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Geschichte des Westens

Geschichte des Westens

Titel: Geschichte des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich August Winkler
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«Jesus kämpfte gegen den verderblichen Materialismus seiner Zeit und damit gegen die Juden … Paulus erkannte, daß die richtige Verwertung einer tragenden Idee bei Nichtjuden eine weit höhere Macht gab als das Versprechen materieller Belohnung beim Juden. Und nun fälschte Saulus-Paulus in raffinierter Weise die christliche Lehre um: Aus der Kampfansage gegen die Vergottung des Geldes, aus der Kampfansage gegen den jüdischen Eigennutz, den jüdischen Materialismus wurde die tragende Idee der Minderrassigen, der Sklaven, der Unterdrückten, der an Geld und Gut Armen gegen die herrschende Klasse, gegen die Oberrasse, gegen die Unterdrücker. Die Religion des Paulus und das von da an vertretene Christentum war nichts anderes als der Kommunismus.»
    Hitlers Judenhaß war nicht einfach ein Ausdruck von «Rassismus». Die «Neger», die er am meisten verachtete, wollte er nicht ausrotten, sondern auf eine dienende Stellung beschränkt sehen; die «artfremden» Zigeuner ließ er vor allem ihres «asozialen» Charakters willen verfolgen und zu erheblichen Teilen ermorden; für die «nichtarischen» Japaner und Chinesen empfand er zunehmend hohen Respekt. Der Rassist Hitler war sich bewußt, daß die Juden streng genommen keine Rasse waren. «Die jüdische Rasse ist vor allem eine Gemeinschaft des Geistes», diktierte er, die Echtheit der Überlieferung vorausgesetzt, am 3. Februar 1945 dem Leiter der Parteikanzlei, Martin Bormann. «Geistige Rasse ist härter und dauerhafter als natürliche Rasse. Der Jude, wohin er auch geht, er bleibt ein Jude. Er ist seiner Natur nach ein Wesen, das sich nicht einverleiben läßt. Und gerade dieses Merkmal der Nichtassimilierbarkeit ist bestimmend für seine Rasse und muß uns als ein trauriger Beweis für die Überlegenheit des ‹Geistes› über das Fleisch erscheinen!»
    Der jüdische «Geist» aber war durch die physische Vernichtung der Juden noch nicht für immer besiegt. Weil er ins Christentum eingegangen war, standen der «nordischen Rasse» nach der Lösung der «Judenfrage» noch schwere Kämpfe bevor. Dem militärischen «Endsieg» sollte denn auch nach Hitlers Willen eine beispiellose Kulturrevolution folgen. Ihr Ziel war die Korrektur einer historischen Fehlentwicklung, die vor fast zweitausend Jahren begonnen hatte, als der jüdische Geist in christlicher Gestalt sich anschickte, Europa zu erobern und den arischen Völkern das Rückgrat zu brechen, indem er ihnen die herrenmenschliche Natur austrieb und sie auf das artfremde, jüdische Gebot «Du sollst nicht morden» festlegte.
    Was ein deutscher Antisemit wie Paul de Lagarde im späten 19. Jahrhundert über die angebliche Verfälschung der Lehre Jesu durch Paulus geschrieben hatte, dachte Hitler radikal zu Ende: Die «Endlösung der Judenfrage» war die notwendige Voraussetzung für die Befreiung des Einflusses, den das Judentum und das von ihm geprägte Christentum auf die europäische und damit auch die Weltgeschichte gehabt hatten und weiter hatten. Danach erst würde sich die wahre, von keiner Mitleidsmoral gehemmte Natur des arischen Menschen voll entfalten und ihn befähigen, sich im Kampf ums Dasein dauerhaft zu behaupten. Dieses Ziel zu erreichen oder ihm so nah wie möglich zu kommen betrachtete der Mann, der sich «nur als Vollstrecker eines geschichtlichen Willens» verstand, als seine historische Sendung.[ 19 ]

Zusammenbruch einer Diktatur: Italien 1943/44
    Was die Intensität und Radikalität des Judenhasses anging, blieb das Italien Mussolinis weit hinter dem nationalsozialistischen Deutschland zurück. In Sachen Besatzungsherrschaft aber taten die italienischen Faschisten alles, was in ihrer Kraft stand, um einem Vergleich mit dem mächtigsten Verbündeten einigermaßen standzuhalten. In Abessinien, wo die italienischen Truppen bereits im Mai 1941 vor den Briten die Waffen strecken mußten, sollen bis zu diesem Zeitpunkt 75.000 Guerillakämpfer getötet worden sein; die Zahl der Menschen, die bei standrechtlichen Erschießungen umkamen, wird auf 24.000, die der in Konzentrationslagern Verstorbenen auf 35.000 geschätzt.Der Schweizer Historiker Aram Mattioli spricht im Hinblick auf das Regime, das die Italiener zwischen 1936 und 1941 im Reich des Negus errichteten, von einer «Schreckensherrschaft, für die es in der Kolonialgeschichte Afrikas und Asiens nur wenige Vorbilder gab».
    Auf die Besatzungsherrschaft in Griechenland waren die Italiener so wenig vorbereitet, daß im Winter 1941/42 etwa

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