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Geschichte machen: Roman (German Edition)

Geschichte machen: Roman (German Edition)

Titel: Geschichte machen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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Gebietsabtrennung von Montenegro und der Herzegowina neugegründeten »Jüdischen Freistaat« unter Kontrolle von Reichsminister Heydrich gezwungen. Amerikas Proteste verhallen ungehört. Der britische Putschversuch wird vereitelt, und fünftausend Putschisten, darunter führende Politiker wie der Duke of York, der Bruder des britischen Königs, werden hingerichtet.
     
    Spur 8
    1940–41 Die Vereinigten Staaten verkünden die eigenständige Entwicklung der Atombombe. Kalter Krieg zwischen Großdeutschland und Amerika. Abbruch aller diplomatischen Beziehungen.
     
    Spur 9
    1942 Nach hartnäckigen Gerüchten, im Jüdischen Freistaat auf dem Balkan komme es zu fortgesetzten Mißhandlungen und Massenmorden, geraten Amerika und Großdeutschland an den Rand des nuklearen Schlagabtausches. Nach Bekanntwerden von technologischen Innovationen in Deutschlands Raketenbau und elektronischer Telemetrie lenkt die USamerikanische Regierung ein. Die russische Rebellion wird blutig niedergeschlagen.
     
    Spur 10
    1943 In ganz Neueuropa wird ein einheitliches Bildungssystem eingeführt. Deutsch wird erste Fremdsprache aller Europäer. Die Berliner Regierung entdeckt Amerikas geheime Nachschublieferungen an die portugiesische Widerstandsbewegung, und erneut droht der Kriegsausbruch zwischen den USA und Deutschland.
     
    Spur 11
    Abspann. Copyright-Angaben. Quellenmaterial. Weiterführende Lektüre.
     
    Hinterher erzählte Steve, ich hätte mir die gesamte Kass mit offenem Mund angeschaut. Anscheinend rührte ich mich nicht vom Fleck, bewegte keinen Finger, schlug kein Bein über das andere und rollte nicht mit den Schultern. Er meinte, man hätte es fast für Katalepsie halten können. Nur meine Augen, die zwischen dem Schirm und dem Index hin und her huschten, verrieten noch Zeichen von Leben und Bewußtsein.
    Als die Kass zu Ende war, beugte sich Steve vor, schaltete den Computer aus und legte mir eine Hand auf die Schulter. Noch nachdem die Kass aus dem Laufwerk geglitten war, starrte ich weiter auf den leeren grauen Schirm.
    »O mein Gott«, sagte ich fast wimmernd. »Was habe ich getan? Was habe ich bloß getan?«
    »Hey, mach dir nicht ins Hemd«, sagte Steve und massierte mir die verspannten Schultern. »Das ist Geschichte. Das ist alles Geschichte.«
    »Steve, wie ist es den Juden ergangen? Dieser Jüdische Freistaat, gibt’s den noch?«
    »Paß auf, das ist alles ewig her. Die Dinge haben sich geändert. Amerika und Europa kommen gut miteinander klar. Es gibt in Europa sogar freie Wahlen. Na ja, weitgehend frei.«
    »Das ist keine Antwort auf meine Frage. Was ist aus den Juden geworden?«
    »Es gibt keine mehr. Nicht in Europa.«
    »Heißt das, sie wurden umgesiedelt? Nach Israel? Was ist passiert?«
    Plötzlich klopfte jemand laut an die Tür. Steve riß die Hände von meiner Schulter und hechtete in die Zimmermitte. Als ich ihn fragend ansah, schüttelte er den Kopf. Offenbar war er genauso ratlos wie ich, wer zum Teufel nachts um eins bei mir klopfen konnte.
    Wieder wurde geklopft, diesmal lauter.
    »Herein!« sagte ich.
    Zwei Männer traten ins Zimmer. Beide trugen dieselben kurzärmligen karierten Hemden, die ich heute schon mal gesehen hatte, als Steve und ich vor dem Alchemist and Barrister gesessen und sie am Nebentisch über einem Stadtplan gestritten hatten.

Naturgeschichte
    Stille Wasser sind tief
     
    »Besorgen Sie mir einen Stadtplan«, sagte Kremer. »Eine geologische Karte. Auf dem allerneusten Stand.«
    Bauer schrieb den Wunsch auf ein Bestellformular und steckte es in einen kleinen Messingzylinder. Er ging zur Wand und fragte Kremer, wie lange sie heute abend wohl noch arbeiten würden.
    Kremer stand über sein Mikroskop gebeugt da und reagierte nicht.
    Bauer schob die Büchse in die Kommunikationsröhre, schloß den Deckel und lauschte, wie der Zylinder fortgesaugt wurde und auf seiner Reise zur Schreibzentrale im ersten Stock durch die Rohrpostanlage klapperte. Er sah auf die Uhr: vier Minuten nach halb sechs. Hartmann, der Archivleiter, brüstete sich damit, jedes beliebige Dokument der Universität eine Viertelstunde nach der Bestellung aushändigen zu können. Er hatte versprochen, Bauer eine Maß Berliner Weiße auszugeben, falls er diese stolze Frist auch nur um eine Sekunde überschreiten würde. Jetzt konnte Bauer ihn beim Wort nehmen, und an einem schwülen Augusttag wie heute gab es nichts Schöneres als ein großes kühles Bier mit einem Schuß Himbeersirup.
    »Ruth, haben Sie einen Augenblick

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