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Geschichte machen: Roman (German Edition)

Geschichte machen: Roman (German Edition)

Titel: Geschichte machen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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genau.«
    Künstlerpech.
    »Ich wollte einen Witz machen, Mom, mehr nicht. Ich wollte dich verkohlen.«
    »Aha.« Meine Mutter war etwas besänftigt und gewann ihre Fassung zurück. »Du bist und bleibst ein Kasper.«
    Wir sprachen so leise wie alle Familien in Restaurants, als wäre jedes zweite Wort »Krebs«. Das wurde mir zu anstrengend.
    »Hört mal«, sagte ich normal laut, was nach dem Vorangegangenen wie Gebrüll klang. »Ich muß hierbleiben. Das Semester ist erst in ein paar Wochen vorbei.«
    Mein Vater sah von seiner Zeitung hoch. »Wo er recht hat, hat er recht, Mary.«
    »Ich hab doch schließlich kein Fieber oder so. Wenn ich was vergesse, kann Steve mich doch dran erinnern.«
    Mein Vater runzelte die Stirn. »Wer ist dieser Steve Burns eigentlich?« fragte er. »Den hast du früher nie erwähnt.«
    »Na ja, wenn nicht Steve, dann eben Scott oder Ronnie oder Todd … irgendeiner von den Jungs wird mir schon Bescheid stoßen.«
    »Todd Williams ist ein sehr sympathischer junger Mann«, sagte meine Mutter. »Erinnerst du dich noch an seine Schwester Emily? Mit der bist du immer tanzen gegangen, als die Williamses noch in Bridgeport gewohnt haben.«
    »Genau. Eben. Nette Leute. Oder Scott paßt auf mich auf.«
    »Gut, es ist natürlich deine freie Entscheidung«, sagte mein Vater. Er beugte sich vor und sagte leiser: »So wie ich diese Regierungsfritzen kenne, lassen die dich auf absehbare Zeit nicht aus den Augen.«
    »Meinst du, die glauben mir nicht?«
    »Blödsinn. Ich will bloß sagen, die gehen solchen Sachen nach. Jeder Einzelheit. Die sind gründlich. Wenn die erst einmal eine Akte angelegt haben, wird die nicht so bald geschlossen. Also behalt die ganze Angelegenheit für dich. Bleib sauber.«
    Ich nickte. »Es will doch keiner mehr das letzte Brötchen, oder?«
     
    Ich lief über den Campus zurück und fühlte mich in Princeton erstmals mutterseelenallein. Ich wußte nicht, wo Steve wohnte, wo sein Wohnheim lag, wo er seine Freizeit verbrachte und wie ich das alles herausfinden sollte. Die Ereignisse der letzten Nacht hatten ihn wahrscheinlich dermaßen ins Bockshorn gejagt, daß er in Zukunft einen großen Bogen um mich machen würde. Es sah ganz danach aus, als wäre ich ab sofort auf mich allein gestellt.
    Ich hatte mich am Peacock Inn mit einem fröhlichen Winken von meinen Eltern verabschiedet. In meiner Hosentasche knisterten fünfhundert Dollar in nagelneuen Scheinen.
    »Weißt du, ich kann mich im Moment nicht an die Nummer erinnern, die ich eingeben muß, um Geld aus der Wand zu holen«, hatte ich meinem Vater erklärt. »Die ist wie weggeblasen.«
    Er hatte die Kohle rausgerückt, ohne mit der Wimper zu zucken. Vielleicht lebten wir in Saus und Braus … vielleicht war das Leben in diesem Amerika der Peacock Inns, der steinreichen Väter und der Hunde namens Bella gar nicht so schlimm.
    Aber irgend etwas … irgend etwas lag in der Luft, das mir partout nicht schmecken wollte. Teilweise lag es daran, wiealle über Steve redeten, teilweise hatte ich von Anfang an das Gefühl gehabt, daß hier etwas fehlte. Nicht nur der Rock ’n’Roll hatte in dieser Welt allem Anschein nach keinerlei Spuren hinterlassen. Die Dinge waren »nett« und »spitze«, aber nichts war »trendy« oder »cool«. Statt dessen hörte ich ständig »Mensch!« und »Mann!« und »Verflixt«, was nicht zu den Staaten paßte, die ich aus dem Kino kannte. Aber vielleicht sprach man auch nur an den Ivy-League-Unis so. Princeton war vermutlich alles andere als repräsentativ. Aber da war noch etwas anderes, das … irgendwie nicht stimmte.
    Ich hörte einen Motor hinter mir, trat zur Seite und ließ einen kleinen Rasentrecker vorbei. Der ältliche Fahrer dankte mir mit einem Nicken, stieg aus, legte einen Schlauch zusammen und packte ihn auf den Anhänger.
    »Hi, Mike.« Eine Hand legte sich auf meine Schulter.
    »Äh, hi«, sagte ich. Es war Scott. Vielleicht auch Todd. Konnte auch Ronnie sein. Einer der drei.
    »Wie geht’s unserm Tommy?«
    »Hey, mir geht’s prima«, meinte ich. »Echt prima. Ich glaub, ich bin übern Berg. Bin wieder ganz der alte Ami.«
    »Was du nicht sagst! Du klingst immer noch wie der König von England.«
    »Ja, ich weiß«, seufzte ich. »Aber so langsam fällt mir alles wieder ein. Doc Ballinger hat gesagt, das könnte ein paar Tage dauern.«
    »Dann kriegen wir dich am Wurfmal also erst mal nicht zu sehen?«
    »Wo? Ach, am
Wurfmal
. Nein, ich fürchte, Baseball kann ich mir erst mal

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