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Geschichte Irlands

Geschichte Irlands

Titel: Geschichte Irlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benedikt Stuchtey
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Gazette
(1706) und dem
Dublin Journal
(1725), folgten bis 1760 über 160 weitere Zeitungen, von denen allerdings nur ein Drittel länger als ein Jahr überlebte. Sie waren ein Spiegel der Exklusivität und des Konservatismus der Dubliner Gesellschaft. Anders als in vielen englischen und europäischen Provinzstädten erreichte die irische Presse das umliegende Land kaum. Sie blieb ein Dubliner Phänomen, war stark auf den Anzeigenmarkt ausgerichtet und überließ die politische Bildung und die Nachrichten der nach wie vor blühenden Pamphletliteratur. In einer Stadt wie Dublin mit seinen gegen Ende des 18. Jahrhunderts 180.000Einwohnern fand sie ausreichend Abnehmer, ebenso wie in der zweitgrößten irischen Stadt, Cork (80.000 Einwohner).
Das katholische Irland
    Die protestantische Dominanz war nicht identisch mit einer vollständigen Abstinenz der Katholiken. Im Gegenteil. Die Strafgesetze gegen die katholische Bevölkerung, sosehr sie die englische Willkürherrschaft illustrierten, warfen ein zwar weites, jedoch kein dichtes Netz politischer, sozialer und ökonomischer Verordnungen über Irland aus.
    Katholiken sollten von fast allen Bereichen des öffentlichen Lebens ausgeschlossen bleiben. Schon seit 1690 mussten die irischen Parlamentsabgeordneten in London einen Eid gegen die päpstliche Suprematie leisten, und 1704 verloren die Katholiken weitgehend alle Erb- und Pachtrechte. Seit 1729 besaßen selbst Grundbesitzer kein Wahlrecht mehr. Fortan war die öffentliche politische Meinung eine ausschließlich protestantische Angelegenheit.
    Nischen ergaben sich gleichwohl, nicht zuletzt im ökonomischen Leben. Katholiken war es durchaus möglich, sich bis in die Mittelschichten hochzuarbeiten. Da die Strafgesetze vornehmlich eine Fortsetzung des antijakobitischen Verfolgungswahns seit dem späten 17. Jahrhundert waren und die jakobitische Gefahr seit 1745 gebannt war, entspannte sich das Verhältnis zwischen Protestanten und Katholiken seit den 1760er Jahren deutlich. Die berüchtigten Vorgaben, kein Katholik dürfe eine Waffe besitzen und keiner ein Pferd, das mehr als fünf Pfund wert sei, waren in der Praxis kaum durchsetzbar. Sie waren eher dazu geeignet, dem System der Gesetze eine einheitliche Gestalt zu verleihen. Dennoch wurden aus den konfessionellen Barrieren mit der Zeit soziale Identitäten. Denn die relative Liberalisierung des Alltags war nicht gleichbedeutend mit Toleranz oder Integration.
    Die Befürworter für diese Abgrenzung fanden sich nicht in London oder im Dubliner Schloss, sondern unter den irischen Protestanten selbst. Deren Furcht, die englische Politik behandeledas katholische Irland zu nachgiebig, war nicht unbegründet. Die demographischen Fakten sprachen für sich: Mehr als drei Viertel der Bevölkerung Irlands waren in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts katholisch, doch weniger als 14 % davon besaßen Land. Anzeichen für eine tiefer greifende Institutionalisierung des Katholizismus in der irischen Gesellschaft gab es schon um 1750, als an verschiedenen Orten Priesterseminare eingerichtet wurden. Die Gründung von Maynooth westlich von Dublin 1795 bildete einen konsequenten Höhepunkt dieser Entwicklung mit zwei Stoßrichtungen: Zum einen wollte man eine gesellschaftliche Neufundierung des Katholizismus erreichen, zum anderen aber suchte man, sich gegen den traditionellen, insbesondere auf dem Land und westlich des Shannon übermächtigen Altkatholizismus abzugrenzen. Politisch wirksam wurden diese Ansätze aber erst seit Beginn des 19. Jahrhunderts. Vorerst behielt die protestantische Elite in allen politischen Dingen die Oberhand. «Wer trägt dafür die Verantwortung, dass das arme Irland weiterhin arm bleibt?», fragte Bischof Berkeleys
Querist
.
Wirtschaft und Handel
    Ernteausfälle verursachten in den Jahren 1728/29, 1740/41, 1744/45 und 1756/57 Krisen und Hungersnöte. Die Gesetze gegen den Export irischen Viehs nach England (1663, 1666) sowie irischer Wollwaren ins Ausland generell (1699) hatten zwar längst ihre Wirkung eingebüßt. Dennoch blieb das katholische Irland vor allem aufgrund von Kapitalmangel und Rohstoffarmut rückständig. Von englischer Seite verhängte Handelsembargos waren der politischen Tageslage geschuldet und auch für die Engländer eine zweischneidige Sache. Z.B. war die Royal Navy der größte Abnehmer von irischem

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