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Geschichte Irlands

Geschichte Irlands

Titel: Geschichte Irlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benedikt Stuchtey
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auch visuell präsent. Jegliches politisches Zugeständnis an die Katholiken, welches den irischen liberalen Whigs akzeptabel erschien, war daher fürs Erste undenkbar.
Politisches und kulturelles Leben
    Die Tories spalteten sich in Theoretiker wie Molyneux und Swift auf der einen und Praktiker wie Charles Lucas auf der anderen Seite. Lucas war ein Vertreter der radikalen, sich selbst als Patrioten bezeichnenden Fraktion, die die Dubliner Bevölkerung in Kundgebungen aufwühlte und eine beschränkte politische Agitation allmählich zum städtischen Alltag machte. Im Jahr 1744 schrieb er
Divelina Libera. An Apology for the Civil Rights and Liberties of the Commons and Citizens of Dublin
, eine Schrift, für die ihn die englische Regierung vier Jahre späterverhaftete. Dabei lag die umkämpfte Herrschaft noch nicht auf der Straße. Es ging vielmehr um die Abwehr von englischen Mittelsmännern und deren Versuch, stärkeren Einfluss auf das lokale und regionale Leben zu nehmen. Außerdem war das Parlament käuflich geworden. Im Oberhaus saßen anglikanische Bischöfe, im Unterhaus Regierungsbeamte und Grundbesitzer, die ihre angeblichen Wahlbezirke nach dem gleichen System besetzten, nach dem sie das Land in diesen Bezirken besaßen. Es beschränkte sich auf eine überschaubare Anzahl führender und wohlhabender Familien. Seit der Thronbesteigung Georgs III. 1760 war zudem zu beobachten, wie der Hof die Stellung des Vizekönigs in Dublin stärkte und z.B. mit George Townshend einen Vertreter installierte, der durch seine erstmalig dauerhafte Präsenz zwischen 1762 und 1772 einen konzentrierten Machtfaktor im Dubliner Schloss schuf. Das politische Geschäft wurde dadurch noch komplizierter.
    Ihre Herrschaft zu sichern und Garantien für sich selbst zu schaffen, bildete entsprechend ein wichtiges Anliegen der irischen Oberschicht. Dieses Ziel konnte auf unterschiedlichen Wegen verfolgt werden. Nicht unterschätzt werden sollte dabei die Macht der Gesetze, der Gebräuche, der Geschichte und nicht zuletzt der Sprache. Letzterer schrieb später der schottische Dichter Walter Scott die Kraft der Zusammenführung von Normannen und Angelsachsen zu und sah in ihr die Basis für die Einigung der Britischen Inseln. Die mächtigen Familien, darunter die Fitzgibbons und die Hely-Hutchinsons, waren nicht allein tonangebend in diesem Prozess. Von nicht geringerer Bedeutung war das Leistungsethos einer privilegierten Mittelschicht aus gehobenem Handwerk und Kaufmannschaft. Ihre Ambivalenz bestand darin, dass sie gewöhnlich den Großteil ihres Lebens in Irland verbrachte, aber eigentlich stets auf eine politische Laufbahn in England spekulierte.
    So thematisierte Jonathan Swift, einer der wirkmächtigsten Vertreter der Ascendancy in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, in seinen Schriften wiederholt seine Enttäuschung über seine unvollendete Karriere als Dekan der Dubliner St. Patrick’s-Kathedrale. Seine politischen Ambitionen ließen sich nicht mitseinem literarischen Ansehen vereinbaren. Noch vor dem Welterfolg von
Gulliver’s Travels
(1726) engagierte Swift sich gegen die Einfuhr englischer Fertigwaren nach Irland und gegen das Prägen königlicher Halfpenny-Münzen; später schrieb er in einigen bitteren Satiren gegen die verbreitete Armut an. Dieses Leitthema fand auch in seiner
Short View of the State of Ireland
(1728) Niederschlag, in der Swift die Einzigartigkeit der irischen Armut betonte, die stark von äußeren Faktoren beeinflusst sei. Sein
Modest Proposal
(1729) war ein zynischer Vorschlag an wohlhabende Engländer, die unzähligen Kinder der Armen Irlands zu erwerben und für den Kannibalismushandel zu verkaufen. Ein oft bemühtes Klischee lautete in dieser Zeit, der einzige Reichtum Irlands seien seine Menschen. Den jüngsten unter ihnen sollte in Findel- und Arbeitshäusern geholfen werden. Das berühmteste davon, das Waisenhaus in der Dubliner James Street, beherbergte zeitweise über 300 verstoßene Kinder. Doch allein die hygienischen Verhältnisse in den Kinderheimen waren so katastrophal, dass ein Großteil nicht überlebte.
    Bereits nach seiner Anklage der religiösen Heuchelei in
Tale of a Tub
(1704) hatte Swift nicht mehr ernsthaft mit seiner Berufung auf einen attraktiven Posten in der englischen Hochkirche rechnen können. Fortan war er, exemplarisch für die

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