Geschichte des Westens
es zuvor zu einer Schlacht der Flugzeugträger gekommen war, löste ein politisches Erdbeben in Japan aus: Die Regierung von General Tojo trat am 18. Juli zurück; sie wurde abgelöst durch ein Kabinett unter dem inaktiven General Koiso Kuniaki, der sogleich das Wehrpflichtalter auf 17 Jahre senkte.
Die Eroberung der Marianen hatte auch eine große strategische Bedeutung: Von hier aus konnten amerikanische Bomber Japan selbst erreichen. Im November 1944 begannen jene Flächenbombardements, die am 9./10. März 1945 mit den Bombenabwürfen über Tokio ihren schrecklichen Höhepunkt erreichten: Etwa 85.000 Menschen kamendabei um, mehr als bei jedem anderen Luftangriff des Zweiten Weltkrieges. Im Oktober 1944 landeten amerikanische Truppen unter General Douglas MacArthur auf der Philippineninsel Leyte. Japan setzte dort den größten Teil seiner Flotte ein und machte damit aus den Kämpfen um Leyte die größte Seeschlacht des Zweiten Weltkrieges. Auch die ersten Kamikaze-Einsätze japanischer Piloten, die befehlsmäßig ihre mit Sprengstoff beladenen Flugzeuge über den feindlichen Kriegsschiffen zum Absturz brachten, konnten das Blatt nicht mehr wenden: Die Amerikaner gewannen die Schlacht knapp und unter schweren Verlusten.
Im Februar 1945 fiel die philippinische Hauptstadt Manila, nachdem die Japaner zuvor noch ein Massaker unter der Zivilbevölkerung angerichtet hatten, in die Hände von Truppen der Vereinigten Staaten. Im gleichen Monat nahmen US-Truppen nach schweren Kämpfen die erste japanische Insel, Iwojima, ein. Die Amerikaner hatten hier fast 7000, die Japaner über 20.000 Gefallene zu beklagen.
Am 1. April begann die Eroberung von Okinawa, bei der Tausende von Kamikazefliegern zum Einsatz kamen. Vier Tage später kündigte die Sowjetunion einseitig das Neutralitätsabkommen vom 13. April 1941 auf und näherte sich damit zumindest formell der Erfüllung eines Versprechens, das sie einige Wochen zuvor, Anfang Februar 1945, auf der Konferenz von Jalta den Westalliierten gegeben hatte: der Zusage, zwei oder drei Monate nach der deutschen Kapitulation in den Krieg gegen Japan einzutreten. Um diese Zeit standen Truppen des Kaiserreichs noch in der Mandschurei, in Korea, in großen Teilen Chinas, in Niederländisch-Indien und in Indochina. Die japanische Führung verfügte im Frühjahr 1945 darüber hinaus über etwa 3 Millionen Soldaten, die bislang noch nicht in den Kampf geschickt worden waren. Alles sprach dafür, daß sie auch diese unverbrauchten Reserven noch einsetzen würde, um eine Niederlage abzuwenden.
Auf dem europäischen Kriegsschauplatz gelang der Roten Armee im März 1944 am Südabschnitt der Front die Vertreibung der Deutschen aus der Ukraine. Im April stießen sowjetische Truppen über den Dnjestr bis auf rumänisches Territorium vor. Mitte Mai wurde die Krim zurückerobert. Anfang Juni begann auf der Karelischen Landenge eine Offensive gegen Finnland, die Mitte Juli mit einem Abwehrsieg der Finnen endete. Am 31. Juli mußte der finnische MinisterpräsidentRisto Ryti zurücktreten, weil er sich Ende Juni gegenüber Ribbentrop verpflichtet hatte, keinen Sonderfrieden mit der Sowjetunion abzuschließen. Feldmarschall Mannerheim, der nunmehr als Präsident die Führung des Landes übernahm, erfüllte am 2. September eine zentrale sowjetische Forderung, indem er alle Beziehungen mit Deutschland abbrach. Zwei Tage später wurden die Kampfhandlungen eingestellt. Im Waffenstillstand, der am 17. September in Moskau unterzeichnet wurde, verzichtete Finnland auf die westkarelischen Gebiete, die es schon 1940 an die Sowjetunion hatte abtreten müssen, außerdem auf das Gebiet von Petsamo. Die Sowjetunion erhielt einen Stützpunkt in Porkalla und Reparationen in Höhe von 300 Millionen Dollar, die innerhalb von sechs Jahren zu bezahlen waren.
Auch in Südosteuropa verlor das Deutsche Reich um dieselbe Zeit zwei bisherige Verbündete. Am 20. August stieß die Rote Armee bis ins rumänische Kerngebiet vor. Drei Tage später entließ König Michael Marschall Antonescu, der sofort verhaftet wurde, und ordnete die Einstellung aller Kämpfe an. Ein deutscher Luftangriff auf Bukarest führte am 25. August zur Kriegserklärung Rumäniens an Deutschland. Ende August besetzte die Rote Armee Bukarest und das Erdölgebiet von Ploievti; am 12. September wurde in Moskau ein Waffenstillstand unterzeichnet. Das südliche Nachbarland Bulgarien versuchte, nachdem die Rote Armee bei Giurgiu bereits
Weitere Kostenlose Bücher