähe für eine autoritäre Regierungsform erkennen ließ, eine eigene Regierung zu bilden versuchte und sich im November 1940 auf ein Zusammentreffen mit Hitler einließ, kostete ihn viele Sympathien bei seinen Landsleuten und führte schließlich zum Thronverzicht zugunsten seines Sohnes Baudouin im Jahr 1950.
    Nach dem Krieg wurden 500.000 Belgier der Kollaboration mit den Deutschen bezichtigt, darunter viele Beamte, die ihre Arbeit unter der Aufsicht der Deutschen fortgesetzt hatten, und Unternehmer, die zu Partnern und

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