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Geschichte machen: Roman (German Edition)

Geschichte machen: Roman (German Edition)

Titel: Geschichte machen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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Strandurlaub.
    »Vielleicht wären Sie endlich so gütig, mir zu verraten, was dies alles zu bedeuten hat«, sagte Leo. »Wer sind Sie? Warum veranstalten Sie diese Begegnung? Wie kommt es, daß Sie so viel über mich wissen?«
    »Ich werde Ihnen alles erklären, Sir«, sagte ich. »Das verspreche ich Ihnen. Aber vorher muß ich Sie noch um eine Auskunft bitten. Sie betrifft Ihre Arbeit. Ich muß Sie bitten, eine Vermutung zu bestätigen.«
     
    Ein Detail meines Plans hatte ich bislang nicht ausarbeiten können. Vielleicht hatte ich gehofft, Leo hätte irgendeine Idee. Sie wäre ihm garantiert auch gekommen. Als die Abenddämmerung anbrach und wir uns gerade trennen wollten, um uns auf verschiedenen Wegen nach Princeton zurückzukämpfen, stieß ich einen Freudenschrei aus, als mir eine glänzende Idee kam.
    »Ach du Scheiße, schon wieder Feuerameisen?« fragte Steve.
    »Nein«, sagte ich. »Keine Ameisen. Ich habe eine Idee. Hat einer von euch zufällig einen Behälter dabei?«
    »So was hier?« Steve hielt seine blaue Nylontasche hoch. »Nee, die wäre danach hinüber. Was Kleineres würde reichen. Eher eine Einkaufstasche. Oder ’ne Plastiktüte. Noch besser wäre eine Schachtel.«
    »Ich habe zu Hause viele Taschen und Schachteln«, sagte Leo.
    »Das hilft mir leider nicht. Ich brauche jetzt sofort etwas.«
    »Warum?«
    »Hey!« sagte Steve, der in seiner Nylontasche gewühlt hatte. »Kannst du damit was anfangen?«
    Er hielt einen silbrig glänzenden Behälter hoch, der halb so groß wie ein Schuhkarton war.
    »Das ist ideal«, sagte ich, »was zum Teufel ist das?«
    »Da drin bewahre ich meine Filter und die kleinen Objektive auf.«
    Er machte den Deckel ab und zeigte mir den Inhalt.
    »Hm«, machte ich zögernd. »Das ist ja alles unterteilt.«
    »Die Trennwände lassen sich rausnehmen«, sagte Steve. »Siehst du?«
    Er nahm die Linsen und Filter heraus und entfernte die Unterteilungen.
    »Klasse. Einfach klasse. Viel besser als jede Tüte. Wenn wir Glück haben, ist das sogar luftdicht. Eine Frage, Steve«, sagte ich und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Hast du einen guten Magen?«
    Er zog erstaunt die Brauen zusammen. »Ich glaube schon«, sagte er. »Der verträgt so einiges. Warum?«
    »Na ja«, sagte ich. »Hinter dem Baumstumpf da drüben liegen zwei tote Ratten. Aber ich warne dich, sie wimmeln schon von Würmern und stinken zum Himmel.«
     
    Fünf Stunden später trafen Steve und ich uns an der Statue der Scientia triumphans und warteten auf Leo.
    »Er kommt doch, oder?« fragte ich. »Ich meine, er wird uns doch nicht in letzter Sekunde im Stich lassen?«
    »Er hat gesagt, er würde kommen. Dann kommt er auch.«
    »Warum bist du eigentlich so ruhig? Wie kommt es bloß, daß du die Ruhe in Person bist? Ich bin nicht ruhig. In meinem Adrenalinspiegel könnte Christophorus ersaufen. Aber du … du hast dich schon den ganzen Tag völlig unter Kontrolle. Wie kommt das? Warum bist du so ruhig? Ich bin nicht ruhig. Ich bin keine Spur ruhig.«
    »Fast hätt ich’s nicht gemerkt«, grinste er.
    »Es kann schließlich eine Katastrophe geben. Vielleicht geht die ganze Chose von vorne los. Vielleicht wache ich im Irak in einer Folterzelle auf oder in einem sibirischen Gulag. Mein Gott, vielleicht muß ich das von nun an mein Lebenlang machen wie der Typ im
Fliegenden Holländer
oder wie Scott Bakula in
Zurück in die Vergangenheit
. Und zwar ohne die zweifelhafte Unterstützung durch Dean Stockwell.«
    »Ich habe zwar keinen blassen Schimmer, wovon du da wieder redest«, sagte Steve, »aber du mußt einfach glauben, daß es klappt, Kumpel. Die Welt, in der du aufwachst, kann nicht schlimmer sein als diese.«
    »Ach nein?« sagte ich. »Ich weiß nicht, ob deine Welt wirklich so viel schlimmer ist als meine.«
    »Nach allem, was du erzählt hast, ist es hier viel schlimmer.«
    »Mag sein, aber ich hab dir auch noch nicht von Microsoft und Rupert Murdoch und Fundamentalisten und minderjährigen Crack-Junkies mit Uzis erzählt. Ich hab dir nichts von Lotto-Rubbelkarten und BSE und
Larry King Live
erzählt. Vielleicht sollten wir die ganze Geschichte einfach begraben.«
    »Du hast doch bloß Schiß, das ist alles. Du hast von politischer Korrektheit erzählt, von schwulen Stadtvierteln, Rock and Roll, Clinton-Eastwood-Filmen und daß Kinder ihre Väter nicht mit ›Sir‹ anreden müssen, sondern mit ›Motherfucker‹ und ›schwirr ab, Alter‹, und daß sie zum Chill-off in Ecstasy-Clubs gehen. Davon

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