Geschichte machen: Roman (German Edition)

eine Demoversion gesehen.
    (sieht auf den Bildschirm)
    Wenn du mal eine Nachricht verschicken willst, stellst du das folgendermaßen an.
    STEVE tippt die Nachrichtenglyphe am Bildschirmrand an. Die Textseiten schrumpfen säuberlich zusammen, und dahinter baut sich ein neuer Bildschirm auf. Ein Feld wunderschön designter Glyphen.
     
    STEVE
    Tipp mal auf die Sprechglyphe und sag deinen Namen.
     
    MICHAEL (aktiviert die Sprechglyphe)
    Michael Young.
    Auf dem Bildschirm erscheinen zwei Michael Youngs. STEVE deaktiviert die Sprechglyphe.
     
    STEVE
    Sieh mal an, du hast einen Doppelgänger. Du bist der hier, »Young, Michael D.«. Der andere heißt nur »Young, Michael«, ohne zweiten Vornamen. Außerdem ist er im ersten Semester. Siehst du? Das hier neben dem Namen ist sein Abschlußjahr.
    STEVE tippt den Namen YOUNG, MICHAEL D. an. Ein kleines Feld erscheint.
     
    MICHAEL
    Das bin ich! 303, Henry Hall! Wofür stehen die ganzen Icons?
     
    STEVE
    Glyphen, Mikey, die heißen Glyphen. Die hier öffnet ein Infofeld, mit der hier kannst du eine Stimmübertragung machen, mit der hier jemanden anpiepen, und mit der hier kannst du anderen Padnutzern eine Nachricht schicken.
     
    MICHAEL
    Wie bei E-Mail? Elektronische Post, geht das in die Richtung?
     
    STEVE
    Pauspost. Du kannst entweder eine Stimmaufnahme oder eine Textnachricht pausen. Und mit dieser Glyphe kannst du telefonieren.MICHAEL beugt sich vor und aktiviert die Sprechglyphe. Sofort klingelt ein Telefon auf dem Schreibtisch.
     
    MICHAEL
    Ich glaub, mein Schwein pfeift.
     
    STEVE
    Herzlichen Glückwunsch, du hast dich gerade selber angerufen. Auf diese Weise kannst du mich oder sonstwen auf dem Campus anrufen. Entweder als Live-Gespräch, oder du schickst mit dieser Glyphe einen Kurzbrief.
     
    MICHAEL untersucht das Telefon. Einen solchen Fernsprecher hat er noch nie gesehen. Er ist schnurlos, hat aber keine Ähnlichkeit mit einem Handy. Eher eine Kreuzung aus Telefon und Pager.
    STEVE deaktiviert die Sprechglyphe, und das Klingeln verstummt.
     
    STEVE
    Das ist dein mobiles Compad. Jetzt zeig ich dir noch, wie man Pauspost abschickt.
    STEVE berührt die Pauspostglyphe, und am Bildschirm klappt ein Fenster auf.
     
    STEVE
    Schick dir doch mal was.
    STEVE legt den Compad weg und aktiviert die Sprechglyphe. Er sieht MICHAEL an und bedeutet ihm zu sprechen.
     
    MICHAEL (spricht das Terminal an)
    Hi, Mikey, was ist Tango? War ’n verschärfter Abend neulich. Kommste nächste Woche zu’n Yankees mit? Man sieht sich, tschüssikowsky, Mikey.
     
    STEVE deaktiviert die Sprechglyphe wieder. Dann tippt er die Pauspostglyphe an, und das Fenster verschwindet.
    Der Computer gibt ein sattes, tiefes Summen von sich, und am Bildschirm blinkt ein Fenster. »Sie haben neue Pauspost«. Michael tippt die Pauspostglyphe an, und ein Fenster klappt auf: »NEUE PAUSPOST FÜR MICHAEL D. YOUNG VON MICHAEL D.YOUNG«. Michaels eigene Stimme dringt klar und deutlich aus den Lautsprechern am Bildschirm.
     
    LAUTSPRECHER
    Hi, Mikey, was ist Tango? War ’n verschärfter Abend neulich. Kommste nächste Woche zu’n Yankees mit? Man sieht sich, tschüssikowsky, Mikey.
     
    MICHAEL (ergriffen)
    Bo, ey, ist ja echt ’ne Wucht!
     
    STEVE (zuckt die Schultern)
    Jetzt weißt du’s. Ende des Unterrichts.
     
    Wegen der eventuell verborgenen Abhörgeräte tauschen sie noch ein paar Belanglosigkeiten aus.
     
    MICHAEL
    (steht auf und reckt und streckt sich)
    Meine Fresse, Steve. Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll.
     
    STEVE (steht ebenfalls auf)
    Hey, gern geschehen. Jetzt hast du wenigstens keine Entschuldigung mehr für dein Faulenzen.
    Sie stehen sich gegenüber. STEVE sieht MICHAEL in die Augen.
     
    MICHAEL (befangen)
    Ja dann …
     
    STEVE (ebenfalls unsicher)
    Ja. also, ich glaub, ich werd dann mal …
    MICHAEL überrascht sich selbst, als er STEVE ohne ein Wort an sich zieht und ihm die Wange streichelt.
    STEVE starrt ihn an, unfähig, sich zu rühren. Das Gefühl von MICHAELs Hand an der Wange gleicht einem elektrischen Schlag.
     
    MICHAEL (flüstert kaum vernehmlich)
    Ich bin dir wirklich dankbar.
    Er küßt STEVE auf die Lippen.
    STEVE legt MICHAEL die Arme um den Hals und hält ihn fest.
    MICHAEL beendet den Kuß abrupt und macht sich los. Er geht zur Tür, öffnet sie und sagt laut:
     
    MICHAEL
    Also dann, gute Nacht, Steve.
     
    STEVE (enttäuscht und verletzt)
    Klar … sicher. Gute Nacht.
     
    Bevor STEVE gehen kann, wirft MICHAEL vernehmlich die Tür ins Schloß