Geschichte Irlands
Mittelstellung der Ascendancy, zu politischer Ohnmacht verdammt. Kompensation suchte diese Schicht auf dem Feld der Architektur. Dieses Leitmotiv der irischen Kulturgeschichte lässt sich vom Klassizismus Dublins in den Four Courts und dem Custom House (1791) bis zum Bau des monumentalen Belfaster Parlaments im Vorort Stormont (1932) nachvollziehen. Schon 1729 verewigte sich der irische Architekt Edward Lovett Pearce mit dem Entwurf des eindrucksvollen Parlaments am Dubliner College Green, das zehn Jahre später von Arthur Dobbs fertiggestellt wurde. Absichtlich prachtvoller gestaltet als das Parlament in London, trägt dieses Gebäude im Herzen der Stadt Züge der italienischen Baukunst.
Daneben wurden in Dublin StraÃen begradigt und Plätze angelegt wie z.B. St. Stephenâs Green und Merrion Square sowieeiner der gröÃten Parks Europas, der Phoenix Park an der nordwestlichen Stadtgrenze. Unter idealen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen wurde das georgianische Dublin für ein selbstbewusstes Bürgertum groÃzügig mit vornehmen Wohnsitzen ausgebaut, die durchweg mit drei Vollgeschossen und einem Halbgeschoss ausgestattet waren. PrachtstraÃen wie die Gardiner Street schufen eine enge Verbindung von herrschaftlichen Wohnlagen mit Hauptgeschäftszentren, die im 19. Jahrhundert um das Nationalmuseum, die Nationalgalerie und die Nationalbibliothek bereichert wurden. Für die zweitrangige Kirchenarchitektur Dublins entschädigte das Trinity College mit seiner Anlage, in der sich Bibliothek und Universitätskapelle, Wissen und Glauben, auch architektonisch ergänzten.
Im literarischen Leben dieser Zeit glänzte Richard Sheridan, Autor des berühmten Schauspiels
The School for Scandal
(1777), der für die Autonomieansprüche der amerikanischen Kolonien und für die Abschaffung des Sklavenhandels eintrat. Ein Höhepunkt im Musikbetrieb war die Uraufführung von Georg Friedrich Händels
Messias
unter der persönlichen Leitung des Komponisten am 13. April 1742 in der Dubliner Neals Music Hall â ein gesellschaftliches Ereignis sondergleichen. Die Einnahmen spendete Händel wohltätigen Zwecken, vor allem Krankenhäusern und Einrichtungen zur Unterstützung von Sträflingen.
Kolonialer Nationalismus und geistiges Leben
Auf den Punkt gebracht, ist der koloniale Nationalismus als doppelte Abgrenzung von den gälischen Iren und jenen anglo-irischen Grundbesitzern zu verstehen, die überwiegend in England lebten und als «Absentees» bezeichnet wurden. Die Widersprüchlichkeit und Exklusivität, die dem Begriff innewohnten, lösten sich auf, sobald man neu definiert hatte, was eigentlich «Irischsein» bedeutete. Anders als noch im 17. Jahrhundert begriffen sich seit ungefähr 1720 auch diejenigen als irische Gentlemen, die nur 30 Jahre früher noch als «die Protestanten Irlands»bezeichnet worden waren. ZahlenmäÃig und in ihrem gesellschaftlichen Einfluss waren sie von gröÃerer Bedeutung als die «Absentees».
Der in Anlehnung an die Londoner Royal Society zunächst gegründeten Dublin Philosophical Society folgte 1731 die Dublin Society, die sich wie ihre Vorgängerin mit naturwissenschaftlichen Projekten, mit Landwirtschaft und Architektur befasste. Die Royal Irish Academy, gegründet 1785, widmete sich dagegen den schönen Künsten und der Literatur und war eine Antwort auf das steigende Interesse an der irischen Vergangenheit und der damals einsetzenden Altertumsforschung. Sowohl die schöne Literatur (Goldsmith, Sheridan) als auch die politische (Burke) erlebten eine Blüte und bezeugten, wie produktiv der Kampf um die legislative Unabhängigkeit für die Entwicklung der Kultur war.
Auch im literarischen Bereich lag das intellektuelle Leben Irlands im 18. Jahrhundert in den Händen der Protestanten. Lese- und schreibkundig war nur eine verschwindend kleine Minderheit. Weder der Staat noch die Kirchen engagierten sich spürbar im Schulwesen. Wenn von Grundbesitzern vereinzelt dörfliche Schulen eingerichtet wurden, dann eher zum Zwecke der Disziplinierung und der Unterrichtung in praktischen Fähigkeiten als im Interesse der Bildung. Daher wurde dem Erziehungswesen, in kolonialen Gesellschaften traditionell ein Herrschaftssymbol, auf breiter katholischer Front groÃes Misstrauen entgegengebracht.
Den ersten Zeitungen und Magazinen, der
Dublin
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