Geschichte des Westens
Polnischen Komitees für die nationale Befreiung, des sogenannten Lubliner Komitees, unter dem Sozialisten Edward Osóbka-Morawski. Es war nicht mehr und nicht weniger als eine kommunistisch gesteuerte Gegenregierung zur Londoner Exilregierung.
Die Armia Krajowa, die im Juli 1944 an der Befreiung von Wilna mitgewirkt hatte, wurde von der Roten Armee kurz darauf vor die Alternative gestellt, sich entweder der auf sowjetischer Seite kämpfenden, von Oberst Zygmunt Berling geführten und nach ihm benannten exilpolnischen Armee anzuschließen oder sich entwaffnen zu lassen. Offiziere der Untergrundarmee, die beide Optionen ablehnten, wurden festgenommen, nach Osten deportiert oder erschossen. Viele derer, die sich dem sowjetischen Zugriff entziehen konnten, schlossen sich in der Folgezeit dem antikommunistischen Untergrund an.
Für die polnische Heimatarmee, die Armia Krajowa, waren die militärischen Erfolge der Roten Armee auf polnischem Gebiet der letztlich wohl entscheidende Grund, am 1. August 1944 in Warschau mit einer seit langem geplanten Aktion zu begegnen: einem allgemeinen Aufstand gegen die deutschen Besatzer. Die Hauptstadt sollte durch Polen befreit werden, bevor die sowjetischen Truppen einzogen. Bei der Entscheidung der Armia Krajowa, mit der Erhebung nicht länger zu warten, spielte auch das gescheiterte Attentat von Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg auf Hitler vom 20. Juli 1944 eine Rolle. Der Anschlag wurde als Zeichen des bevorstehenden Zusammenbruchs des nationalsozialistischen Deutschland gedeutet. Waffen undMunition hatte die Heimatarmee auf dem Luftweg durch die westlichen Alliierten erhalten, wenn auch in einem sehr viel bescheideneren Umfang als etwa die «Résistance» in Frankreich. Auf 40.000 wird die Zahl der bewaffneten Kämpfer geschätzt, die sich aktiv am Warschauer Aufstand beteiligten. Geführt wurden sie durch den Befehlshaber der Armia Krajowa, General Tadeusz Bór-Komorowski.
Zwei Tage nach Beginn der Erhebung nahm Ministerpräsident Mikolajczyk auf Einladung Stalins und britisches Drängen hin in Moskau Verhandlungen mit Vertretern des Lubliner Komitees auf. Als die Gespräche am 10. August zu Ende gingen, waren sich beide Seiten in keiner Weise näher gekommen. In der Zwischenzeit hatten die Aufständischen unter dem Jubel der Bevölkerung große Teile der Hauptstadt befreit. Seit dem 4. August aber waren die Deutschen zum Gegenangriff übergegangen. Nach dem Willen Hitlers und Himmlers sollte Warschau, das Zentrum der polnischen Intelligenz und des nationalen Widerstands, dem Erdboden gleichgemacht werden; die Aufständischen waren, gleichviel ob sie in Kampfhandlungen begriffen waren oder nicht, sofort zu erschießen und auch die nicht kämpfende Bevölkerung niederzumachen. Die Führung der deutschen Gegenaktion übernahm der SS-Obergruppenführer Erich von dem Bach-Zelewski. Die Straßenkämpfe mit Artillerie und Flammenwerfern wurden flankiert von Bomben, die die Luftwaffe über Warschau abwarf. Einige der schrecklichsten Bluttaten, die Ermordung von 40.000 Warschauern, darunter verwundeter Kämpfer und der sie behandelnden Ärzte und Krankenschwestern, am 5. und 6. August gingen auf das Konto einer Sondereinheit von Straftätern, der «Brigade Dirlewanger», die zuvor bereits in großem Stil Massaker an der weißrussischen Zivilbevölkerung begangen hatte. Angehörige einer anderen Sondereinheit vergewaltigten Tausende von Polinnen.
Als der Aufstand nach neun Wochen, am 2. Oktober, mit der Kapitulation der Heimatarmee endete, belief sich die Zahl der Opfer auf polnischer Seite auf 150.000 bis 180.000 Menschen. Neun Zehntel von ihnen waren Zivilisten. Es folgten die Vertreibung der Bevölkerung Warschaus, soweit sie überlebt hatte, und die systematische Zerstörung der Hauptstadt und ihrer kulturellen Schätze. Bei den Warschauer Massenmorden von August bis Oktober 1944 gab es nicht nur aktive deutsche oder von Deutschen angeheuerte Täter, unter den letzteren Deserteure der Roten Armee aus Aserbaidschan, sondern auch, wieder Historiker Wlodzimierz Borodziej feststellt, «einen passiven Mittäter in Gestalt der Sowjetunion». Deren Truppen lagen östlich der Stadt und taten nichts, um den Aufständischen zu helfen. Stalin weigerte sich auch, den Westalliierten eine Hilfsaktion zu gestatten. Bis zum 10. Februar wurde es amerikanischen Flugzeugen verwehrt, auf sowjetischen Flugplätzen zu landen. Ein einziger Hilfsflug für die polnische Hauptstadt war
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