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Geschichte Irlands

Geschichte Irlands

Titel: Geschichte Irlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benedikt Stuchtey
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englischen Thron bestieg und die Geburt seines Sohnes die Fortsetzung einer katholischen Dynastie in England möglich machte, wählte auch er einen Vertrauten, der die Geschicke Irlands maßgeblich bestimmen sollte.
    Richard Talbot, Statthalter in Irland und Herzog von Tyrconnell, versuchte innerhalb kurzer Zeit, politische Schlüsselpositionen wieder mit Katholiken zu besetzen, ein katholisches, allein Jakob II. verpflichtetes Parlament einzuberufen und sogar ein stehendes Heer zu installieren. Das Ziel war, die protestantische Oligarchie durch eine katholische zu ersetzen, die Position des katholischen Klerus zu sichern, den Handel von englischen Beschränkungen zu befreien und einen Einfuhrstopp auf englische Kohle zu verhängen. Jakob II. hatte indes keineswegs vor, Poynings’ Gesetz zu revidieren oder eine parlamentarische Herrschaft in Irland einzurichten, also jenen Hoffnungen zu entsprechen, die man auf der Insel in ihn gesetzt hatte.
    Die Katholiken waren dadurch desillusioniert und meinten, der König trage einen englischen und einen irischen Schuh. Für die Protestanten im Land rief dies wiederum Erinnerungen an die Rebellion von 1641 wach. Folgerichtig widersetzten sich protestantische Städte in Ulster wie Armagh und Enniskillen der Autorität der katholischen englischen Krone. Sie boten sich stattdessen der Armee Wilhelms von Oranien an, damit die Errungenschaften der Glorreichen Revolution von 1688 in England– die Stabilisierung des konstitutionellen Monarchismus und des politischen Protestantismus – endgültig auch in Irland durchgefochten würden.
    Dies geschah dann auch in der Schlacht am Fluss Boyne im Juli 1690. Diese Schlacht zwischen den Häusern Stuart und Oranien gehört zu den berühmtesten und symbolträchtigsten in der Geschichte der Britischen Inseln. Bis zum heutigen Tag wird sie von den nordirischen Protestanten in Belfast auf ihren «Orange Parades» gefeiert. Sicherlich zählt die Schlacht auch zu den folgenreichsten, denn sie ebnete der Ascendancy des 18. Jahrhunderts den Weg zu ihrer Vorherrschaft. Erneut trafen europäische Interessen aufeinander, allerdings ohne konfessionelle Rücksichten. Das Heilige Römische Reich und Spanien verbündeten sich mit Wilhelm, der Papst verhehlte nicht seine Kritik an dem mit Jakob II. verbündeten Frankreich, und beide Seiten engagierten internationale Truppen, in denen auch Niederländer und Dänen dienten.
    Noch vor der militärischen Entscheidung überließ der Exkönig Jakob seinem Truppenführer Tyrconnell die Hinnahme der Niederlage der irischen Katholiken und floh ins französische Exil, an den Hof Ludwigs XIV. Nach dem Krieg folgten ihm fast 11.000 Mitglieder der katholischen Oberschicht der Old English, darunter viele Offiziere. Der Friede von Limerick 1691 war ein milder Kompromiss, der Religionsfreiheit in Maßen garantierte, wenngleich diese nicht realisiert wurde. Er sollte Wilhelm den Rücken freihalten, damit er seine Truppen in Flandern gegen die Franzosen stationieren konnte. Aus Sicht der englischen Krone war Irland wieder einmal nur Nebenschauplatz. Denn militärisch, politisch und ökonomisch musste der irische Katholizismus sich nun vollständig geschlagen geben. In seiner kulturellen und religiösen Dimension aber blieb er eine Sache der großen Bevölkerungsmehrheit, die keine Stimme besaß. Diese Diskrepanz bildete den entscheidenden Grund, aus dem Irlands Weg in die Moderne anders als der des übrigen Europas verlief.

III. Das protestantische Irland
1691–1800
    Das protestantische Irland des 18. Jahrhunderts war die in politischer, sozialer, wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht elitäre Welt der Ascendancy. Geprägt hat diese Welt ihre Zivilisierungsmission. Ihrer inneren Abgeschlossenheit stand die Öffnung der Insel für Einflüsse aus Europa und Amerika gegenüber. Im Inneren allerdings hatte die Bindung des Zivilisationsgedankens an die protestantische Konfession eine Verstetigung der alten Konflikte zur Folge.
    Am Anfang der Epoche stand William Molyneux, am Ende Edmund Burke – zwei am Trinity College Dublin sozialisierte Intellektuelle, für die Zivilisation, der Kernbegriff dieses Kapitels, eine außerordentliche Bedeutung besaß. Molyneux, Freund von John Locke und Gründer der Dublin Philosophical Society, trat 1698 mit einer bahnbrechenden Streitschrift an die

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